Glauben darum bitten. Das Schiff ist ohne Steuermann und ohne Kompaß dem Winde und den Wellen überlassen. Statt daß der Glaube und das Leben aus dem Glauben über die Hindernisse des Seelenfriedens und des Seelenheiles triumphieren, werden sie von denselben erstickt oder wenigstens unfruchtbar ge- macht.
Noch schlimmer steht es, wenn das Uebel von Innen heraus kommt. Es gibt Frauen, welche durch die Erzieh- ung oder durch die Einflüsse der Welt, wohl auch durch ihre Lektüre lau ge- worden sind. Niemand ist übler daran, als eine laue Frau. Es gibt mit- unter Menschen, die krank sind, ohne daß sie wissen, was ihnen eigentlich fehlt. Sie klagen über Schwäche Un- lust zum Essen und Arbeiten, sonst fehlt ihnen, wie sie meinen, nichts. Aehnlich ist es mit diesen lauen Christinnen. Sie sind nicht ungläubig, keine großen Sün- derinnen, aber der Glaube ist ermattet,
Glauben darum bitten. Das Schiff ist ohne Steuermann und ohne Kompaß dem Winde und den Wellen überlassen. Statt daß der Glaube und das Leben aus dem Glauben über die Hindernisse des Seelenfriedens und des Seelenheiles triumphieren, werden sie von denselben erstickt oder wenigstens unfruchtbar ge- macht.
Noch schlimmer steht es, wenn das Uebel von Innen heraus kommt. Es gibt Frauen, welche durch die Erzieh- ung oder durch die Einflüsse der Welt, wohl auch durch ihre Lektüre lau ge- worden sind. Niemand ist übler daran, als eine laue Frau. Es gibt mit- unter Menschen, die krank sind, ohne daß sie wissen, was ihnen eigentlich fehlt. Sie klagen über Schwäche Un- lust zum Essen und Arbeiten, sonst fehlt ihnen, wie sie meinen, nichts. Aehnlich ist es mit diesen lauen Christinnen. Sie sind nicht ungläubig, keine großen Sün- derinnen, aber der Glaube ist ermattet,
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0112"xml:id="E29_001_1914_pb0104_0001"n="104"/>
Glauben darum bitten. Das Schiff ist<lb/>
ohne Steuermann und ohne Kompaß<lb/>
dem Winde und den Wellen überlassen.<lb/>
Statt daß der Glaube und das Leben<lb/>
aus dem Glauben über die Hindernisse<lb/>
des Seelenfriedens und des Seelenheiles<lb/>
triumphieren, werden sie von denselben<lb/>
erstickt oder wenigstens unfruchtbar ge-<lb/>
macht.</p><p>Noch schlimmer steht es, wenn das<lb/>
Uebel von Innen heraus kommt. Es<lb/>
gibt Frauen, welche durch die Erzieh-<lb/>
ung oder durch die Einflüsse der Welt,<lb/>
wohl auch durch ihre Lektüre lau ge-<lb/>
worden sind. Niemand ist übler daran,<lb/>
als eine <hirendition="#g">laue Frau</hi>. Es gibt mit-<lb/>
unter Menschen, die krank sind, ohne<lb/>
daß sie wissen, was ihnen eigentlich<lb/>
fehlt. Sie klagen über Schwäche Un-<lb/>
lust zum Essen und Arbeiten, sonst fehlt<lb/>
ihnen, wie sie meinen, nichts. Aehnlich<lb/>
ist es mit diesen lauen Christinnen. Sie<lb/>
sind nicht ungläubig, keine großen Sün-<lb/>
derinnen, aber der Glaube ist ermattet,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[104/0112]
Glauben darum bitten. Das Schiff ist
ohne Steuermann und ohne Kompaß
dem Winde und den Wellen überlassen.
Statt daß der Glaube und das Leben
aus dem Glauben über die Hindernisse
des Seelenfriedens und des Seelenheiles
triumphieren, werden sie von denselben
erstickt oder wenigstens unfruchtbar ge-
macht.
Noch schlimmer steht es, wenn das
Uebel von Innen heraus kommt. Es
gibt Frauen, welche durch die Erzieh-
ung oder durch die Einflüsse der Welt,
wohl auch durch ihre Lektüre lau ge-
worden sind. Niemand ist übler daran,
als eine laue Frau. Es gibt mit-
unter Menschen, die krank sind, ohne
daß sie wissen, was ihnen eigentlich
fehlt. Sie klagen über Schwäche Un-
lust zum Essen und Arbeiten, sonst fehlt
ihnen, wie sie meinen, nichts. Aehnlich
ist es mit diesen lauen Christinnen. Sie
sind nicht ungläubig, keine großen Sün-
derinnen, aber der Glaube ist ermattet,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/112>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.