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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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und auch der junge Fürst nicht, in diesem düstern Un¬
gestüm seines zwanzigsten Jahres."

"Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,
Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal;
Der Unfall lauert an der Seite
Und stürzt ihn in den Arm der Qual.
Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung
Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus,
Und von unmuthiger Bewegung
Ruht er unmuthig wieder aus.
Und düster wild an heitern Tagen,
Unbändig ohne froh zu seyn,
Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerschlagen,
Auf einem harten Lager ein."

"So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der
kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und
Drang-Periode hatte sich der Herzog bald zu wohlthä¬
tiger Klarheit durchgearbeitet, so daß ich ihn zu seinem
Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner
früheren Jahre sehr wohl erinnern mochte."

"Ich läugne nicht, er hat mir anfänglich manche
Noth und Sorge gemacht. Doch seine tüchtige Natur
reinigte sich bald und bildete sich bald zum Besten, so
daß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu
wirken."

Sie machten, bemerkte ich, in dieser ersten Zeit
mit ihm eine einsame Reise durch die Schweiz.

"Er liebte überhaupt das Reisen, erwiederte Goethe;
doch war es nicht sowohl, um sich zu amüsiren und
zu zerstreuen, als um überall die Augen und Ohren

und auch der junge Fürſt nicht, in dieſem düſtern Un¬
geſtüm ſeines zwanzigſten Jahres.“

„Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,
Kein Fels iſt ihm zu ſchroff, kein Steg zu ſchmal;
Der Unfall lauert an der Seite
Und ſtürzt ihn in den Arm der Qual.
Dann treibt die ſchmerzlich überſpannte Regung
Gewaltſam ihn bald da, bald dort hinaus,
Und von unmuthiger Bewegung
Ruht er unmuthig wieder aus.
Und düſter wild an heitern Tagen,
Unbändig ohne froh zu ſeyn,
Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerſchlagen,
Auf einem harten Lager ein.“

„So war er ganz und gar. Es iſt darin nicht der
kleinſte Zug übertrieben. Doch aus dieſer Sturm- und
Drang-Periode hatte ſich der Herzog bald zu wohlthä¬
tiger Klarheit durchgearbeitet, ſo daß ich ihn zu ſeinem
Geburtstage im Jahre 1783 an dieſe Geſtalt ſeiner
früheren Jahre ſehr wohl erinnern mochte.“

„Ich läugne nicht, er hat mir anfänglich manche
Noth und Sorge gemacht. Doch ſeine tüchtige Natur
reinigte ſich bald und bildete ſich bald zum Beſten, ſo
daß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu
wirken.“

Sie machten, bemerkte ich, in dieſer erſten Zeit
mit ihm eine einſame Reiſe durch die Schweiz.

„Er liebte überhaupt das Reiſen, erwiederte Goethe;
doch war es nicht ſowohl, um ſich zu amüſiren und
zu zerſtreuen, als um überall die Augen und Ohren

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[268/0290] und auch der junge Fürſt nicht, in dieſem düſtern Un¬ geſtüm ſeines zwanzigſten Jahres.“ „Der Vorwitz lockt ihn in die Weite, Kein Fels iſt ihm zu ſchroff, kein Steg zu ſchmal; Der Unfall lauert an der Seite Und ſtürzt ihn in den Arm der Qual. Dann treibt die ſchmerzlich überſpannte Regung Gewaltſam ihn bald da, bald dort hinaus, Und von unmuthiger Bewegung Ruht er unmuthig wieder aus. Und düſter wild an heitern Tagen, Unbändig ohne froh zu ſeyn, Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerſchlagen, Auf einem harten Lager ein.“ „So war er ganz und gar. Es iſt darin nicht der kleinſte Zug übertrieben. Doch aus dieſer Sturm- und Drang-Periode hatte ſich der Herzog bald zu wohlthä¬ tiger Klarheit durchgearbeitet, ſo daß ich ihn zu ſeinem Geburtstage im Jahre 1783 an dieſe Geſtalt ſeiner früheren Jahre ſehr wohl erinnern mochte.“ „Ich läugne nicht, er hat mir anfänglich manche Noth und Sorge gemacht. Doch ſeine tüchtige Natur reinigte ſich bald und bildete ſich bald zum Beſten, ſo daß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu wirken.“ Sie machten, bemerkte ich, in dieſer erſten Zeit mit ihm eine einſame Reiſe durch die Schweiz. „Er liebte überhaupt das Reiſen, erwiederte Goethe; doch war es nicht ſowohl, um ſich zu amüſiren und zu zerſtreuen, als um überall die Augen und Ohren

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/290>, abgerufen am 22.11.2024.