die bald von Hand zu Hand gingen und auch an die erste Person des Ortes, an den Oberamtmann Meyer, gelangten. Er ließ mich rufen, beschenkte mich, und lobte mich auf die liebevollste Weise. Er fragte mich, ob ich Lust habe ein Maler zu werden; er wolle mich in solchem Fall, wenn ich confirmirt sey, zu einem geschick¬ ten Meister nach Hamburg senden. Ich sagte, daß ich wohl Lust habe und daß ich es mit meinen Eltern über¬ legen wolle.
Diese aber, beyde aus dem Bauernstande, und in einem Orte lebend, wo größtentheils nichts Anderes als Ackerbau und Viehzucht getrieben wurde, dachten sich unter einem Maler nichts weiter als einen Thüren- und Häuser-Anstreicher. Sie widerriethen es mir daher auf das sorglichste, indem sie anführten, daß es nicht allein ein sehr schmutziges, sondern zugleich ein sehr gefährliches Handwerk sey, wobey man Hals und Beine brechen könne, welches sich, zumal in Hamburg bey den sieben Stockwerk hohen Häusern, sehr oft ereigne. Da nun meine eigenen Begriffe von einem Maler gleichfalls nicht höherer Art waren, so verging mir die Lust zu diesem Metier und ich schlug das Anerbieten des guten Oberamtmannes aus dem Sinne.
Indessen war nun einmal die Aufmerksamkeit höhe¬ rer Personen auf mich gefallen; man behielt mich im Auge und suchte mich auf manche Weise zu heben. Man ließ mich an dem Privatunterricht der wenigen
die bald von Hand zu Hand gingen und auch an die erſte Perſon des Ortes, an den Oberamtmann Meyer, gelangten. Er ließ mich rufen, beſchenkte mich, und lobte mich auf die liebevollſte Weiſe. Er fragte mich, ob ich Luſt habe ein Maler zu werden; er wolle mich in ſolchem Fall, wenn ich confirmirt ſey, zu einem geſchick¬ ten Meiſter nach Hamburg ſenden. Ich ſagte, daß ich wohl Luſt habe und daß ich es mit meinen Eltern uͤber¬ legen wolle.
Dieſe aber, beyde aus dem Bauernſtande, und in einem Orte lebend, wo groͤßtentheils nichts Anderes als Ackerbau und Viehzucht getrieben wurde, dachten ſich unter einem Maler nichts weiter als einen Thuͤren- und Haͤuſer-Anſtreicher. Sie widerriethen es mir daher auf das ſorglichſte, indem ſie anfuͤhrten, daß es nicht allein ein ſehr ſchmutziges, ſondern zugleich ein ſehr gefaͤhrliches Handwerk ſey, wobey man Hals und Beine brechen koͤnne, welches ſich, zumal in Hamburg bey den ſieben Stockwerk hohen Haͤuſern, ſehr oft ereigne. Da nun meine eigenen Begriffe von einem Maler gleichfalls nicht hoͤherer Art waren, ſo verging mir die Luſt zu dieſem Metier und ich ſchlug das Anerbieten des guten Oberamtmannes aus dem Sinne.
Indeſſen war nun einmal die Aufmerkſamkeit hoͤhe¬ rer Perſonen auf mich gefallen; man behielt mich im Auge und ſuchte mich auf manche Weiſe zu heben. Man ließ mich an dem Privatunterricht der wenigen
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die bald von Hand zu Hand gingen und auch an die
erſte Perſon des Ortes, an den Oberamtmann Meyer,
gelangten. Er ließ mich rufen, beſchenkte mich, und
lobte mich auf die liebevollſte Weiſe. Er fragte mich,
ob ich Luſt habe ein Maler zu werden; er wolle mich in
ſolchem Fall, wenn ich confirmirt ſey, zu einem geſchick¬
ten Meiſter nach Hamburg ſenden. Ich ſagte, daß ich
wohl Luſt habe und daß ich es mit meinen Eltern uͤber¬
legen wolle.
Dieſe aber, beyde aus dem Bauernſtande, und in
einem Orte lebend, wo groͤßtentheils nichts Anderes als
Ackerbau und Viehzucht getrieben wurde, dachten ſich
unter einem Maler nichts weiter als einen Thuͤren-
und Haͤuſer-Anſtreicher. Sie widerriethen es mir daher
auf das ſorglichſte, indem ſie anfuͤhrten, daß es nicht
allein ein ſehr ſchmutziges, ſondern zugleich ein ſehr
gefaͤhrliches Handwerk ſey, wobey man Hals und Beine
brechen koͤnne, welches ſich, zumal in Hamburg bey
den ſieben Stockwerk hohen Haͤuſern, ſehr oft ereigne.
Da nun meine eigenen Begriffe von einem Maler
gleichfalls nicht hoͤherer Art waren, ſo verging mir die
Luſt zu dieſem Metier und ich ſchlug das Anerbieten
des guten Oberamtmannes aus dem Sinne.
Indeſſen war nun einmal die Aufmerkſamkeit hoͤhe¬
rer Perſonen auf mich gefallen; man behielt mich im
Auge und ſuchte mich auf manche Weiſe zu heben.
Man ließ mich an dem Privatunterricht der wenigen
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/28>, abgerufen am 11.12.2024.
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