Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836."Man sieht aber an diesem Buch, fuhr Goethe fort, "Daß er die achthundert türkischen Gefangenen hat "Daß er in die Pyramiden soll hinabgestiegen seyn, "So auch verhält sich die Sage, daß er orientali¬ "Die Pestkranken aber hat er wirklich besucht, und „Man ſieht aber an dieſem Buch, fuhr Goethe fort, „Daß er die achthundert tuͤrkiſchen Gefangenen hat „Daß er in die Pyramiden ſoll hinabgeſtiegen ſeyn, „So auch verhaͤlt ſich die Sage, daß er orientali¬ „Die Peſtkranken aber hat er wirklich beſucht, und <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0124" n="114"/> <p>„Man ſieht aber an dieſem Buch, fuhr Goethe fort,<lb/> wie viele Maͤhrchen uns von ſeinem egyptiſchen Feld¬<lb/> zuge erzaͤhlet worden. Manches beſtaͤtiget ſich zwar,<lb/> allein Vieles gar nicht, und das Meiſte iſt anders.“</p><lb/> <p>„Daß er die achthundert tuͤrkiſchen Gefangenen hat<lb/> erſchießen laſſen, iſt wahr; aber es erſcheint als reifer Be¬<lb/> ſchluß eines langen Kriegsrathes, indem, nach Erwaͤgung<lb/> aller Umſtaͤnde, kein Mittel geweſen iſt, ſie zu retten.“</p><lb/> <p>„Daß er in die Pyramiden ſoll hinabgeſtiegen ſeyn,<lb/> iſt ein Maͤhrchen. Er iſt huͤbſch außerhalb ſtehen ge¬<lb/> blieben und hat ſich von den Andern erzaͤhlen laſſen<lb/> was ſie unten geſehen.“</p><lb/> <p>„So auch verhaͤlt ſich die Sage, daß er orientali¬<lb/> ſches Coſtuͤm angelegt, ein wenig anders. Er hat bloß<lb/> ein einziges Mal im Hauſe dieſe Maskerade geſpielt,<lb/> und iſt ſo unter den Seinigen erſchienen, zu ſehen wie<lb/> es ihn kleide. Aber der Turban hat ihm nicht geſtan¬<lb/> den, wie er denn allen laͤnglichen Koͤpfen nicht ſteht,<lb/> und ſo hat er dieſes Coſtuͤm nie wieder angelegt.“</p><lb/> <p>„Die Peſtkranken aber hat er wirklich beſucht, und<lb/> zwar um ein Beyſpiel zu geben, daß man die Peſt<lb/> uͤberwinden koͤnne, wenn man die Furcht zu uͤberwinden<lb/> faͤhig ſey. Und er hat Recht! — Ich kann aus mei¬<lb/> nem eigenen Leben ein Factum erzaͤhlen, wo ich bey<lb/> einem Faulfieber der Anſteckung unvermeidlich ausgeſetzt<lb/> war, und wo ich bloß durch einen entſchiedenen Willen<lb/> die Krankheit von mir abwehrte. Es iſt unglaublich,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
„Man ſieht aber an dieſem Buch, fuhr Goethe fort,
wie viele Maͤhrchen uns von ſeinem egyptiſchen Feld¬
zuge erzaͤhlet worden. Manches beſtaͤtiget ſich zwar,
allein Vieles gar nicht, und das Meiſte iſt anders.“
„Daß er die achthundert tuͤrkiſchen Gefangenen hat
erſchießen laſſen, iſt wahr; aber es erſcheint als reifer Be¬
ſchluß eines langen Kriegsrathes, indem, nach Erwaͤgung
aller Umſtaͤnde, kein Mittel geweſen iſt, ſie zu retten.“
„Daß er in die Pyramiden ſoll hinabgeſtiegen ſeyn,
iſt ein Maͤhrchen. Er iſt huͤbſch außerhalb ſtehen ge¬
blieben und hat ſich von den Andern erzaͤhlen laſſen
was ſie unten geſehen.“
„So auch verhaͤlt ſich die Sage, daß er orientali¬
ſches Coſtuͤm angelegt, ein wenig anders. Er hat bloß
ein einziges Mal im Hauſe dieſe Maskerade geſpielt,
und iſt ſo unter den Seinigen erſchienen, zu ſehen wie
es ihn kleide. Aber der Turban hat ihm nicht geſtan¬
den, wie er denn allen laͤnglichen Koͤpfen nicht ſteht,
und ſo hat er dieſes Coſtuͤm nie wieder angelegt.“
„Die Peſtkranken aber hat er wirklich beſucht, und
zwar um ein Beyſpiel zu geben, daß man die Peſt
uͤberwinden koͤnne, wenn man die Furcht zu uͤberwinden
faͤhig ſey. Und er hat Recht! — Ich kann aus mei¬
nem eigenen Leben ein Factum erzaͤhlen, wo ich bey
einem Faulfieber der Anſteckung unvermeidlich ausgeſetzt
war, und wo ich bloß durch einen entſchiedenen Willen
die Krankheit von mir abwehrte. Es iſt unglaublich,
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