Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914].viel oder wenig betet, sondern ob man Manche verfallen in den scheinbar viel oder wenig betet, sondern ob man Manche verfallen in den scheinbar <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0108" xml:id="E29_001_1914_pb0100_0001" n="100"/> viel oder wenig betet, sondern ob man<lb/> mit den <hi rendition="#g">rechten Gesinnungen</hi> betet.<lb/> Der Herr hat im alten und neuen<lb/> Bunde das bloße Lippengebet auf das<lb/> schärfste verurteilt, dagegen dem Gebete,<lb/> das mit Glauben und Demut, Ver-<lb/> trauen und Andacht verrichtet wird,<lb/> die tröstlichsten Verheißungen gegeben.</p> <p>Manche verfallen in den scheinbar<lb/> entgegengesetzten Fehler, indem sie <hi rendition="#g">fühl-<lb/> baren Trost</hi> suchen und in religiösen<lb/> Gefühlen gewissermaßen schwelgen wol-<lb/> len. Auch das heißt den Zweck verges-<lb/> sen und das Mittel mißbrauchen. Der<lb/> Zweck der religiösen Uebungen ist die<lb/> Verehrung Gottes und die Erlangung<lb/> von Gnaden. Ob man fühlbar erquickt<lb/> werde oder nicht, ist reine Nebensache.<lb/> Des Genusses wegen soll man sich nicht<lb/> zum Gebete wenden, wie man es we-<lb/> gen Unlust und Trockenheit nicht un-<lb/> terlassen darf. Die Wirkungen des Ge-<lb/> betes im letzteren Falle werden meistens<lb/> sogar heilsamer sein.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
viel oder wenig betet, sondern ob man
mit den rechten Gesinnungen betet.
Der Herr hat im alten und neuen
Bunde das bloße Lippengebet auf das
schärfste verurteilt, dagegen dem Gebete,
das mit Glauben und Demut, Ver-
trauen und Andacht verrichtet wird,
die tröstlichsten Verheißungen gegeben.
Manche verfallen in den scheinbar
entgegengesetzten Fehler, indem sie fühl-
baren Trost suchen und in religiösen
Gefühlen gewissermaßen schwelgen wol-
len. Auch das heißt den Zweck verges-
sen und das Mittel mißbrauchen. Der
Zweck der religiösen Uebungen ist die
Verehrung Gottes und die Erlangung
von Gnaden. Ob man fühlbar erquickt
werde oder nicht, ist reine Nebensache.
Des Genusses wegen soll man sich nicht
zum Gebete wenden, wie man es we-
gen Unlust und Trockenheit nicht un-
terlassen darf. Die Wirkungen des Ge-
betes im letzteren Falle werden meistens
sogar heilsamer sein.
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