doch von Gewissensbissen gefoltert. Diese will sie los werden, aber ohne viele Umstände. Sie sucht in Ordnung der Angelegenheiten ihrer Seele wohl- feilen Hauses davon zu kommen, ähn- lich wie eine Bankerottierer mit seinem Gevatter beratet, um mit seinen Gläu- bigern einen möglichst annehmbaren Vergleich zu schließen. Eine dritte stirbt mit einem frommen Betrug auf den Lippen und der Verzweiflung im Herzen, u. s. w. Frauen, die sich vom Glauben losgesagt haben, werden nach Lauvergne's Beobachtungen von einem unaussprechlichen Abscheu vor dem Tode gefoltert. Lauvergne scheidet von dem Sterbebete der christlichen Mutter mit der Bemerkung: "Wenn man solchen charakteristischen Todeskämpfen bei- wohnt, so ist man über den Hauptpunkt einig, daß keiner unter denselben dem er- baulichen Ende der einfachen Familien- mutter gleicht, welche ihre letzten liebe- vollen Blicke gegen den Himmel, auf
doch von Gewissensbissen gefoltert. Diese will sie los werden, aber ohne viele Umstände. Sie sucht in Ordnung der Angelegenheiten ihrer Seele wohl- feilen Hauses davon zu kommen, ähn- lich wie eine Bankerottierer mit seinem Gevatter beratet, um mit seinen Gläu- bigern einen möglichst annehmbaren Vergleich zu schließen. Eine dritte stirbt mit einem frommen Betrug auf den Lippen und der Verzweiflung im Herzen, u. s. w. Frauen, die sich vom Glauben losgesagt haben, werden nach Lauvergne's Beobachtungen von einem unaussprechlichen Abscheu vor dem Tode gefoltert. Lauvergne scheidet von dem Sterbebete der christlichen Mutter mit der Bemerkung: „Wenn man solchen charakteristischen Todeskämpfen bei- wohnt, so ist man über den Hauptpunkt einig, daß keiner unter denselben dem er- baulichen Ende der einfachen Familien- mutter gleicht, welche ihre letzten liebe- vollen Blicke gegen den Himmel, auf
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doch von Gewissensbissen gefoltert.
Diese will sie los werden, aber ohne
viele Umstände. Sie sucht in Ordnung
der Angelegenheiten ihrer Seele wohl-
feilen Hauses davon zu kommen, ähn-
lich wie eine Bankerottierer mit seinem
Gevatter beratet, um mit seinen Gläu-
bigern einen möglichst annehmbaren
Vergleich zu schließen. Eine dritte
stirbt mit einem frommen Betrug auf
den Lippen und der Verzweiflung im
Herzen, u. s. w. Frauen, die sich vom
Glauben losgesagt haben, werden nach
Lauvergne's Beobachtungen von einem
unaussprechlichen Abscheu vor dem Tode
gefoltert. Lauvergne scheidet von dem
Sterbebete der christlichen Mutter mit
der Bemerkung: „Wenn man solchen
charakteristischen Todeskämpfen bei-
wohnt, so ist man über den Hauptpunkt
einig, daß keiner unter denselben dem er-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/346>, abgerufen am 25.11.2024.
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