da bereits eine kleine Ernte von der frühern Aussaat. Es wird leicht ge- hen mit dem Gehorsam, oder schwer, oder gar nicht, je nachdem sie ihr An- sehen früher befestigt hat oder nicht. Das Versäumte läßt sich in dieser Zeit vielleicht mit großer Mühe noch nachholen, aber jedenfalls dürfen jetzt das Ansehen der Mutter und der Ge- horsam nicht wanken, wenn nicht das ganze Erziehungswerk scheitern soll. Man meint zwar, der Vater habe in der Familie neben der mütterlichen Milde die strengere Seite zu vertre- ten. Er soll das auch, und damit eine Stütze der Mutter sein, aber diese darf nicht alles auf ihn abstellen. Vielfach ist er abwesend, oft kümmert er sich wenig um die Erziehung, auch kann die Mutter Witwe werden und die Erziehung allein besorgen müssen. So ist ihr ein Ansehen, vor dem die Kinder ohne Widerspruch und Zögern sich beugen, unentbehrlich, und muß
da bereits eine kleine Ernte von der frühern Aussaat. Es wird leicht ge- hen mit dem Gehorsam, oder schwer, oder gar nicht, je nachdem sie ihr An- sehen früher befestigt hat oder nicht. Das Versäumte läßt sich in dieser Zeit vielleicht mit großer Mühe noch nachholen, aber jedenfalls dürfen jetzt das Ansehen der Mutter und der Ge- horsam nicht wanken, wenn nicht das ganze Erziehungswerk scheitern soll. Man meint zwar, der Vater habe in der Familie neben der mütterlichen Milde die strengere Seite zu vertre- ten. Er soll das auch, und damit eine Stütze der Mutter sein, aber diese darf nicht alles auf ihn abstellen. Vielfach ist er abwesend, oft kümmert er sich wenig um die Erziehung, auch kann die Mutter Witwe werden und die Erziehung allein besorgen müssen. So ist ihr ein Ansehen, vor dem die Kinder ohne Widerspruch und Zögern sich beugen, unentbehrlich, und muß
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0327"xml:id="E29_001_1914_pb0319_0001"n="319"/>
da bereits eine kleine Ernte von der<lb/>
frühern Aussaat. Es wird leicht ge-<lb/>
hen mit dem Gehorsam, oder schwer,<lb/>
oder gar nicht, je nachdem sie ihr An-<lb/>
sehen früher befestigt hat oder nicht.<lb/>
Das Versäumte läßt sich in dieser<lb/>
Zeit vielleicht mit großer Mühe noch<lb/>
nachholen, aber jedenfalls dürfen jetzt<lb/>
das Ansehen der Mutter und der Ge-<lb/>
horsam nicht wanken, wenn nicht das<lb/>
ganze Erziehungswerk scheitern soll.<lb/>
Man meint zwar, der Vater habe in<lb/>
der Familie neben der mütterlichen<lb/>
Milde die strengere Seite zu vertre-<lb/>
ten. Er soll das auch, und damit<lb/>
eine Stütze der Mutter sein, aber diese<lb/>
darf nicht alles auf ihn abstellen.<lb/>
Vielfach ist er abwesend, oft kümmert<lb/>
er sich wenig um die Erziehung, auch<lb/>
kann die Mutter Witwe werden und<lb/>
die Erziehung allein besorgen müssen.<lb/>
So ist ihr ein Ansehen, vor dem die<lb/>
Kinder ohne Widerspruch und Zögern<lb/>
sich beugen, unentbehrlich, und muß<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[319/0327]
da bereits eine kleine Ernte von der
frühern Aussaat. Es wird leicht ge-
hen mit dem Gehorsam, oder schwer,
oder gar nicht, je nachdem sie ihr An-
sehen früher befestigt hat oder nicht.
Das Versäumte läßt sich in dieser
Zeit vielleicht mit großer Mühe noch
nachholen, aber jedenfalls dürfen jetzt
das Ansehen der Mutter und der Ge-
horsam nicht wanken, wenn nicht das
ganze Erziehungswerk scheitern soll.
Man meint zwar, der Vater habe in
der Familie neben der mütterlichen
Milde die strengere Seite zu vertre-
ten. Er soll das auch, und damit
eine Stütze der Mutter sein, aber diese
darf nicht alles auf ihn abstellen.
Vielfach ist er abwesend, oft kümmert
er sich wenig um die Erziehung, auch
kann die Mutter Witwe werden und
die Erziehung allein besorgen müssen.
So ist ihr ein Ansehen, vor dem die
Kinder ohne Widerspruch und Zögern
sich beugen, unentbehrlich, und muß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/327>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.