nern. Jetzt ist nun auch Geoffroy de Saint-Hilaire entschieden auf unserer Seite und mit ihm alle seine bedeutenden Schüler und Anhänger Frankreichs. Die¬ ses Ereigniß ist für mich von ganz unglaublichem Werth, und ich jubele mit Recht über den endlich erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die meinige ist."
Sonnabend, den 21. August 1830*.
Ich empfahl Goethen einen hoffnungsvollen jungen Menschen. Er versprach, etwas für ihn zu thun, doch schien er wenig Vertrauen zu haben.
"Wer wie ich, sagte er, ein ganzes Leben lang kostbare Zeit und Geld mit der Protection junger Ta¬ lente verloren hat, und zwar Talente, die anfänglich die höchsten Hoffnungen erweckten, aus denen aber am Ende gar nichts geworden ist, dem muß wohl der Enthusiasmus und die Lust, in solcher Richtung zu wirken, nach und nach vergehen. Es ist nun an euch jüngeren Leuten, den Mäcen zu spielen und meine Rolle zu übernehmen."
Ich verglich bei dieser Aeußerung Goethe's die täuschenden Versprechungen der Jugend mit Bäumen, die doppelte Blüthen, aber keine Früchte tragen.
nern. Jetzt iſt nun auch Geoffroy de Saint-Hilaire entſchieden auf unſerer Seite und mit ihm alle ſeine bedeutenden Schüler und Anhänger Frankreichs. Die¬ ſes Ereigniß iſt für mich von ganz unglaublichem Werth, und ich jubele mit Recht über den endlich erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die meinige iſt.“
Sonnabend, den 21. Auguſt 1830*.
Ich empfahl Goethen einen hoffnungsvollen jungen Menſchen. Er verſprach, etwas für ihn zu thun, doch ſchien er wenig Vertrauen zu haben.
„Wer wie ich, ſagte er, ein ganzes Leben lang koſtbare Zeit und Geld mit der Protection junger Ta¬ lente verloren hat, und zwar Talente, die anfänglich die höchſten Hoffnungen erweckten, aus denen aber am Ende gar nichts geworden iſt, dem muß wohl der Enthuſiasmus und die Luſt, in ſolcher Richtung zu wirken, nach und nach vergehen. Es iſt nun an euch jüngeren Leuten, den Mäcen zu ſpielen und meine Rolle zu übernehmen.“
Ich verglich bei dieſer Aeußerung Goethe's die täuſchenden Verſprechungen der Jugend mit Bäumen, die doppelte Blüthen, aber keine Früchte tragen.
<TEI><text><body><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0364"n="342"/>
nern. Jetzt iſt nun auch Geoffroy de Saint-Hilaire<lb/>
entſchieden auf unſerer Seite und mit ihm alle ſeine<lb/>
bedeutenden Schüler und Anhänger Frankreichs. Die¬<lb/>ſes Ereigniß iſt für mich von ganz unglaublichem<lb/>
Werth, und ich jubele mit Recht über den endlich<lb/>
erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein<lb/>
Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die<lb/>
meinige iſt.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="4"><datelinerendition="#right">Sonnabend, den 21. Auguſt 1830*.<lb/></dateline><p>Ich empfahl Goethen einen hoffnungsvollen jungen<lb/>
Menſchen. Er verſprach, etwas für ihn zu thun, doch<lb/>ſchien er wenig Vertrauen zu haben.</p><lb/><p>„Wer wie ich, ſagte er, ein ganzes Leben lang<lb/>
koſtbare Zeit und Geld mit der Protection junger Ta¬<lb/>
lente verloren hat, und zwar Talente, die anfänglich<lb/>
die höchſten Hoffnungen erweckten, aus denen aber am<lb/>
Ende gar nichts geworden iſt, dem muß wohl der<lb/>
Enthuſiasmus und die Luſt, in ſolcher Richtung zu<lb/>
wirken, nach und nach vergehen. Es iſt nun an euch<lb/>
jüngeren Leuten, den Mäcen zu ſpielen und meine<lb/>
Rolle zu übernehmen.“</p><lb/><p>Ich verglich bei dieſer Aeußerung Goethe's die<lb/>
täuſchenden Verſprechungen der Jugend mit Bäumen,<lb/>
die doppelte Blüthen, aber keine Früchte tragen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[342/0364]
nern. Jetzt iſt nun auch Geoffroy de Saint-Hilaire
entſchieden auf unſerer Seite und mit ihm alle ſeine
bedeutenden Schüler und Anhänger Frankreichs. Die¬
ſes Ereigniß iſt für mich von ganz unglaublichem
Werth, und ich jubele mit Recht über den endlich
erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein
Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die
meinige iſt.“
Sonnabend, den 21. Auguſt 1830*.
Ich empfahl Goethen einen hoffnungsvollen jungen
Menſchen. Er verſprach, etwas für ihn zu thun, doch
ſchien er wenig Vertrauen zu haben.
„Wer wie ich, ſagte er, ein ganzes Leben lang
koſtbare Zeit und Geld mit der Protection junger Ta¬
lente verloren hat, und zwar Talente, die anfänglich
die höchſten Hoffnungen erweckten, aus denen aber am
Ende gar nichts geworden iſt, dem muß wohl der
Enthuſiasmus und die Luſt, in ſolcher Richtung zu
wirken, nach und nach vergehen. Es iſt nun an euch
jüngeren Leuten, den Mäcen zu ſpielen und meine
Rolle zu übernehmen.“
Ich verglich bei dieſer Aeußerung Goethe's die
täuſchenden Verſprechungen der Jugend mit Bäumen,
die doppelte Blüthen, aber keine Früchte tragen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/364>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.