Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gedicht von den glücklichen Gatten, fuhr ich
fort, ist gleichfalls sehr reich an Motiven; es erscheinen
darin ganze Landschaften und Menschenleben, durchwärmt
von dem Sonnenschein eines anmuthigen Frühlingshim¬
mels, der sich über dem Ganzen ausbreitet.

"Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, sagte
Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein besonderes
Interesse schenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf
eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, dächte ich, wäre
doch artig genug."

Wir kamen sodann auf den Bürgergeneral, wo¬
von ich erzählte, daß ich dieses heitere Stück in diesen
Tagen mit einem Engländer gelesen, und daß in uns
beyden der lebhafte Wunsch entstanden, es auf dem
Theater zu sehen. Dem Geiste nach, sagte ich, ist darin
nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatischen Ent¬
wickelung ist darin kein Zug, der nicht für die Bühne
gedacht wäre.

"Es war zu seiner Zeit ein sehr gutes Stück, sagte
Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬
macht. Freylich, es war trefflich besetzt, und so vortreff¬
lich einstudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging,
[im] völligsten Leben Malkolmi spielte den Märten,
man konnte nichts Vollkommneres sehen."

Die Rolle des Schnaps, sagte ich, erscheint mir
nicht weniger glücklich; ich dächte, das Repertoir hätte
nicht viele aufzuweisen, die dankbarer und besser wären.

Das Gedicht von den gluͤcklichen Gatten, fuhr ich
fort, iſt gleichfalls ſehr reich an Motiven; es erſcheinen
darin ganze Landſchaften und Menſchenleben, durchwaͤrmt
von dem Sonnenſchein eines anmuthigen Fruͤhlingshim¬
mels, der ſich uͤber dem Ganzen ausbreitet.

„Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, ſagte
Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein beſonderes
Intereſſe ſchenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf
eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, daͤchte ich, waͤre
doch artig genug.“

Wir kamen ſodann auf den Buͤrgergeneral, wo¬
von ich erzaͤhlte, daß ich dieſes heitere Stuͤck in dieſen
Tagen mit einem Englaͤnder geleſen, und daß in uns
beyden der lebhafte Wunſch entſtanden, es auf dem
Theater zu ſehen. Dem Geiſte nach, ſagte ich, iſt darin
nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatiſchen Ent¬
wickelung iſt darin kein Zug, der nicht fuͤr die Buͤhne
gedacht waͤre.

„Es war zu ſeiner Zeit ein ſehr gutes Stuͤck, ſagte
Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬
macht. Freylich, es war trefflich beſetzt, und ſo vortreff¬
lich einſtudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging,
[im] voͤlligſten Leben Malkolmi ſpielte den Maͤrten,
man konnte nichts Vollkommneres ſehen.“

Die Rolle des Schnaps, ſagte ich, erſcheint mir
nicht weniger gluͤcklich; ich daͤchte, das Repertoir haͤtte
nicht viele aufzuweiſen, die dankbarer und beſſer waͤren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <pb facs="#f0057" n="47"/>
          <p>Das Gedicht von den glu&#x0364;cklichen Gatten, fuhr ich<lb/>
fort, i&#x017F;t gleichfalls &#x017F;ehr reich an Motiven; es er&#x017F;cheinen<lb/>
darin ganze Land&#x017F;chaften und Men&#x017F;chenleben, durchwa&#x0364;rmt<lb/>
von dem Sonnen&#x017F;chein eines anmuthigen Fru&#x0364;hlingshim¬<lb/>
mels, der &#x017F;ich u&#x0364;ber dem Ganzen ausbreitet.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, &#x017F;agte<lb/>
Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein be&#x017F;onderes<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf<lb/>
eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, da&#x0364;chte ich, wa&#x0364;re<lb/>
doch artig genug.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Wir kamen &#x017F;odann auf den <hi rendition="#g">Bu&#x0364;rgergeneral</hi>, wo¬<lb/>
von ich erza&#x0364;hlte, daß ich die&#x017F;es heitere Stu&#x0364;ck in die&#x017F;en<lb/>
Tagen mit einem Engla&#x0364;nder gele&#x017F;en, und daß in uns<lb/>
beyden der lebhafte Wun&#x017F;ch ent&#x017F;tanden, es auf dem<lb/>
Theater zu &#x017F;ehen. Dem Gei&#x017F;te nach, &#x017F;agte ich, i&#x017F;t darin<lb/>
nichts veraltet, und im Einzelnen der dramati&#x017F;chen Ent¬<lb/>
wickelung i&#x017F;t darin kein Zug, der nicht fu&#x0364;r die Bu&#x0364;hne<lb/>
gedacht wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es war zu &#x017F;einer Zeit ein &#x017F;ehr gutes Stu&#x0364;ck, &#x017F;agte<lb/>
Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬<lb/>
macht. Freylich, es war trefflich be&#x017F;etzt, und &#x017F;o vortreff¬<lb/>
lich ein&#x017F;tudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging,<lb/><supplied>im</supplied> vo&#x0364;llig&#x017F;ten Leben <hi rendition="#g">Malkolmi</hi> &#x017F;pielte den Ma&#x0364;rten,<lb/>
man konnte nichts Vollkommneres &#x017F;ehen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Die Rolle des <hi rendition="#g">Schnaps</hi>, &#x017F;agte ich, er&#x017F;cheint mir<lb/>
nicht weniger glu&#x0364;cklich; ich da&#x0364;chte, das Repertoir ha&#x0364;tte<lb/>
nicht viele aufzuwei&#x017F;en, die dankbarer und be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0057] Das Gedicht von den gluͤcklichen Gatten, fuhr ich fort, iſt gleichfalls ſehr reich an Motiven; es erſcheinen darin ganze Landſchaften und Menſchenleben, durchwaͤrmt von dem Sonnenſchein eines anmuthigen Fruͤhlingshim¬ mels, der ſich uͤber dem Ganzen ausbreitet. „Ich habe das Gedicht immer lieb gehabt, ſagte Goethe, und es freut mich, daß Sie ihm ein beſonderes Intereſſe ſchenken. Und daß der Spaß zuletzt noch auf eine Doppel-Kindtaufe hinausgeht, daͤchte ich, waͤre doch artig genug.“ Wir kamen ſodann auf den Buͤrgergeneral, wo¬ von ich erzaͤhlte, daß ich dieſes heitere Stuͤck in dieſen Tagen mit einem Englaͤnder geleſen, und daß in uns beyden der lebhafte Wunſch entſtanden, es auf dem Theater zu ſehen. Dem Geiſte nach, ſagte ich, iſt darin nichts veraltet, und im Einzelnen der dramatiſchen Ent¬ wickelung iſt darin kein Zug, der nicht fuͤr die Buͤhne gedacht waͤre. „Es war zu ſeiner Zeit ein ſehr gutes Stuͤck, ſagte Goethe, und es hat uns manchen heiteren Abend ge¬ macht. Freylich, es war trefflich beſetzt, und ſo vortreff¬ lich einſtudirt, daß der Dialog Schlag auf Schlag ging, im voͤlligſten Leben Malkolmi ſpielte den Maͤrten, man konnte nichts Vollkommneres ſehen.“ Die Rolle des Schnaps, ſagte ich, erſcheint mir nicht weniger gluͤcklich; ich daͤchte, das Repertoir haͤtte nicht viele aufzuweiſen, die dankbarer und beſſer waͤren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/57
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/57>, abgerufen am 23.11.2024.