[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.Mann sich geschnitten hat; das aber weiß ich, daß die intelligenteren Elemente der römischen Kaiserzeit dem conventionellen Lirum-Larum einfach den Rücken kehrten. Mit schalkhafter Ironie betont uns der Dichter Ovid in der Ars amandi den wahren Zweck dieses musikalischen Bildungs-Triebes... Schmeichelnd wirkt der Gesang; drum Jungfrau schule dein Stimmchen! Oft, wo die Schönheit fehlt, schafft der Gesang den Gemahl; Mögen entströmen dem Mund Melodieen gehört im Theater, Oder erotischer Klang fern vom Gestade des Nils. Der grämliche Frankfurter Philosoph mag freilich zu weit gehen, wenn er alle künstlerischen Bestrebungen der Frauenwelt wie folgt beurteilt: "Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Das macht, sie sind keines rein objektiven Anteils an irgend etwas fähig, und der Grund hiervon ist, denke ich, folgender. Der Mann strebt in Allem eine direkte Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwingen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß indirekte Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es direkt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehen, und ihr Anteil an irgend etwas Anderem ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg, Mann sich geschnitten hat; das aber weiß ich, daß die intelligenteren Elemente der römischen Kaiserzeit dem conventionellen Lirum-Larum einfach den Rücken kehrten. Mit schalkhafter Ironie betont uns der Dichter Ovid in der Ars amandi den wahren Zweck dieses musikalischen Bildungs-Triebes… Schmeichelnd wirkt der Gesang; drum Jungfrau schule dein Stimmchen! Oft, wo die Schönheit fehlt, schafft der Gesang den Gemahl; Mögen entströmen dem Mund Melodieen gehört im Theater, Oder erotischer Klang fern vom Gestade des Nils. Der grämliche Frankfurter Philosoph mag freilich zu weit gehen, wenn er alle künstlerischen Bestrebungen der Frauenwelt wie folgt beurteilt: „Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Das macht, sie sind keines rein objektiven Anteils an irgend etwas fähig, und der Grund hiervon ist, denke ich, folgender. Der Mann strebt in Allem eine direkte Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwingen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß indirekte Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es direkt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehen, und ihr Anteil an irgend etwas Anderem ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="59"/> Mann sich geschnitten hat; das aber weiß ich, daß die intelligenteren Elemente der römischen Kaiserzeit dem conventionellen Lirum-Larum einfach den Rücken kehrten.</p> <p>Mit schalkhafter Ironie betont uns der Dichter Ovid in der <hi rendition="#aq">Ars amandi</hi> den wahren Zweck dieses musikalischen Bildungs-Triebes…</p> <lg type="poem"> <l>Schmeichelnd wirkt der Gesang; drum Jungfrau schule dein<lb/><hi rendition="#et">Stimmchen!</hi></l><lb/> <l>Oft, wo die Schönheit fehlt, schafft der Gesang den Gemahl;</l><lb/> <l>Mögen entströmen dem Mund Melodieen gehört im Theater,</l><lb/> <l>Oder erotischer Klang fern vom Gestade des Nils.</l><lb/> </lg> <p>Der grämliche Frankfurter Philosoph mag freilich zu weit gehen, wenn er alle künstlerischen Bestrebungen der Frauenwelt wie folgt beurteilt:</p> <p>„Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Das macht, sie sind keines <hi rendition="#g">rein objektiven Anteils</hi> an irgend etwas fähig, und der Grund hiervon ist, denke ich, folgender. Der Mann strebt in Allem eine <hi rendition="#g">direkte</hi> Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwingen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß <hi rendition="#g">indirekte</hi> Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es direkt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehen, und ihr Anteil an irgend etwas Anderem ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg, </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0061]
Mann sich geschnitten hat; das aber weiß ich, daß die intelligenteren Elemente der römischen Kaiserzeit dem conventionellen Lirum-Larum einfach den Rücken kehrten.
Mit schalkhafter Ironie betont uns der Dichter Ovid in der Ars amandi den wahren Zweck dieses musikalischen Bildungs-Triebes…
Schmeichelnd wirkt der Gesang; drum Jungfrau schule dein
Stimmchen!
Oft, wo die Schönheit fehlt, schafft der Gesang den Gemahl;
Mögen entströmen dem Mund Melodieen gehört im Theater,
Oder erotischer Klang fern vom Gestade des Nils.
Der grämliche Frankfurter Philosoph mag freilich zu weit gehen, wenn er alle künstlerischen Bestrebungen der Frauenwelt wie folgt beurteilt:
„Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben. Das macht, sie sind keines rein objektiven Anteils an irgend etwas fähig, und der Grund hiervon ist, denke ich, folgender. Der Mann strebt in Allem eine direkte Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwingen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß indirekte Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es direkt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, Alles nur als Mittel, den Mann zu gewinnen, anzusehen, und ihr Anteil an irgend etwas Anderem ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg,
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Zitationshilfe: | [Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckstein_dudler_1893/61>, abgerufen am 08.07.2024. |