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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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punkt seiner Thaten fällt in die Zeit seiner Jugend.
Und es wollte etwas heißen, daß Einer aus dunkler
Herkunft und in einer Zeit, die alle Capacitäten in
Bewegung setzte, sich so herausmachte, um in seinem
sieben und zwanzigsten Jahre der Abgott einer Nation
von dreißig Millionen zu seyn! -- Ja, ja, mein Gu¬
ter, man muß jung seyn, um große Dinge zu thun.
Und Napoleon ist nicht der Einzige!"

Sein Bruder Lucian, bemerkte ich, war auch schon
früh sehr hohen Dingen gewachsen. Wir sehen ihn
als Präsidenten der Fünfhundert und darauf als Mi¬
nister des Innern im kaum vollendeten fünf und zwan¬
zigsten Jahre.

"Was wollen Sie mit Lucian? fiel Goethe ein.
Die Geschichte bietet uns der tüchtigsten Leute zu
Hunderten, die sowohl im Cabinet als im Felde in
noch jugendlichem Alter den bedeutendsten Dingen mit
großem Ruhme vorstanden."

"Wäre ich ein Fürst, fuhr er lebhaft fort, so würde
ich zu meinen ersten Stellen nie Leute nehmen, die bloß
durch Geburt und Anciennetät nach und nach heraufge¬
kommen sind und nun in ihrem Alter in gewohntem
Gleise langsam gemächlich fortgehen, wobei denn freilich
nicht viel Gescheutes zu Tage kommt. -- Junge Män¬
ner wollte ich haben! -- aber es müßten Capacitäten seyn,
mit Klarheit und Energie ausgerüstet, und dabei vom
besten Wollen und edelsten Charakter. Da wäre es

punkt ſeiner Thaten fällt in die Zeit ſeiner Jugend.
Und es wollte etwas heißen, daß Einer aus dunkler
Herkunft und in einer Zeit, die alle Capacitäten in
Bewegung ſetzte, ſich ſo herausmachte, um in ſeinem
ſieben und zwanzigſten Jahre der Abgott einer Nation
von dreißig Millionen zu ſeyn! — Ja, ja, mein Gu¬
ter, man muß jung ſeyn, um große Dinge zu thun.
Und Napoleon iſt nicht der Einzige!“

Sein Bruder Lucian, bemerkte ich, war auch ſchon
früh ſehr hohen Dingen gewachſen. Wir ſehen ihn
als Präſidenten der Fünfhundert und darauf als Mi¬
niſter des Innern im kaum vollendeten fünf und zwan¬
zigſten Jahre.

„Was wollen Sie mit Lucian? fiel Goethe ein.
Die Geſchichte bietet uns der tüchtigſten Leute zu
Hunderten, die ſowohl im Cabinet als im Felde in
noch jugendlichem Alter den bedeutendſten Dingen mit
großem Ruhme vorſtanden.“

„Wäre ich ein Fürſt, fuhr er lebhaft fort, ſo würde
ich zu meinen erſten Stellen nie Leute nehmen, die bloß
durch Geburt und Anciennetät nach und nach heraufge¬
kommen ſind und nun in ihrem Alter in gewohntem
Gleiſe langſam gemächlich fortgehen, wobei denn freilich
nicht viel Geſcheutes zu Tage kommt. — Junge Män¬
ner wollte ich haben! — aber es müßten Capacitäten ſeyn,
mit Klarheit und Energie ausgerüſtet, und dabei vom
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[232/0254] punkt ſeiner Thaten fällt in die Zeit ſeiner Jugend. Und es wollte etwas heißen, daß Einer aus dunkler Herkunft und in einer Zeit, die alle Capacitäten in Bewegung ſetzte, ſich ſo herausmachte, um in ſeinem ſieben und zwanzigſten Jahre der Abgott einer Nation von dreißig Millionen zu ſeyn! — Ja, ja, mein Gu¬ ter, man muß jung ſeyn, um große Dinge zu thun. Und Napoleon iſt nicht der Einzige!“ Sein Bruder Lucian, bemerkte ich, war auch ſchon früh ſehr hohen Dingen gewachſen. Wir ſehen ihn als Präſidenten der Fünfhundert und darauf als Mi¬ niſter des Innern im kaum vollendeten fünf und zwan¬ zigſten Jahre. „Was wollen Sie mit Lucian? fiel Goethe ein. Die Geſchichte bietet uns der tüchtigſten Leute zu Hunderten, die ſowohl im Cabinet als im Felde in noch jugendlichem Alter den bedeutendſten Dingen mit großem Ruhme vorſtanden.“ „Wäre ich ein Fürſt, fuhr er lebhaft fort, ſo würde ich zu meinen erſten Stellen nie Leute nehmen, die bloß durch Geburt und Anciennetät nach und nach heraufge¬ kommen ſind und nun in ihrem Alter in gewohntem Gleiſe langſam gemächlich fortgehen, wobei denn freilich nicht viel Geſcheutes zu Tage kommt. — Junge Män¬ ner wollte ich haben! — aber es müßten Capacitäten ſeyn, mit Klarheit und Energie ausgerüſtet, und dabei vom beſten Wollen und edelſten Charakter. Da wäre es

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/254>, abgerufen am 22.11.2024.