Ich war nun glücklich in dem Gelingen der jahre¬ lang gehegten Pläne. Die Gedichte ließ ich auf das schnellste drucken und versenden, aus deren Ertrag ich nach Abzug aller Kosten einen reinen Gewinn von 150 Thaler behielt. Ich ging darauf im May 1821 nach Göttingen, eine theure Geliebte zurücklassend.
Mein erster Versuch, nach der Universität zu gelan¬ gen, war daran gescheitert, daß ich hartnäckig jedes so¬ genannte Brodstudium abgelehnt hatte. Jetzt aber, durch die Erfahrung gewitzigt, und der unsäglichen Kämpfe mir noch zu gut bewußt, die ich damals so¬ wohl gegen meine nächste Umgebung als gegen einflu߬ reiche höhere Personen zu bestehen hatte, war ich klug genug gewesen, mich den Ansichten einer übermächtigen Welt zu bequemen und sogleich zu erklären, daß ich ein Brodstudium wählen und mich der Rechtswissenschaft widmen wolle.
Dieses hatten sowohl meine mächtigen Gönner als alle anderen, denen mein irdisches Fortkommen am Her¬ zen lag und die sich von der Gewalt meiner geistigen Bedürfnisse keine Vorstellung machten, sehr vernünftig gefunden. Aller Widerspruch war mit einem Mal ab¬ gethan, ich fand überall ein freundliches Entgegen¬ kommen und ein bereitwilliges Befördern meiner Zwecke. Zugleich unterließ man nicht zu meiner Bestätigung in so guten Vorsätzen anzuführen, daß das juristische Studium keineswegs der Art sey, daß es nicht dem
Ich war nun gluͤcklich in dem Gelingen der jahre¬ lang gehegten Plaͤne. Die Gedichte ließ ich auf das ſchnellſte drucken und verſenden, aus deren Ertrag ich nach Abzug aller Koſten einen reinen Gewinn von 150 Thaler behielt. Ich ging darauf im May 1821 nach Goͤttingen, eine theure Geliebte zuruͤcklaſſend.
Mein erſter Verſuch, nach der Univerſitaͤt zu gelan¬ gen, war daran geſcheitert, daß ich hartnaͤckig jedes ſo¬ genannte Brodſtudium abgelehnt hatte. Jetzt aber, durch die Erfahrung gewitzigt, und der unſaͤglichen Kaͤmpfe mir noch zu gut bewußt, die ich damals ſo¬ wohl gegen meine naͤchſte Umgebung als gegen einflu߬ reiche hoͤhere Perſonen zu beſtehen hatte, war ich klug genug geweſen, mich den Anſichten einer uͤbermaͤchtigen Welt zu bequemen und ſogleich zu erklaͤren, daß ich ein Brodſtudium waͤhlen und mich der Rechtswiſſenſchaft widmen wolle.
Dieſes hatten ſowohl meine maͤchtigen Goͤnner als alle anderen, denen mein irdiſches Fortkommen am Her¬ zen lag und die ſich von der Gewalt meiner geiſtigen Beduͤrfniſſe keine Vorſtellung machten, ſehr vernuͤnftig gefunden. Aller Widerſpruch war mit einem Mal ab¬ gethan, ich fand uͤberall ein freundliches Entgegen¬ kommen und ein bereitwilliges Befoͤrdern meiner Zwecke. Zugleich unterließ man nicht zu meiner Beſtaͤtigung in ſo guten Vorſaͤtzen anzufuͤhren, daß das juriſtiſche Studium keineswegs der Art ſey, daß es nicht dem
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Ich war nun gluͤcklich in dem Gelingen der jahre¬
lang gehegten Plaͤne. Die Gedichte ließ ich auf das
ſchnellſte drucken und verſenden, aus deren Ertrag ich
nach Abzug aller Koſten einen reinen Gewinn von
150 Thaler behielt. Ich ging darauf im May 1821
nach Goͤttingen, eine theure Geliebte zuruͤcklaſſend.
Mein erſter Verſuch, nach der Univerſitaͤt zu gelan¬
gen, war daran geſcheitert, daß ich hartnaͤckig jedes ſo¬
genannte Brodſtudium abgelehnt hatte. Jetzt aber,
durch die Erfahrung gewitzigt, und der unſaͤglichen
Kaͤmpfe mir noch zu gut bewußt, die ich damals ſo¬
wohl gegen meine naͤchſte Umgebung als gegen einflu߬
reiche hoͤhere Perſonen zu beſtehen hatte, war ich klug
genug geweſen, mich den Anſichten einer uͤbermaͤchtigen
Welt zu bequemen und ſogleich zu erklaͤren, daß ich
ein Brodſtudium waͤhlen und mich der Rechtswiſſenſchaft
widmen wolle.
Dieſes hatten ſowohl meine maͤchtigen Goͤnner als
alle anderen, denen mein irdiſches Fortkommen am Her¬
zen lag und die ſich von der Gewalt meiner geiſtigen
Beduͤrfniſſe keine Vorſtellung machten, ſehr vernuͤnftig
gefunden. Aller Widerſpruch war mit einem Mal ab¬
gethan, ich fand uͤberall ein freundliches Entgegen¬
kommen und ein bereitwilliges Befoͤrdern meiner Zwecke.
Zugleich unterließ man nicht zu meiner Beſtaͤtigung
in ſo guten Vorſaͤtzen anzufuͤhren, daß das juriſtiſche
Studium keineswegs der Art ſey, daß es nicht dem
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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