Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

Zusammenstellung der Fragmente vom Phaeton des
Euripides. Er hat diese Arbeit bereits vor einem
Jahre angefangen und in diesen Tagen wieder vor¬
genommen.


Diesen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des
ersten Acts einer im Entstehen begriffenen Oper, der
Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die
Direction des Theaters niedergelegt, sey dieß das erste¬
mal, sagte man mir, daß er ein so großes Personal
der Oper bei sich sehe. Herr Eberwein dirigirte den
Gesang. Bei den Chören assistirten auch einige Damen
aus der Bekanntschaft Goethe's, während die Solo¬
parthieen durch Mitglieder der Oper gesungen wurden.
Einige Stücke erschienen mir sehr merkwürdig, besonders
ein Canon zu vier Stimmen.


Abends bei Goethe. Er war sehr heiter und
behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter
für ihre Kinder verloren seyen, mit vielem Geist. Die
Nachforschungen, die man jetzt zur Entdeckung von
Salzquellen anstellt, interessirten ihn sichtbar. Er schalt
auf die Dummheit gewisser Unternehmer, welche die
äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,

Zuſammenſtellung der Fragmente vom Phaëton des
Euripides. Er hat dieſe Arbeit bereits vor einem
Jahre angefangen und in dieſen Tagen wieder vor¬
genommen.


Dieſen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des
erſten Acts einer im Entſtehen begriffenen Oper, der
Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die
Direction des Theaters niedergelegt, ſey dieß das erſte¬
mal, ſagte man mir, daß er ein ſo großes Perſonal
der Oper bei ſich ſehe. Herr Eberwein dirigirte den
Geſang. Bei den Chören aſſiſtirten auch einige Damen
aus der Bekanntſchaft Goethe's, während die Solo¬
parthieen durch Mitglieder der Oper geſungen wurden.
Einige Stücke erſchienen mir ſehr merkwürdig, beſonders
ein Canon zu vier Stimmen.


Abends bei Goethe. Er war ſehr heiter und
behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter
für ihre Kinder verloren ſeyen, mit vielem Geiſt. Die
Nachforſchungen, die man jetzt zur Entdeckung von
Salzquellen anſtellt, intereſſirten ihn ſichtbar. Er ſchalt
auf die Dummheit gewiſſer Unternehmer, welche die
äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0029" n="7"/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung der Fragmente vom Pha<hi rendition="#aq">ë</hi>ton des<lb/>
Euripides. Er hat die&#x017F;e Arbeit bereits vor einem<lb/>
Jahre angefangen und in die&#x017F;en Tagen wieder vor¬<lb/>
genommen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="4">
          <dateline rendition="#right">Donnerstag, den 5. December 1822*.<lb/></dateline>
          <p>Die&#x017F;en Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des<lb/>
er&#x017F;ten Acts einer im Ent&#x017F;tehen begriffenen Oper, der<lb/>
Graf von Gleichen, von <hi rendition="#g">Eberwein</hi>. Seit Goethe die<lb/>
Direction des Theaters niedergelegt, &#x017F;ey dieß das er&#x017F;te¬<lb/>
mal, &#x017F;agte man mir, daß er ein &#x017F;o großes Per&#x017F;onal<lb/>
der Oper bei &#x017F;ich &#x017F;ehe. Herr Eberwein dirigirte den<lb/>
Ge&#x017F;ang. Bei den Chören a&#x017F;&#x017F;i&#x017F;tirten auch einige Damen<lb/>
aus der Bekannt&#x017F;chaft Goethe's, während die Solo¬<lb/>
parthieen durch Mitglieder der Oper ge&#x017F;ungen wurden.<lb/>
Einige Stücke er&#x017F;chienen mir &#x017F;ehr merkwürdig, be&#x017F;onders<lb/>
ein Canon zu vier Stimmen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div n="4">
          <dateline rendition="#right">Dienstag, den 17. December 1822*.<lb/></dateline>
          <p>Abends bei Goethe. Er war &#x017F;ehr heiter und<lb/>
behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter<lb/>
für ihre Kinder verloren &#x017F;eyen, mit vielem Gei&#x017F;t. Die<lb/>
Nachfor&#x017F;chungen, die man jetzt zur Entdeckung von<lb/>
Salzquellen an&#x017F;tellt, intere&#x017F;&#x017F;irten ihn &#x017F;ichtbar. Er &#x017F;chalt<lb/>
auf die Dummheit gewi&#x017F;&#x017F;er Unternehmer, welche die<lb/>
äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0029] Zuſammenſtellung der Fragmente vom Phaëton des Euripides. Er hat dieſe Arbeit bereits vor einem Jahre angefangen und in dieſen Tagen wieder vor¬ genommen. Donnerstag, den 5. December 1822*. Dieſen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des erſten Acts einer im Entſtehen begriffenen Oper, der Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die Direction des Theaters niedergelegt, ſey dieß das erſte¬ mal, ſagte man mir, daß er ein ſo großes Perſonal der Oper bei ſich ſehe. Herr Eberwein dirigirte den Geſang. Bei den Chören aſſiſtirten auch einige Damen aus der Bekanntſchaft Goethe's, während die Solo¬ parthieen durch Mitglieder der Oper geſungen wurden. Einige Stücke erſchienen mir ſehr merkwürdig, beſonders ein Canon zu vier Stimmen. Dienstag, den 17. December 1822*. Abends bei Goethe. Er war ſehr heiter und behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter für ihre Kinder verloren ſeyen, mit vielem Geiſt. Die Nachforſchungen, die man jetzt zur Entdeckung von Salzquellen anſtellt, intereſſirten ihn ſichtbar. Er ſchalt auf die Dummheit gewiſſer Unternehmer, welche die äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/29
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/29>, abgerufen am 24.11.2024.