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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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Man hat heute im Theater Goethe's Tasso zur Feier
seiner Genesung gegeben, mit einem Prolog von Riemer,
den Frau von Heigendorf gesprochen. Seine Büste
ward unter lautem Beifall der gerührten Zuschauer mit
einem Lorbeerkranze geschmückt. Nach beendigter Vor¬
stellung ging Frau v. Heigendorf zu Goethe. Sie war
noch im Costüm der Leonore und überreichte ihm den
Kranz des Tasso, den Goethe nahm, um damit die Büste
der Großfürstin Alexandra zu schmücken.


Ich brachte Goethen von Seiten Ihrer Kaiserlichen
Hoheit eine Nummer des Französischen Modejournals,
worin von einer Uebersetzung seiner Werke die Rede war.
Wir sprachen bei dieser Gelegenheit über Rameau's
Neffen
, wovon das Original lange verloren gewesen.
Verschiedene Deutsche glauben, daß jenes Original nie
existirt habe und daß Alles Goethe's eigene Erfindung
sey. Goethe aber versichert, daß es ihm durchaus
unmöglich gewesen seyn würde, Diderot's geistreiche Dar¬
stellung und Schreibart nachzuahmen, und daß der
deutsche Rameau nichts weiter sey, als eine sehr treue
Uebersetzung.


Einen Theil des Abends bei Goethe zugebracht in

Man hat heute im Theater Goethe's Taſſo zur Feier
ſeiner Geneſung gegeben, mit einem Prolog von Riemer,
den Frau von Heigendorf geſprochen. Seine Büſte
ward unter lautem Beifall der gerührten Zuſchauer mit
einem Lorbeerkranze geſchmückt. Nach beendigter Vor¬
ſtellung ging Frau v. Heigendorf zu Goethe. Sie war
noch im Coſtüm der Leonore und überreichte ihm den
Kranz des Taſſo, den Goethe nahm, um damit die Büſte
der Großfürſtin Alexandra zu ſchmücken.


Ich brachte Goethen von Seiten Ihrer Kaiſerlichen
Hoheit eine Nummer des Franzöſiſchen Modejournals,
worin von einer Ueberſetzung ſeiner Werke die Rede war.
Wir ſprachen bei dieſer Gelegenheit über Rameau's
Neffen
, wovon das Original lange verloren geweſen.
Verſchiedene Deutſche glauben, daß jenes Original nie
exiſtirt habe und daß Alles Goethe's eigene Erfindung
ſey. Goethe aber verſichert, daß es ihm durchaus
unmöglich geweſen ſeyn würde, Diderot's geiſtreiche Dar¬
ſtellung und Schreibart nachzuahmen, und daß der
deutſche Rameau nichts weiter ſey, als eine ſehr treue
Ueberſetzung.


Einen Theil des Abends bei Goethe zugebracht in

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[16/0038] Sonnabend, den 22. März 1823*. Man hat heute im Theater Goethe's Taſſo zur Feier ſeiner Geneſung gegeben, mit einem Prolog von Riemer, den Frau von Heigendorf geſprochen. Seine Büſte ward unter lautem Beifall der gerührten Zuſchauer mit einem Lorbeerkranze geſchmückt. Nach beendigter Vor¬ ſtellung ging Frau v. Heigendorf zu Goethe. Sie war noch im Coſtüm der Leonore und überreichte ihm den Kranz des Taſſo, den Goethe nahm, um damit die Büſte der Großfürſtin Alexandra zu ſchmücken. Mittwoch, den 1. April 1823*. Ich brachte Goethen von Seiten Ihrer Kaiſerlichen Hoheit eine Nummer des Franzöſiſchen Modejournals, worin von einer Ueberſetzung ſeiner Werke die Rede war. Wir ſprachen bei dieſer Gelegenheit über Rameau's Neffen, wovon das Original lange verloren geweſen. Verſchiedene Deutſche glauben, daß jenes Original nie exiſtirt habe und daß Alles Goethe's eigene Erfindung ſey. Goethe aber verſichert, daß es ihm durchaus unmöglich geweſen ſeyn würde, Diderot's geiſtreiche Dar¬ ſtellung und Schreibart nachzuahmen, und daß der deutſche Rameau nichts weiter ſey, als eine ſehr treue Ueberſetzung. Freitag, den 3. April 1823*. Einen Theil des Abends bei Goethe zugebracht in

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/38>, abgerufen am 21.11.2024.