nöthig sey. Allein es hat doch Alles sein Ziel und seine Grenze, und einige tausend Thaler jährlich mehr oder weniger sind doch keineswegs eine gleichgültige Sache, besonders da die geringere Einnahme und das Schlechterwerden des Theaters natürliche Gefährten sind, und also nicht bloß das Geld verloren geht, sondern die Ehre zugleich."
"Wäre ich der Großherzog, so würde ich künftig, bei einer etwa eintretenden Veränderung der Direction, als jährlichen Zuschuß ein- für allemal eine feste Summe bestimmen; ich würde etwa den Durchschnitt der Zu¬ schüsse der letzten zehn Jahre ermitteln lassen, und danach eine Summe ermäßigen, die zu einer anstän¬ digen Erhaltung als hinreichend zu achten wäre. Mit dieser Summe müßte man haushalten. -- Dann würde ich aber einen Schritt weiter gehen und sagen: wenn der Director mit seinen Regisseuren durch eine kluge und energische Leitung es dahin bringt, daß die Casse am Ende des Jahres einen Ueberschuß hat, so soll von diesem Ueberschuß dem Director, den Regisseuren und den vorzüglichsten Mitgliedern der Bühne eine Remu¬ neration zu Theil werden. Da solltet Ihr einmal sehen, wie es sich regen und wie die Anstalt aus dem Halb¬ schlafe, in welchen sie nach und nach gerathen muß, erwachen würde."
"Unsere Theatergesetze, fuhr Goethe fort, haben zwar allerlei Strafbestimmungen, allein sie haben kein
nöthig ſey. Allein es hat doch Alles ſein Ziel und ſeine Grenze, und einige tauſend Thaler jährlich mehr oder weniger ſind doch keineswegs eine gleichgültige Sache, beſonders da die geringere Einnahme und das Schlechterwerden des Theaters natürliche Gefährten ſind, und alſo nicht bloß das Geld verloren geht, ſondern die Ehre zugleich.“
„Wäre ich der Großherzog, ſo würde ich künftig, bei einer etwa eintretenden Veränderung der Direction, als jährlichen Zuſchuß ein- für allemal eine feſte Summe beſtimmen; ich würde etwa den Durchſchnitt der Zu¬ ſchüſſe der letzten zehn Jahre ermitteln laſſen, und danach eine Summe ermäßigen, die zu einer anſtän¬ digen Erhaltung als hinreichend zu achten wäre. Mit dieſer Summe müßte man haushalten. — Dann würde ich aber einen Schritt weiter gehen und ſagen: wenn der Director mit ſeinen Regiſſeuren durch eine kluge und energiſche Leitung es dahin bringt, daß die Caſſe am Ende des Jahres einen Ueberſchuß hat, ſo ſoll von dieſem Ueberſchuß dem Director, den Regiſſeuren und den vorzüglichſten Mitgliedern der Bühne eine Remu¬ neration zu Theil werden. Da ſolltet Ihr einmal ſehen, wie es ſich regen und wie die Anſtalt aus dem Halb¬ ſchlafe, in welchen ſie nach und nach gerathen muß, erwachen würde.“
„Unſere Theatergeſetze, fuhr Goethe fort, haben zwar allerlei Strafbeſtimmungen, allein ſie haben kein
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nöthig ſey. Allein es hat doch Alles ſein Ziel und
ſeine Grenze, und einige tauſend Thaler jährlich mehr
oder weniger ſind doch keineswegs eine gleichgültige
Sache, beſonders da die geringere Einnahme und das
Schlechterwerden des Theaters natürliche Gefährten
ſind, und alſo nicht bloß das Geld verloren geht,
ſondern die Ehre zugleich.“
„Wäre ich der Großherzog, ſo würde ich künftig,
bei einer etwa eintretenden Veränderung der Direction,
als jährlichen Zuſchuß ein- für allemal eine feſte Summe
beſtimmen; ich würde etwa den Durchſchnitt der Zu¬
ſchüſſe der letzten zehn Jahre ermitteln laſſen, und
danach eine Summe ermäßigen, die zu einer anſtän¬
digen Erhaltung als hinreichend zu achten wäre. Mit
dieſer Summe müßte man haushalten. — Dann würde
ich aber einen Schritt weiter gehen und ſagen: wenn
der Director mit ſeinen Regiſſeuren durch eine kluge
und energiſche Leitung es dahin bringt, daß die Caſſe
am Ende des Jahres einen Ueberſchuß hat, ſo ſoll von
dieſem Ueberſchuß dem Director, den Regiſſeuren und
den vorzüglichſten Mitgliedern der Bühne eine Remu¬
neration zu Theil werden. Da ſolltet Ihr einmal ſehen,
wie es ſich regen und wie die Anſtalt aus dem Halb¬
ſchlafe, in welchen ſie nach und nach gerathen muß,
erwachen würde.“
„Unſere Theatergeſetze, fuhr Goethe fort, haben
zwar allerlei Strafbeſtimmungen, allein ſie haben kein
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/114>, abgerufen am 24.11.2024.
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