dem Kinde zumutet, ordentlich und reinlich zu sein der Leute wegen. Hier verdrängt man durch die Eitelkeit, dort durch die Sinnlichkeit die sittlichen Be- weggründe im Kinde.
Belohnungen sollen dem Ge- sagten zufolge nicht zum voraus ver- sprochen werden. Als nachträgliche An- erkennung sind sie nicht gerade aus- geschlossen, sollen aber nicht zu häufig vorkommen. Auch suche man, sobald das Alter der Kinder es gestattet, mit den Geschenken nicht bloß ihrer Gaumen- lust und Eitelkeit zu schmeicheln, sonst bringt man ihnen die Meinung bei, daß es keine höheren und edleren Genüsse gebe.
Mit dem Lobe sei man sparsam, man spende es nicht vor andern Leuten, sonst befördert man die Eitelkeit. Auch sei man im Loben gerecht. Nicht selten lobt man das Kind wegen seinen natür- lichen Gaben und Talenten, weil es z. B. mit Leichtigkeit lernt, und das ist durch- aus gefehlt. Mitunter wird ein minder-
dem Kinde zumutet, ordentlich und reinlich zu sein der Leute wegen. Hier verdrängt man durch die Eitelkeit, dort durch die Sinnlichkeit die sittlichen Be- weggründe im Kinde.
Belohnungen sollen dem Ge- sagten zufolge nicht zum voraus ver- sprochen werden. Als nachträgliche An- erkennung sind sie nicht gerade aus- geschlossen, sollen aber nicht zu häufig vorkommen. Auch suche man, sobald das Alter der Kinder es gestattet, mit den Geschenken nicht bloß ihrer Gaumen- lust und Eitelkeit zu schmeicheln, sonst bringt man ihnen die Meinung bei, daß es keine höheren und edleren Genüsse gebe.
Mit dem Lobe sei man sparsam, man spende es nicht vor andern Leuten, sonst befördert man die Eitelkeit. Auch sei man im Loben gerecht. Nicht selten lobt man das Kind wegen seinen natür- lichen Gaben und Talenten, weil es z. B. mit Leichtigkeit lernt, und das ist durch- aus gefehlt. Mitunter wird ein minder-
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dem Kinde zumutet, ordentlich und
reinlich zu sein der Leute wegen. Hier
verdrängt man durch die Eitelkeit, dort
durch die Sinnlichkeit die sittlichen Be-
weggründe im Kinde.
Belohnungen sollen dem Ge-
sagten zufolge nicht zum voraus ver-
sprochen werden. Als nachträgliche An-
erkennung sind sie nicht gerade aus-
geschlossen, sollen aber nicht zu häufig
vorkommen. Auch suche man, sobald das
Alter der Kinder es gestattet, mit den
Geschenken nicht bloß ihrer Gaumen-
lust und Eitelkeit zu schmeicheln, sonst
bringt man ihnen die Meinung bei, daß
es keine höheren und edleren Genüsse gebe.
Mit dem Lobe sei man sparsam,
man spende es nicht vor andern Leuten,
sonst befördert man die Eitelkeit. Auch
sei man im Loben gerecht. Nicht selten
lobt man das Kind wegen seinen natür-
lichen Gaben und Talenten, weil es z. B.
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/254>, abgerufen am 23.12.2024.
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