gepfuscht. Dann habe ich mich mit Tischlern und Wagnern berathen, alle Holzarten der hiesigen Gegend durchprobirt, und bin nun endlich zu ganz guten Resul¬ taten gekommen. Ich hatte bei der Wahl des Holzes dahin zu trachten, daß der Bogen sich weich aufziehe, daß er rasch und stark zurückschnelle, und daß die Feder¬ kraft von Dauer. Ich machte zuerst Versuche mit der Esche, und zwar dem astlosen Stamm einer etwa zehn¬ jährigen von der Dicke eines mäßigen Armes. Ich kam aber beim Ausarbeiten auf den Kern, welches nicht gut war und wo ich das Holz grob und lose fand. Man rieth mir darauf, einen Stamm zu nehmen, der stark genug sey, um ihn schlachten zu können, und zwar zu vier Theilen.
"Schlachten, fragte Goethe, was ist das?"
Es ist ein Kunstausdruck der Wagner, erwiederte ich, und heißt soviel als spalten, und zwar wird dabei ein Keil durch den Stamm der Länge nach von einem Ende bis zum andern durchgetrieben. War nun der Stamm gerade gewachsen, ich meine: strebte die Faser in gerader Richtung aufwärts, so werden auch die ge¬ schlachteten Stücke gerade seyn und sich durchaus zum Bogen eignen. War aber der Stamm gewunden, so werden die geschlachteten Stücke, indem der Keil der Faser nachgeht, eine gekrümmte, gewundene Richtung haben und zum Bogen nicht zu gebrauchen seyn.
"Wie wäre es aber, sagte Goethe, wenn man einen
gepfuſcht. Dann habe ich mich mit Tiſchlern und Wagnern berathen, alle Holzarten der hieſigen Gegend durchprobirt, und bin nun endlich zu ganz guten Reſul¬ taten gekommen. Ich hatte bei der Wahl des Holzes dahin zu trachten, daß der Bogen ſich weich aufziehe, daß er raſch und ſtark zurückſchnelle, und daß die Feder¬ kraft von Dauer. Ich machte zuerſt Verſuche mit der Eſche, und zwar dem aſtloſen Stamm einer etwa zehn¬ jährigen von der Dicke eines mäßigen Armes. Ich kam aber beim Ausarbeiten auf den Kern, welches nicht gut war und wo ich das Holz grob und loſe fand. Man rieth mir darauf, einen Stamm zu nehmen, der ſtark genug ſey, um ihn ſchlachten zu können, und zwar zu vier Theilen.
„Schlachten, fragte Goethe, was iſt das?“
Es iſt ein Kunſtausdruck der Wagner, erwiederte ich, und heißt ſoviel als ſpalten, und zwar wird dabei ein Keil durch den Stamm der Länge nach von einem Ende bis zum andern durchgetrieben. War nun der Stamm gerade gewachſen, ich meine: ſtrebte die Faſer in gerader Richtung aufwärts, ſo werden auch die ge¬ ſchlachteten Stücke gerade ſeyn und ſich durchaus zum Bogen eignen. War aber der Stamm gewunden, ſo werden die geſchlachteten Stücke, indem der Keil der Faſer nachgeht, eine gekrümmte, gewundene Richtung haben und zum Bogen nicht zu gebrauchen ſeyn.
„Wie wäre es aber, ſagte Goethe, wenn man einen
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gepfuſcht. Dann habe ich mich mit Tiſchlern und
Wagnern berathen, alle Holzarten der hieſigen Gegend
durchprobirt, und bin nun endlich zu ganz guten Reſul¬
taten gekommen. Ich hatte bei der Wahl des Holzes
dahin zu trachten, daß der Bogen ſich weich aufziehe,
daß er raſch und ſtark zurückſchnelle, und daß die Feder¬
kraft von Dauer. Ich machte zuerſt Verſuche mit der
Eſche, und zwar dem aſtloſen Stamm einer etwa zehn¬
jährigen von der Dicke eines mäßigen Armes. Ich
kam aber beim Ausarbeiten auf den Kern, welches nicht
gut war und wo ich das Holz grob und loſe fand.
Man rieth mir darauf, einen Stamm zu nehmen, der
ſtark genug ſey, um ihn ſchlachten zu können, und zwar
zu vier Theilen.
„Schlachten, fragte Goethe, was iſt das?“
Es iſt ein Kunſtausdruck der Wagner, erwiederte
ich, und heißt ſoviel als ſpalten, und zwar wird dabei
ein Keil durch den Stamm der Länge nach von einem
Ende bis zum andern durchgetrieben. War nun der
Stamm gerade gewachſen, ich meine: ſtrebte die Faſer
in gerader Richtung aufwärts, ſo werden auch die ge¬
ſchlachteten Stücke gerade ſeyn und ſich durchaus zum
Bogen eignen. War aber der Stamm gewunden, ſo
werden die geſchlachteten Stücke, indem der Keil der
Faſer nachgeht, eine gekrümmte, gewundene Richtung
haben und zum Bogen nicht zu gebrauchen ſeyn.
„Wie wäre es aber, ſagte Goethe, wenn man einen
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/122>, abgerufen am 27.11.2024.
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