Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.sey, und durchaus heiter, wohl und stark sich in Li¬ Du, danke Gott wenn er dich preßt, Und dank' ihm wenn er dich wieder entläßt. Ich schickte mich nun ernstlich an Ihnen Nachricht Nun aber erhalte ich Briefe aus Weimar, woraus Käme ich jetzt nach Weimar zurück, so wäre an eine II. 15
ſey, und durchaus heiter, wohl und ſtark ſich in Li¬ Du, danke Gott wenn er dich preßt, Und dank' ihm wenn er dich wieder entlaͤßt. Ich ſchickte mich nun ernſtlich an Ihnen Nachricht Nun aber erhalte ich Briefe aus Weimar, woraus Kaͤme ich jetzt nach Weimar zuruͤck, ſo waͤre an eine II. 15
<TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0235" n="225"/> ſey, und durchaus heiter, wohl und ſtark ſich in Li¬<lb/> vorno befinde. So waren denn alle meine Beſorgniſſe<lb/> von jener Seite mit einem Mal voͤllig gehoben, und ich<lb/> betete in der Stille meines Herzens die Verſe:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Du, danke Gott wenn er dich preßt,</l><lb/> <l>Und dank' ihm wenn er dich wieder entlaͤßt.</l><lb/> </lg> <p>Ich ſchickte mich nun ernſtlich an Ihnen Nachricht<lb/> von mir zu geben; ich wollte Ihnen ſagen was unge¬<lb/> faͤhr auf den vorliegenden Blaͤttern enthalten; ich wollte<lb/> ferner erſuchen, ob es mir nicht vergoͤnnt ſeyn wolle,<lb/> jenes Manuſcript, das mir ſo ſehr am Herzen liegt,<lb/> von Weimar entfernt, in ſtiller Zuruͤckgezogenheit zu<lb/> vollenden; indem ich nicht eher voͤllig frey und froh zu<lb/> werden glaube, als bis ich Ihnen jenes lange gehegte<lb/> Werk in deutlicher Reinſchrift, geheftet, zur Genehmi¬<lb/> gung der Publication vorlegen koͤnne.</p><lb/> <p>Nun aber erhalte ich Briefe aus Weimar, woraus<lb/> ich ſehe, daß meine baldige Zuruͤckkunft erwartet wird,<lb/> und daß man die Abſicht hat, mir eine Stelle zu geben.<lb/> Solches Wohlwollen habe ich zwar mit Dank zu er¬<lb/> kennen, allein es durchkreuzt meine jetzigen Plaͤne, und<lb/> bringt mich in einen wunderlichen Zwieſpalt mit mir<lb/> ſelber.</p><lb/> <p>Kaͤme ich jetzt nach Weimar zuruͤck, ſo waͤre an eine<lb/> ſchnelle Vollendung meiner naͤchſten literariſchen Vorſaͤtze<lb/> gar nicht zu denken. Ich kaͤme dort ſogleich wieder in<lb/> die alte Zerſtreuung; ich waͤre in der kleinen Stadt,<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi>. 15<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0235]
ſey, und durchaus heiter, wohl und ſtark ſich in Li¬
vorno befinde. So waren denn alle meine Beſorgniſſe
von jener Seite mit einem Mal voͤllig gehoben, und ich
betete in der Stille meines Herzens die Verſe:
Du, danke Gott wenn er dich preßt,
Und dank' ihm wenn er dich wieder entlaͤßt.
Ich ſchickte mich nun ernſtlich an Ihnen Nachricht
von mir zu geben; ich wollte Ihnen ſagen was unge¬
faͤhr auf den vorliegenden Blaͤttern enthalten; ich wollte
ferner erſuchen, ob es mir nicht vergoͤnnt ſeyn wolle,
jenes Manuſcript, das mir ſo ſehr am Herzen liegt,
von Weimar entfernt, in ſtiller Zuruͤckgezogenheit zu
vollenden; indem ich nicht eher voͤllig frey und froh zu
werden glaube, als bis ich Ihnen jenes lange gehegte
Werk in deutlicher Reinſchrift, geheftet, zur Genehmi¬
gung der Publication vorlegen koͤnne.
Nun aber erhalte ich Briefe aus Weimar, woraus
ich ſehe, daß meine baldige Zuruͤckkunft erwartet wird,
und daß man die Abſicht hat, mir eine Stelle zu geben.
Solches Wohlwollen habe ich zwar mit Dank zu er¬
kennen, allein es durchkreuzt meine jetzigen Plaͤne, und
bringt mich in einen wunderlichen Zwieſpalt mit mir
ſelber.
Kaͤme ich jetzt nach Weimar zuruͤck, ſo waͤre an eine
ſchnelle Vollendung meiner naͤchſten literariſchen Vorſaͤtze
gar nicht zu denken. Ich kaͤme dort ſogleich wieder in
die alte Zerſtreuung; ich waͤre in der kleinen Stadt,
II. 15
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