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[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.

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d. h. läuft auf Koketterie und Aefferei hinaus. Daher hat schon Rousseau gesagt: Les femmes, en general, n'aiment aucun art, ne se connoissent a aucun, et n'ont aucun genie (Lettre a d'Alembert, note XX.) Auch wird Jeder, der über den Schein hinaus ist, es schon bemerkt haben."

Diese ächt Schopenhauer'sche Darlegung mag, wie gesagt, etwas zu weit gehen: aber daß in der That ein erschrecklich hoher Procentsatz des musikalischen Dilettantismus auf Conto dessen gesetzt werden muß, was ein ungalanter Franzose die Jagd auf den Gatten betitelt - sei es nun, daß die musiktreibende Schülerin selbst im Grund ihres heranreifenden Herzens die Jägerin ist, sei es, daß nur die vorschauende Mutter ihre Netze und Speere rüstet - das scheint doch dem unbefangnen Beobachter zweifellos. Ohne inneres Verständnis der Kunst, ohne ernsthafte Neigung wird flott darauf losgepauckt, nur um dereinst im Salon mit irgend einem Bravourstück zu brilliren und brave, heiratsfähige Herzen in glückverheißende Schwingungen zu versetzen. "Nach der Verheirathung," sagt Holl, "wird dann die edle Kunst vernachlässigt, und wie ein überflüssiges Hausgeräthe bei Seite gesetzt, - der beste Beweis, daß sie lediglich ein Mittel zum Zweck war."

Hieraus erklärt es sich auch, warum die halbwüchsigen Mädchen bei aller Talentlosigkeit doch stets fleißiger und ausdauernder sind als die Knaben. In ihrem ahnenden Herzen regt sich eben ein ausreichendes Motiv gegen den Ueberdruß. Diese fleißigen, talentlosen Ueberinnen sind dieselben Geschöpfe, die später mit Todesverachtung die Qualen zu enger Schnürleiber und Ball-Schuhe aushalten, gleichfalls aus Eitelkeit und im Berufe des Männer-Jagens.

d. h. läuft auf Koketterie und Aefferei hinaus. Daher hat schon Rousseau gesagt: Les femmes, en général, n’aiment aucun art, ne se connoissent à aucun, et n’ont aucun génie (Lettre à d’Alembert, note XX.) Auch wird Jeder, der über den Schein hinaus ist, es schon bemerkt haben.“

Diese ächt Schopenhauer’sche Darlegung mag, wie gesagt, etwas zu weit gehen: aber daß in der That ein erschrecklich hoher Procentsatz des musikalischen Dilettantismus auf Conto dessen gesetzt werden muß, was ein ungalanter Franzose die Jagd auf den Gatten betitelt – sei es nun, daß die musiktreibende Schülerin selbst im Grund ihres heranreifenden Herzens die Jägerin ist, sei es, daß nur die vorschauende Mutter ihre Netze und Speere rüstet – das scheint doch dem unbefangnen Beobachter zweifellos. Ohne inneres Verständnis der Kunst, ohne ernsthafte Neigung wird flott darauf losgepauckt, nur um dereinst im Salon mit irgend einem Bravourstück zu brilliren und brave, heiratsfähige Herzen in glückverheißende Schwingungen zu versetzen. „Nach der Verheirathung,“ sagt Holl, „wird dann die edle Kunst vernachlässigt, und wie ein überflüssiges Hausgeräthe bei Seite gesetzt, – der beste Beweis, daß sie lediglich ein Mittel zum Zweck war.“

Hieraus erklärt es sich auch, warum die halbwüchsigen Mädchen bei aller Talentlosigkeit doch stets fleißiger und ausdauernder sind als die Knaben. In ihrem ahnenden Herzen regt sich eben ein ausreichendes Motiv gegen den Ueberdruß. Diese fleißigen, talentlosen Ueberinnen sind dieselben Geschöpfe, die später mit Todesverachtung die Qualen zu enger Schnürleiber und Ball-Schuhe aushalten, gleichfalls aus Eitelkeit und im Berufe des Männer-Jagens.

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[60/0062] d. h. läuft auf Koketterie und Aefferei hinaus. Daher hat schon Rousseau gesagt: Les femmes, en général, n’aiment aucun art, ne se connoissent à aucun, et n’ont aucun génie (Lettre à d’Alembert, note XX.) Auch wird Jeder, der über den Schein hinaus ist, es schon bemerkt haben.“ Diese ächt Schopenhauer’sche Darlegung mag, wie gesagt, etwas zu weit gehen: aber daß in der That ein erschrecklich hoher Procentsatz des musikalischen Dilettantismus auf Conto dessen gesetzt werden muß, was ein ungalanter Franzose die Jagd auf den Gatten betitelt – sei es nun, daß die musiktreibende Schülerin selbst im Grund ihres heranreifenden Herzens die Jägerin ist, sei es, daß nur die vorschauende Mutter ihre Netze und Speere rüstet – das scheint doch dem unbefangnen Beobachter zweifellos. Ohne inneres Verständnis der Kunst, ohne ernsthafte Neigung wird flott darauf losgepauckt, nur um dereinst im Salon mit irgend einem Bravourstück zu brilliren und brave, heiratsfähige Herzen in glückverheißende Schwingungen zu versetzen. „Nach der Verheirathung,“ sagt Holl, „wird dann die edle Kunst vernachlässigt, und wie ein überflüssiges Hausgeräthe bei Seite gesetzt, – der beste Beweis, daß sie lediglich ein Mittel zum Zweck war.“ Hieraus erklärt es sich auch, warum die halbwüchsigen Mädchen bei aller Talentlosigkeit doch stets fleißiger und ausdauernder sind als die Knaben. In ihrem ahnenden Herzen regt sich eben ein ausreichendes Motiv gegen den Ueberdruß. Diese fleißigen, talentlosen Ueberinnen sind dieselben Geschöpfe, die später mit Todesverachtung die Qualen zu enger Schnürleiber und Ball-Schuhe aushalten, gleichfalls aus Eitelkeit und im Berufe des Männer-Jagens.

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Zitationshilfe: [Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckstein_dudler_1893/62>, abgerufen am 24.11.2024.