Zeitungen gemeldet, daß Peel sich das Original für viertausend Pfund angeeignet. Man mußte gestehen, daß es ein schönes Stück sey, und daß Herr Peel kei¬ nen schlechten Kauf gethan. An der rechten Seite des Bildes fiel der Blick auf eine Gruppe sitzender und ste¬ hender Menschen. Ein Hirte bückt sich zu einem Mäd¬ chen, das er zu unterrichten scheint wie man die Schal¬ mei blasen müsse. Mitten sah man auf einen See im Glanz der Sonne, und an der linken Seite des Bildes gewahrte man weidendes Vieh im Schatten eines Ge¬ hölzes. Beyde Gruppen balancirten sich auf das Beste, und der Zauber der Beleuchtung wirkte mächtig, nach gewohnter Art des Meisters. Es war die Rede, wo das Original sich zeither befunden, und in wessen Besitz Meyer es in Italien gesehen.
Das Gespräch lenkte sich sodann auf das neue Be¬ sitzthum des Königs von Bayern in Rom. "Ich kenne die Villa sehr gut, sagte Meyer, ich bin oft darin gewesen und gedenke der schönen Lage mit Ver¬ gnügen. Es ist ein mäßiges Schloß, das der König nicht fehlen wird sich auszuschmücken und nach seinem Sinne höchst anmuthig zu machen. Zu meiner Zeit wohnte die Herzogin Amalie darin, und Herder in dem Nebengebäude. Später bewohnte es der Herzog von Susser und der Graf Münster. Fremde hohe Herrschaften haben es immer wegen der gesunden Lage und herrlichen Aussicht besonders geliebt."
Zeitungen gemeldet, daß Peel ſich das Original fuͤr viertauſend Pfund angeeignet. Man mußte geſtehen, daß es ein ſchoͤnes Stuͤck ſey, und daß Herr Peel kei¬ nen ſchlechten Kauf gethan. An der rechten Seite des Bildes fiel der Blick auf eine Gruppe ſitzender und ſte¬ hender Menſchen. Ein Hirte buͤckt ſich zu einem Maͤd¬ chen, das er zu unterrichten ſcheint wie man die Schal¬ mei blaſen muͤſſe. Mitten ſah man auf einen See im Glanz der Sonne, und an der linken Seite des Bildes gewahrte man weidendes Vieh im Schatten eines Ge¬ hoͤlzes. Beyde Gruppen balancirten ſich auf das Beſte, und der Zauber der Beleuchtung wirkte maͤchtig, nach gewohnter Art des Meiſters. Es war die Rede, wo das Original ſich zeither befunden, und in weſſen Beſitz Meyer es in Italien geſehen.
Das Geſpraͤch lenkte ſich ſodann auf das neue Be¬ ſitzthum des Koͤnigs von Bayern in Rom. „Ich kenne die Villa ſehr gut, ſagte Meyer, ich bin oft darin geweſen und gedenke der ſchoͤnen Lage mit Ver¬ gnuͤgen. Es iſt ein maͤßiges Schloß, das der Koͤnig nicht fehlen wird ſich auszuſchmuͤcken und nach ſeinem Sinne hoͤchſt anmuthig zu machen. Zu meiner Zeit wohnte die Herzogin Amalie darin, und Herder in dem Nebengebaͤude. Spaͤter bewohnte es der Herzog von Suſſer und der Graf Muͤnſter. Fremde hohe Herrſchaften haben es immer wegen der geſunden Lage und herrlichen Ausſicht beſonders geliebt.“
<TEI><text><body><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0154"n="144"/>
Zeitungen gemeldet, daß <hirendition="#g">Peel</hi>ſich das Original fuͤr<lb/>
viertauſend Pfund angeeignet. Man mußte geſtehen,<lb/>
daß es ein ſchoͤnes Stuͤck ſey, und daß Herr Peel kei¬<lb/>
nen ſchlechten Kauf gethan. An der rechten Seite des<lb/>
Bildes fiel der Blick auf eine Gruppe ſitzender und ſte¬<lb/>
hender Menſchen. Ein Hirte buͤckt ſich zu einem Maͤd¬<lb/>
chen, das er zu unterrichten ſcheint wie man die Schal¬<lb/>
mei blaſen muͤſſe. Mitten ſah man auf einen See im<lb/>
Glanz der Sonne, und an der linken Seite des Bildes<lb/>
gewahrte man weidendes Vieh im Schatten eines Ge¬<lb/>
hoͤlzes. Beyde Gruppen balancirten ſich auf das Beſte,<lb/>
und der Zauber der Beleuchtung wirkte maͤchtig, nach<lb/>
gewohnter Art des Meiſters. Es war die Rede, wo<lb/>
das Original ſich zeither befunden, und in weſſen Beſitz<lb/>
Meyer es in Italien geſehen.</p><lb/><p>Das Geſpraͤch lenkte ſich ſodann auf das neue Be¬<lb/>ſitzthum des <hirendition="#g">Koͤnigs von Bayern</hi> in Rom. „Ich<lb/>
kenne die Villa ſehr gut, ſagte Meyer, ich bin oft<lb/>
darin geweſen und gedenke der ſchoͤnen Lage mit Ver¬<lb/>
gnuͤgen. Es iſt ein maͤßiges Schloß, das der Koͤnig<lb/>
nicht fehlen wird ſich auszuſchmuͤcken und nach ſeinem<lb/>
Sinne hoͤchſt anmuthig zu machen. Zu meiner Zeit<lb/>
wohnte die Herzogin <hirendition="#g">Amalie</hi> darin, und <hirendition="#g">Herder</hi> in<lb/>
dem Nebengebaͤude. Spaͤter bewohnte es der Herzog<lb/>
von <hirendition="#g">Suſſer</hi> und der Graf <hirendition="#g">Muͤnſter</hi>. Fremde hohe<lb/>
Herrſchaften haben es immer wegen der geſunden Lage<lb/>
und herrlichen Ausſicht beſonders geliebt.“</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[144/0154]
Zeitungen gemeldet, daß Peel ſich das Original fuͤr
viertauſend Pfund angeeignet. Man mußte geſtehen,
daß es ein ſchoͤnes Stuͤck ſey, und daß Herr Peel kei¬
nen ſchlechten Kauf gethan. An der rechten Seite des
Bildes fiel der Blick auf eine Gruppe ſitzender und ſte¬
hender Menſchen. Ein Hirte buͤckt ſich zu einem Maͤd¬
chen, das er zu unterrichten ſcheint wie man die Schal¬
mei blaſen muͤſſe. Mitten ſah man auf einen See im
Glanz der Sonne, und an der linken Seite des Bildes
gewahrte man weidendes Vieh im Schatten eines Ge¬
hoͤlzes. Beyde Gruppen balancirten ſich auf das Beſte,
und der Zauber der Beleuchtung wirkte maͤchtig, nach
gewohnter Art des Meiſters. Es war die Rede, wo
das Original ſich zeither befunden, und in weſſen Beſitz
Meyer es in Italien geſehen.
Das Geſpraͤch lenkte ſich ſodann auf das neue Be¬
ſitzthum des Koͤnigs von Bayern in Rom. „Ich
kenne die Villa ſehr gut, ſagte Meyer, ich bin oft
darin geweſen und gedenke der ſchoͤnen Lage mit Ver¬
gnuͤgen. Es iſt ein maͤßiges Schloß, das der Koͤnig
nicht fehlen wird ſich auszuſchmuͤcken und nach ſeinem
Sinne hoͤchſt anmuthig zu machen. Zu meiner Zeit
wohnte die Herzogin Amalie darin, und Herder in
dem Nebengebaͤude. Spaͤter bewohnte es der Herzog
von Suſſer und der Graf Muͤnſter. Fremde hohe
Herrſchaften haben es immer wegen der geſunden Lage
und herrlichen Ausſicht beſonders geliebt.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/154>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.