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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Acht, sagte er, der Politiker wird den Poeten aufzehren.
Mitglied der Stände seyn und in täglichen Reibungen
und Aufregungen leben, ist keine Sache für die zarte
Natur eines Dichters. Mit seinem Gesange wird es
aus seyn, und das ist gewissermaßen zu bedauern.
Schwaben besitzt Männer genug, die hinlänglich unter¬
richtet, wohlmeinend, tüchtig und beredt sind, um Mit¬
glied der Stände zu seyn, aber es hat nur Einen Dich¬
ter der Art wie Uhland."


Der letzte Fremde, den Goethe gastfreundlich bey sich
bewirthete, war der älteste Sohn der Frau von Arnim;
das Letzte was er geschrieben, waren einige Verse in
das Stammbuch des gedachten jungen Freundes.


Am andern Morgen nach Goethe's Tode ergriff mich
eine tiefe Sehnsucht, seine irdische Hülle noch einmal zu
sehen. Sein treuer Diener Friedrich schloß mir das
Zimmer auf, wo man ihn hingelegt hatte. Auf dem
Rücken ausgestreckt, ruhte er wie ein Schlafender; tiefer
Friede und Festigkeit waltete auf den Zügen seines erha¬
ben-edlen Gesichts. Die mächtige Stirn schien noch Ge¬
danken zu hegen. Ich hatte das Verlangen nach einer

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Acht, ſagte er, der Politiker wird den Poeten aufzehren.
Mitglied der Staͤnde ſeyn und in taͤglichen Reibungen
und Aufregungen leben, iſt keine Sache fuͤr die zarte
Natur eines Dichters. Mit ſeinem Geſange wird es
aus ſeyn, und das iſt gewiſſermaßen zu bedauern.
Schwaben beſitzt Maͤnner genug, die hinlaͤnglich unter¬
richtet, wohlmeinend, tuͤchtig und beredt ſind, um Mit¬
glied der Staͤnde zu ſeyn, aber es hat nur Einen Dich¬
ter der Art wie Uhland.“


Der letzte Fremde, den Goethe gaſtfreundlich bey ſich
bewirthete, war der aͤlteſte Sohn der Frau von Arnim;
das Letzte was er geſchrieben, waren einige Verſe in
das Stammbuch des gedachten jungen Freundes.


Am andern Morgen nach Goethe's Tode ergriff mich
eine tiefe Sehnſucht, ſeine irdiſche Huͤlle noch einmal zu
ſehen. Sein treuer Diener Friedrich ſchloß mir das
Zimmer auf, wo man ihn hingelegt hatte. Auf dem
Ruͤcken ausgeſtreckt, ruhte er wie ein Schlafender; tiefer
Friede und Feſtigkeit waltete auf den Zuͤgen ſeines erha¬
ben-edlen Geſichts. Die maͤchtige Stirn ſchien noch Ge¬
danken zu hegen. Ich hatte das Verlangen nach einer

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[359/0369] Acht, ſagte er, der Politiker wird den Poeten aufzehren. Mitglied der Staͤnde ſeyn und in taͤglichen Reibungen und Aufregungen leben, iſt keine Sache fuͤr die zarte Natur eines Dichters. Mit ſeinem Geſange wird es aus ſeyn, und das iſt gewiſſermaßen zu bedauern. Schwaben beſitzt Maͤnner genug, die hinlaͤnglich unter¬ richtet, wohlmeinend, tuͤchtig und beredt ſind, um Mit¬ glied der Staͤnde zu ſeyn, aber es hat nur Einen Dich¬ ter der Art wie Uhland.“ Der letzte Fremde, den Goethe gaſtfreundlich bey ſich bewirthete, war der aͤlteſte Sohn der Frau von Arnim; das Letzte was er geſchrieben, waren einige Verſe in das Stammbuch des gedachten jungen Freundes. Am andern Morgen nach Goethe's Tode ergriff mich eine tiefe Sehnſucht, ſeine irdiſche Huͤlle noch einmal zu ſehen. Sein treuer Diener Friedrich ſchloß mir das Zimmer auf, wo man ihn hingelegt hatte. Auf dem Ruͤcken ausgeſtreckt, ruhte er wie ein Schlafender; tiefer Friede und Feſtigkeit waltete auf den Zuͤgen ſeines erha¬ ben-edlen Geſichts. Die maͤchtige Stirn ſchien noch Ge¬ danken zu hegen. Ich hatte das Verlangen nach einer 24*

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/369>, abgerufen am 24.11.2024.