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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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Gegenstand allein herauszuzeichnen, nie einen einzelnen
Baum, einen einzelnen Steinhaufen, eine einzelne Hütte,
sondern immer zugleich einigen Hintergrund und einige
Umgebung mit."

"Und zwar aus folgenden Ursachen. Wir sehen
in der Natur nie Etwas als Einzelnheit, sondern wir
sehen Alles in Verbindung mit etwas Anderem, das
vor ihm, neben ihm, hinter ihm, unter ihm und über
ihm sich befindet. Auch fällt uns wohl ein einzelner
Gegenstand als besonders malerisch auf; es ist aber
nicht der Gegenstand allein, der diese Wirkung hervor¬
bringt, sondern es ist die Verbindung, in der wir ihn
sehen, mit dem, was neben, hinter und über ihm ist,
und welches Alles zu jener Wirkung beiträgt."

"So kann ich bei einem Spaziergange auf eine
Eiche stoßen, deren malerischer Effect mich überrascht.
Zeichne ich sie aber alleine heraus, so wird sie vielleicht
gar nicht mehr erscheinen was sie war, weil dasjenige
fehlt, was zu ihrem malerischen Effect in der Natur
beitrug und ihn steigerte. So kann ferner ein Stück
Wald schön seyn, weil gerade dieser Himmel, dieses
Licht und dieser Stand der Sonne einwirkt. Lasse
ich aber in meiner Zeichnung dieses Alles hinweg, so
wird sie vielleicht ohne alle Kraft als etwas Gleich¬
gültiges dastehen, dem der eigentliche Zauber fehlt."

"Und dann noch Dieses. Es ist in der Natur
nichts schön, was nicht naturgesetzlich als wahr moti¬

Gegenſtand allein herauszuzeichnen, nie einen einzelnen
Baum, einen einzelnen Steinhaufen, eine einzelne Hütte,
ſondern immer zugleich einigen Hintergrund und einige
Umgebung mit.“

„Und zwar aus folgenden Urſachen. Wir ſehen
in der Natur nie Etwas als Einzelnheit, ſondern wir
ſehen Alles in Verbindung mit etwas Anderem, das
vor ihm, neben ihm, hinter ihm, unter ihm und über
ihm ſich befindet. Auch fällt uns wohl ein einzelner
Gegenſtand als beſonders maleriſch auf; es iſt aber
nicht der Gegenſtand allein, der dieſe Wirkung hervor¬
bringt, ſondern es iſt die Verbindung, in der wir ihn
ſehen, mit dem, was neben, hinter und über ihm iſt,
und welches Alles zu jener Wirkung beiträgt.“

„So kann ich bei einem Spaziergange auf eine
Eiche ſtoßen, deren maleriſcher Effect mich überraſcht.
Zeichne ich ſie aber alleine heraus, ſo wird ſie vielleicht
gar nicht mehr erſcheinen was ſie war, weil dasjenige
fehlt, was zu ihrem maleriſchen Effect in der Natur
beitrug und ihn ſteigerte. So kann ferner ein Stück
Wald ſchön ſeyn, weil gerade dieſer Himmel, dieſes
Licht und dieſer Stand der Sonne einwirkt. Laſſe
ich aber in meiner Zeichnung dieſes Alles hinweg, ſo
wird ſie vielleicht ohne alle Kraft als etwas Gleich¬
gültiges daſtehen, dem der eigentliche Zauber fehlt.“

„Und dann noch Dieſes. Es iſt in der Natur
nichts ſchön, was nicht naturgeſetzlich als wahr moti¬

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[114/0136] Gegenſtand allein herauszuzeichnen, nie einen einzelnen Baum, einen einzelnen Steinhaufen, eine einzelne Hütte, ſondern immer zugleich einigen Hintergrund und einige Umgebung mit.“ „Und zwar aus folgenden Urſachen. Wir ſehen in der Natur nie Etwas als Einzelnheit, ſondern wir ſehen Alles in Verbindung mit etwas Anderem, das vor ihm, neben ihm, hinter ihm, unter ihm und über ihm ſich befindet. Auch fällt uns wohl ein einzelner Gegenſtand als beſonders maleriſch auf; es iſt aber nicht der Gegenſtand allein, der dieſe Wirkung hervor¬ bringt, ſondern es iſt die Verbindung, in der wir ihn ſehen, mit dem, was neben, hinter und über ihm iſt, und welches Alles zu jener Wirkung beiträgt.“ „So kann ich bei einem Spaziergange auf eine Eiche ſtoßen, deren maleriſcher Effect mich überraſcht. Zeichne ich ſie aber alleine heraus, ſo wird ſie vielleicht gar nicht mehr erſcheinen was ſie war, weil dasjenige fehlt, was zu ihrem maleriſchen Effect in der Natur beitrug und ihn ſteigerte. So kann ferner ein Stück Wald ſchön ſeyn, weil gerade dieſer Himmel, dieſes Licht und dieſer Stand der Sonne einwirkt. Laſſe ich aber in meiner Zeichnung dieſes Alles hinweg, ſo wird ſie vielleicht ohne alle Kraft als etwas Gleich¬ gültiges daſtehen, dem der eigentliche Zauber fehlt.“ „Und dann noch Dieſes. Es iſt in der Natur nichts ſchön, was nicht naturgeſetzlich als wahr moti¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/136>, abgerufen am 24.11.2024.