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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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"Ich will Sie doch, sagte er, zum Nachtisch noch
mit etwas Gutem tractiren." Mit diesen Worten legte
er mir ein Blatt vor, eine Landschaft von Rubens. --
"Sie haben, sagte er, dieses Bild zwar schon bei mir
gesehen; allein man kann etwas Vortreffliches nicht oft
genug betrachten, und dießmal handelt es sich noch
dazu um etwas ganz Besonderes. Möchten Sie mir
wohl sagen, was Sie sehen?"

Nun, sagte ich, wenn ich von der Tiefe anfange,
so haben wir im äußersten Hintergrunde einen sehr
hellen Himmel, wie eben nach Sonnenuntergang. Dann,
gleichfalls in der äußersten Ferne, ein Dorf und eine
Stadt, in der Helle des Abendlichtes. In der Mitte
des Bildes sodann einen Weg, worauf eine Heerde
Schafe dem Dorfe zueilet. Rechts im Bilde allerlei
Heuhaufen und einen Wagen, der soeben voll geladen
worden. Angeschirrte Pferde grasen in der Nähe.
Ferner, seitwärts in Gebüschen zerstreut, mehrere wei¬
dende Stuten mit ihren Fohlen, die das Ansehen haben,
als würden sie in der Nacht draußen bleiben. Sodann,
näher dem Vordergrunde zu, eine Gruppe großer
Bäume, und zuletzt, ganz im Vordergrunde links, ver¬
schiedene nach Hause gehende Arbeiter.

"Gut, sagte Goethe, das wäre wohl Alles. Aber
die Hauptsache fehlt noch. Alle diese Dinge, die wir
dargestellt sehen: die Heerde Schafe, der Wagen mit

„Ich will Sie doch, ſagte er, zum Nachtiſch noch
mit etwas Gutem tractiren.“ Mit dieſen Worten legte
er mir ein Blatt vor, eine Landſchaft von Rubens. —
„Sie haben, ſagte er, dieſes Bild zwar ſchon bei mir
geſehen; allein man kann etwas Vortreffliches nicht oft
genug betrachten, und dießmal handelt es ſich noch
dazu um etwas ganz Beſonderes. Möchten Sie mir
wohl ſagen, was Sie ſehen?“

Nun, ſagte ich, wenn ich von der Tiefe anfange,
ſo haben wir im äußerſten Hintergrunde einen ſehr
hellen Himmel, wie eben nach Sonnenuntergang. Dann,
gleichfalls in der äußerſten Ferne, ein Dorf und eine
Stadt, in der Helle des Abendlichtes. In der Mitte
des Bildes ſodann einen Weg, worauf eine Heerde
Schafe dem Dorfe zueilet. Rechts im Bilde allerlei
Heuhaufen und einen Wagen, der ſoeben voll geladen
worden. Angeſchirrte Pferde graſen in der Nähe.
Ferner, ſeitwärts in Gebüſchen zerſtreut, mehrere wei¬
dende Stuten mit ihren Fohlen, die das Anſehen haben,
als würden ſie in der Nacht draußen bleiben. Sodann,
näher dem Vordergrunde zu, eine Gruppe großer
Bäume, und zuletzt, ganz im Vordergrunde links, ver¬
ſchiedene nach Hauſe gehende Arbeiter.

„Gut, ſagte Goethe, das wäre wohl Alles. Aber
die Hauptſache fehlt noch. Alle dieſe Dinge, die wir
dargeſtellt ſehen: die Heerde Schafe, der Wagen mit

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[152/0174] „Ich will Sie doch, ſagte er, zum Nachtiſch noch mit etwas Gutem tractiren.“ Mit dieſen Worten legte er mir ein Blatt vor, eine Landſchaft von Rubens. — „Sie haben, ſagte er, dieſes Bild zwar ſchon bei mir geſehen; allein man kann etwas Vortreffliches nicht oft genug betrachten, und dießmal handelt es ſich noch dazu um etwas ganz Beſonderes. Möchten Sie mir wohl ſagen, was Sie ſehen?“ Nun, ſagte ich, wenn ich von der Tiefe anfange, ſo haben wir im äußerſten Hintergrunde einen ſehr hellen Himmel, wie eben nach Sonnenuntergang. Dann, gleichfalls in der äußerſten Ferne, ein Dorf und eine Stadt, in der Helle des Abendlichtes. In der Mitte des Bildes ſodann einen Weg, worauf eine Heerde Schafe dem Dorfe zueilet. Rechts im Bilde allerlei Heuhaufen und einen Wagen, der ſoeben voll geladen worden. Angeſchirrte Pferde graſen in der Nähe. Ferner, ſeitwärts in Gebüſchen zerſtreut, mehrere wei¬ dende Stuten mit ihren Fohlen, die das Anſehen haben, als würden ſie in der Nacht draußen bleiben. Sodann, näher dem Vordergrunde zu, eine Gruppe großer Bäume, und zuletzt, ganz im Vordergrunde links, ver¬ ſchiedene nach Hauſe gehende Arbeiter. „Gut, ſagte Goethe, das wäre wohl Alles. Aber die Hauptſache fehlt noch. Alle dieſe Dinge, die wir dargeſtellt ſehen: die Heerde Schafe, der Wagen mit

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/174>, abgerufen am 25.11.2024.