als ein Analogon als ein Beispiel gebraucht und an¬ wendet."
Wir sprachen über die Art, wie Goethe seine Far¬ benlehre vorgetragen, daß er nämlich dabey alles aus großen Ur-Gesetzen abgeleitet und die einzelnen Er¬ scheinungen immer darauf zurückgeführt habe, woraus denn das Faßliche und ein großer Gewinn für den Geist hervorgehe.
"Dieses mag seyn, sagte Goethe, und Sie mögen mich deßhalb loben, aber diese Methode erfordert denn auch Schüler, die nicht in der Zerstreuung leben und die fähig sind, die Sache wieder im Grunde aufzufassen. Es sind einige recht hübsche Leute in meiner Farbenlehre heraufgekommen, allein das Unglück ist, sie bleiben nicht auf geradem Wege, sondern ehe ich es mir ver¬ sehe, weichen sie ab und gehen einer Idee nach, statt das Object immer gehörig im Auge zu behalten. Aber ein guter Kopf, dem es zugleich um die Wahrheit zu thun wäre, könnte noch immer viel leisten."
Wir sprachen von Professoren, die, nachdem das Bessere gefunden, immer noch die Newtonische Lehre vortragen. "Dieß ist nicht zu verwundern, sagte Goethe; solche Leute gehen im Irrthum fort, weil sie ihm ihre Existenz verdanken. Sie müßten umlernen, und das wäre eine sehr unbequeme Sache." Aber, sagte ich, wie können ihre Experimente die Wahrheit beweisen, da der Grund ihrer Lehre falsch ist? -- "Sie beweisen
als ein Analogon als ein Beiſpiel gebraucht und an¬ wendet.“
Wir ſprachen uͤber die Art, wie Goethe ſeine Far¬ benlehre vorgetragen, daß er naͤmlich dabey alles aus großen Ur-Geſetzen abgeleitet und die einzelnen Er¬ ſcheinungen immer darauf zuruͤckgefuͤhrt habe, woraus denn das Faßliche und ein großer Gewinn fuͤr den Geiſt hervorgehe.
„Dieſes mag ſeyn, ſagte Goethe, und Sie moͤgen mich deßhalb loben, aber dieſe Methode erfordert denn auch Schuͤler, die nicht in der Zerſtreuung leben und die faͤhig ſind, die Sache wieder im Grunde aufzufaſſen. Es ſind einige recht huͤbſche Leute in meiner Farbenlehre heraufgekommen, allein das Ungluͤck iſt, ſie bleiben nicht auf geradem Wege, ſondern ehe ich es mir ver¬ ſehe, weichen ſie ab und gehen einer Idee nach, ſtatt das Object immer gehoͤrig im Auge zu behalten. Aber ein guter Kopf, dem es zugleich um die Wahrheit zu thun waͤre, koͤnnte noch immer viel leiſten.“
Wir ſprachen von Profeſſoren, die, nachdem das Beſſere gefunden, immer noch die Newtoniſche Lehre vortragen. „Dieß iſt nicht zu verwundern, ſagte Goethe; ſolche Leute gehen im Irrthum fort, weil ſie ihm ihre Exiſtenz verdanken. Sie muͤßten umlernen, und das waͤre eine ſehr unbequeme Sache.“ Aber, ſagte ich, wie koͤnnen ihre Experimente die Wahrheit beweiſen, da der Grund ihrer Lehre falſch iſt? — „Sie beweiſen
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als ein Analogon als ein Beiſpiel gebraucht und an¬
wendet.“
Wir ſprachen uͤber die Art, wie Goethe ſeine Far¬
benlehre vorgetragen, daß er naͤmlich dabey alles aus
großen Ur-Geſetzen abgeleitet und die einzelnen Er¬
ſcheinungen immer darauf zuruͤckgefuͤhrt habe, woraus
denn das Faßliche und ein großer Gewinn fuͤr den
Geiſt hervorgehe.
„Dieſes mag ſeyn, ſagte Goethe, und Sie moͤgen
mich deßhalb loben, aber dieſe Methode erfordert denn
auch Schuͤler, die nicht in der Zerſtreuung leben und
die faͤhig ſind, die Sache wieder im Grunde aufzufaſſen.
Es ſind einige recht huͤbſche Leute in meiner Farbenlehre
heraufgekommen, allein das Ungluͤck iſt, ſie bleiben
nicht auf geradem Wege, ſondern ehe ich es mir ver¬
ſehe, weichen ſie ab und gehen einer Idee nach, ſtatt
das Object immer gehoͤrig im Auge zu behalten. Aber
ein guter Kopf, dem es zugleich um die Wahrheit zu
thun waͤre, koͤnnte noch immer viel leiſten.“
Wir ſprachen von Profeſſoren, die, nachdem das
Beſſere gefunden, immer noch die Newtoniſche Lehre
vortragen. „Dieß iſt nicht zu verwundern, ſagte Goethe;
ſolche Leute gehen im Irrthum fort, weil ſie ihm ihre
Exiſtenz verdanken. Sie muͤßten umlernen, und das
waͤre eine ſehr unbequeme Sache.“ Aber, ſagte ich,
wie koͤnnen ihre Experimente die Wahrheit beweiſen, da
der Grund ihrer Lehre falſch iſt? — „Sie beweiſen
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/354>, abgerufen am 25.11.2024.
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