Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.pelle, wozu ein Schuster den Schlüssel hatte, der immer Bey dieser heiteren Gelegenheit erinnerte man sich Mittwoch, den 15. April 1829. Wir sprachen über Leute, die, ohne eigentliches Ta¬ "Das Verführerische für junge Leute, sagte Goethe, 10 *
pelle, wozu ein Schuſter den Schluͤſſel hatte, der immer Bey dieſer heiteren Gelegenheit erinnerte man ſich Mittwoch, den 15. April 1829. Wir ſprachen uͤber Leute, die, ohne eigentliches Ta¬ „Das Verfuͤhreriſche fuͤr junge Leute, ſagte Goethe, 10 *
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pelle, wozu ein Schuſter den Schluͤſſel hatte, der immer
fuͤr vier Groſchen aufſchloß. Hier, vor den Bildern, ging
es nun an Demonſtrationen, und wenn man lange ge¬
nug geſtritten, kehrte man in die Oſterie zuruͤck, um
bey einer Flaſche Wein ſich zu verſoͤhnen und alle Con¬
troverſen zu vergeſſen. So ging es jeden Tag, und der
Schuſter an der Sixtiniſchen Capelle erhielt manche vier
Groſchen.“
Bey dieſer heiteren Gelegenheit erinnerte man ſich
eines anderen Schuſters, der auf einem antiken Mar¬
morkopf gewoͤhnlich ſein Leder geklopft. „Es war das
Portrait eines roͤmiſchen Kaiſers, ſagte Meyer; die
Antike ſtand vor des Schuſters Thuͤre, und wir haben
ihn ſehr oft in dieſer loͤblichen Beſchaͤftigung geſehen
wenn wir vorbeygingen.“
Mittwoch, den 15. April 1829.
Wir ſprachen uͤber Leute, die, ohne eigentliches Ta¬
lent, zur Productivitaͤt gerufen werden, und uͤber An¬
dere, die uͤber Dinge ſchreiben die ſie nicht verſtehen.
„Das Verfuͤhreriſche fuͤr junge Leute, ſagte Goethe,
iſt dieſes. Wir leben in einer Zeit, wo ſo viele Cultur
verbreitet iſt, daß ſie ſich gleichſam der Atmoſphaͤre mit¬
getheilt hat, worin ein junger Menſch athmet. Poe¬
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