thun; ich fehlte nicht bei den Vorstellungen und bemerkte am andern Tage Alles, was mir nicht recht erschienen."
"Dadurch brachte ich sie in ihrer Kunst weiter. -- Aber ich suchte auch den ganzen Stand in der äußern Achtung zu heben, indem ich die Besten und Hoffnungs¬ vollsten in meine Kreise zog und dadurch der Welt zeigte, daß ich sie eines geselligen Verkehrs mit mir werth achtete. Hierdurch geschah aber, daß auch die übrige höhere Weimar'sche Gesellschaft hinter mir nicht zurückblieb und daß Schauspieler und Schau¬ spielerinnen in die besten Zirkel bald einen ehrenvollen Zutritt gewannen. Durch Alles mußte für sie eine große innere wie äußere Cultur hervorgehen. Mein Schüler Wolf in Berlin, sowie unser Dürand, sind Leute von dem feinsten geselligen Tact. Herr Oels und Graff haben hinreichende höhere Bildung, um der besten Gesellschaft Ehre zu machen."
"Schiller verfuhr in demselbigen Sinne, wie ich. Er verkehrte mit Schauspielern und Schauspielerinnen sehr viel. Er war gleich mir bei allen Proben gegen¬ wärtig, und nach jeder gelungenen Vorstellung von einem seiner Stücke pflegte er sie zu sich einzuladen und sich mit ihnen einen guten Tag zu machen. Man freuete sich gemeinsam an dem, was gelungen, und besprach sich über das, was etwa das nächstemal besser zu thun sey. Aber schon als Schiller bei uns eintrat, fand er Schauspieler wie Publicum bereits im
thun; ich fehlte nicht bei den Vorſtellungen und bemerkte am andern Tage Alles, was mir nicht recht erſchienen.“
„Dadurch brachte ich ſie in ihrer Kunſt weiter. — Aber ich ſuchte auch den ganzen Stand in der äußern Achtung zu heben, indem ich die Beſten und Hoffnungs¬ vollſten in meine Kreiſe zog und dadurch der Welt zeigte, daß ich ſie eines geſelligen Verkehrs mit mir werth achtete. Hierdurch geſchah aber, daß auch die übrige höhere Weimar'ſche Geſellſchaft hinter mir nicht zurückblieb und daß Schauſpieler und Schau¬ ſpielerinnen in die beſten Zirkel bald einen ehrenvollen Zutritt gewannen. Durch Alles mußte für ſie eine große innere wie äußere Cultur hervorgehen. Mein Schüler Wolf in Berlin, ſowie unſer Dürand, ſind Leute von dem feinſten geſelligen Tact. Herr Oels und Graff haben hinreichende höhere Bildung, um der beſten Geſellſchaft Ehre zu machen.“
„Schiller verfuhr in demſelbigen Sinne, wie ich. Er verkehrte mit Schauſpielern und Schauſpielerinnen ſehr viel. Er war gleich mir bei allen Proben gegen¬ wärtig, und nach jeder gelungenen Vorſtellung von einem ſeiner Stücke pflegte er ſie zu ſich einzuladen und ſich mit ihnen einen guten Tag zu machen. Man freuete ſich gemeinſam an dem, was gelungen, und beſprach ſich über das, was etwa das nächſtemal beſſer zu thun ſey. Aber ſchon als Schiller bei uns eintrat, fand er Schauſpieler wie Publicum bereits im
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thun; ich fehlte nicht bei den Vorſtellungen und bemerkte
am andern Tage Alles, was mir nicht recht erſchienen.“
„Dadurch brachte ich ſie in ihrer Kunſt weiter. —
Aber ich ſuchte auch den ganzen Stand in der äußern
Achtung zu heben, indem ich die Beſten und Hoffnungs¬
vollſten in meine Kreiſe zog und dadurch der Welt
zeigte, daß ich ſie eines geſelligen Verkehrs mit
mir werth achtete. Hierdurch geſchah aber, daß auch
die übrige höhere Weimar'ſche Geſellſchaft hinter mir
nicht zurückblieb und daß Schauſpieler und Schau¬
ſpielerinnen in die beſten Zirkel bald einen ehrenvollen
Zutritt gewannen. Durch Alles mußte für ſie eine
große innere wie äußere Cultur hervorgehen. Mein
Schüler Wolf in Berlin, ſowie unſer Dürand, ſind Leute
von dem feinſten geſelligen Tact. Herr Oels und Graff
haben hinreichende höhere Bildung, um der beſten
Geſellſchaft Ehre zu machen.“
„Schiller verfuhr in demſelbigen Sinne, wie ich.
Er verkehrte mit Schauſpielern und Schauſpielerinnen
ſehr viel. Er war gleich mir bei allen Proben gegen¬
wärtig, und nach jeder gelungenen Vorſtellung von
einem ſeiner Stücke pflegte er ſie zu ſich einzuladen
und ſich mit ihnen einen guten Tag zu machen. Man
freuete ſich gemeinſam an dem, was gelungen, und
beſprach ſich über das, was etwa das nächſtemal
beſſer zu thun ſey. Aber ſchon als Schiller bei uns
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/88>, abgerufen am 23.11.2024.
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