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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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geführt und über sehr vieles hinaus. Kommen Sie
einmal am Mittage bey heiterem Himmel ein Stünd¬
chen früher zu Tisch, so will ich Ihnen ein deutlicher
Phänomen zeigen, durch welches Sie dasselbe Gesetz,
welches diesem zum Grunde liegt, sogleich begreifen
sollen."

"Es ist mir sehr lieb, fuhr er fort, daß Sie für
die Farbe dieses Interesse haben; es wird Ihnen eine
Quelle von unbeschreiblichen Freuden werden."

Nachdem ich Goethe am Abend verlassen, konnte
ich den Gedanken an das Phänomen nicht aus dem
Kopfe bringen, so daß ich sogar im Traume damit zu
thun hatte. Aber auch in diesem Zustande sah ich
nicht klarer und kam der Lösung des Räthsels um kei¬
nen Schritt näher.


"Mit meinen naturwissenschaftlichen Heften, sagte
Goethe vor einiger Zeit, gehe ich auch langsam fort.
Nicht weil ich glaube, die Wissenschaft noch jetzt be¬
deutend fördern zu können; sondern der vielen angeneh¬
men Verbindungen wegen, die ich dadurch unterhalte.
Die Beschäftigung mit der Natur ist die unschuldigste.
In ästhetischer Hinsicht ist jetzt an gar keine Verbin¬
dung und Correspondenz zu denken. Da wollen sie

I. 18

gefuͤhrt und uͤber ſehr vieles hinaus. Kommen Sie
einmal am Mittage bey heiterem Himmel ein Stuͤnd¬
chen fruͤher zu Tiſch, ſo will ich Ihnen ein deutlicher
Phaͤnomen zeigen, durch welches Sie daſſelbe Geſetz,
welches dieſem zum Grunde liegt, ſogleich begreifen
ſollen.“

„Es iſt mir ſehr lieb, fuhr er fort, daß Sie fuͤr
die Farbe dieſes Intereſſe haben; es wird Ihnen eine
Quelle von unbeſchreiblichen Freuden werden.“

Nachdem ich Goethe am Abend verlaſſen, konnte
ich den Gedanken an das Phaͤnomen nicht aus dem
Kopfe bringen, ſo daß ich ſogar im Traume damit zu
thun hatte. Aber auch in dieſem Zuſtande ſah ich
nicht klarer und kam der Loͤſung des Raͤthſels um kei¬
nen Schritt naͤher.


„Mit meinen naturwiſſenſchaftlichen Heften, ſagte
Goethe vor einiger Zeit, gehe ich auch langſam fort.
Nicht weil ich glaube, die Wiſſenſchaft noch jetzt be¬
deutend foͤrdern zu koͤnnen; ſondern der vielen angeneh¬
men Verbindungen wegen, die ich dadurch unterhalte.
Die Beſchaͤftigung mit der Natur iſt die unſchuldigſte.
In aͤſthetiſcher Hinſicht iſt jetzt an gar keine Verbin¬
dung und Correspondenz zu denken. Da wollen ſie

I. 18
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[273/0293] gefuͤhrt und uͤber ſehr vieles hinaus. Kommen Sie einmal am Mittage bey heiterem Himmel ein Stuͤnd¬ chen fruͤher zu Tiſch, ſo will ich Ihnen ein deutlicher Phaͤnomen zeigen, durch welches Sie daſſelbe Geſetz, welches dieſem zum Grunde liegt, ſogleich begreifen ſollen.“ „Es iſt mir ſehr lieb, fuhr er fort, daß Sie fuͤr die Farbe dieſes Intereſſe haben; es wird Ihnen eine Quelle von unbeſchreiblichen Freuden werden.“ Nachdem ich Goethe am Abend verlaſſen, konnte ich den Gedanken an das Phaͤnomen nicht aus dem Kopfe bringen, ſo daß ich ſogar im Traume damit zu thun hatte. Aber auch in dieſem Zuſtande ſah ich nicht klarer und kam der Loͤſung des Raͤthſels um kei¬ nen Schritt naͤher. „Mit meinen naturwiſſenſchaftlichen Heften, ſagte Goethe vor einiger Zeit, gehe ich auch langſam fort. Nicht weil ich glaube, die Wiſſenſchaft noch jetzt be¬ deutend foͤrdern zu koͤnnen; ſondern der vielen angeneh¬ men Verbindungen wegen, die ich dadurch unterhalte. Die Beſchaͤftigung mit der Natur iſt die unſchuldigſte. In aͤſthetiſcher Hinſicht iſt jetzt an gar keine Verbin¬ dung und Correspondenz zu denken. Da wollen ſie I. 18

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/293>, abgerufen am 27.11.2024.