genblatt abdrucken ließe, wie würde sich das aus¬ nehmen! --"
"Unterdessen, fuhr er heiter fort, wollen wir es gut seyn lassen und uns unseres kräftigen Mädchens in Halle freuen, die uns mit männlichem Geiste in die serbische Welt einführt. Die Gedichte sind vortrefflich! es sind einige darunter, die sich dem hohen Liede an die Seite setzen lassen, und das will etwas heißen. Ich habe den Aufsatz über diese Gedichte beendigt und er ist auch bereits abgedruckt." Mit diesen Worten reichte er mir die ersten vier Aushängebogen eines neuen Heftes von Kunst und Alterthum zu, wo ich diesen Aufsatz fand. "Ich habe die einzelnen Gedichte ihrem Haupt¬ inhalte nach mit kurzen Worten characterisirt und Sie werden sich über die köstlichen Motive freuen. Rehbein ist ja auch der Poesie nicht unkundig, wenigstens was den Gehalt und Stoff betrifft, und er hört vielleicht gerne mit zu, wenn Sie diese Stelle vorlesen."
Ich las den Inhalt der einzelnen Gedichte langsam. Die angedeuteten Situationen waren so sprechend und so zeichnend, daß mir bey einem jeden Wort ein ganzes Gedicht sich vor den Augen aufbildete. Besonders an¬ muthig wollten mir die folgenden erscheinen.
1.
Sittsamkeit eines serbischen Mädchens, welches die schönen Augenwimpern niemals aufschlägt.
genblatt abdrucken ließe, wie wuͤrde ſich das aus¬ nehmen! —“
„Unterdeſſen, fuhr er heiter fort, wollen wir es gut ſeyn laſſen und uns unſeres kraͤftigen Maͤdchens in Halle freuen, die uns mit maͤnnlichem Geiſte in die ſerbiſche Welt einfuͤhrt. Die Gedichte ſind vortrefflich! es ſind einige darunter, die ſich dem hohen Liede an die Seite ſetzen laſſen, und das will etwas heißen. Ich habe den Aufſatz uͤber dieſe Gedichte beendigt und er iſt auch bereits abgedruckt.“ Mit dieſen Worten reichte er mir die erſten vier Aushaͤngebogen eines neuen Heftes von Kunſt und Alterthum zu, wo ich dieſen Aufſatz fand. „Ich habe die einzelnen Gedichte ihrem Haupt¬ inhalte nach mit kurzen Worten characteriſirt und Sie werden ſich uͤber die koͤſtlichen Motive freuen. Rehbein iſt ja auch der Poeſie nicht unkundig, wenigſtens was den Gehalt und Stoff betrifft, und er hoͤrt vielleicht gerne mit zu, wenn Sie dieſe Stelle vorleſen.“
Ich las den Inhalt der einzelnen Gedichte langſam. Die angedeuteten Situationen waren ſo ſprechend und ſo zeichnend, daß mir bey einem jeden Wort ein ganzes Gedicht ſich vor den Augen aufbildete. Beſonders an¬ muthig wollten mir die folgenden erſcheinen.
1.
Sittſamkeit eines ſerbiſchen Maͤdchens, welches die ſchoͤnen Augenwimpern niemals aufſchlaͤgt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0207"n="187"/>
genblatt abdrucken ließe, wie wuͤrde ſich das aus¬<lb/>
nehmen! —“</p><lb/><p>„Unterdeſſen, fuhr er heiter fort, wollen wir es gut<lb/>ſeyn laſſen und uns unſeres kraͤftigen Maͤdchens in<lb/>
Halle freuen, die uns mit maͤnnlichem Geiſte in die<lb/>ſerbiſche Welt einfuͤhrt. Die Gedichte ſind vortrefflich!<lb/>
es ſind einige darunter, die ſich dem hohen Liede an<lb/>
die Seite ſetzen laſſen, und das will etwas heißen. Ich<lb/>
habe den Aufſatz uͤber dieſe Gedichte beendigt und er iſt<lb/>
auch bereits abgedruckt.“ Mit dieſen Worten reichte er<lb/>
mir die erſten vier Aushaͤngebogen eines neuen Heftes<lb/>
von Kunſt und Alterthum zu, wo ich dieſen Aufſatz<lb/>
fand. „Ich habe die einzelnen Gedichte ihrem Haupt¬<lb/>
inhalte nach mit kurzen Worten characteriſirt und Sie<lb/>
werden ſich uͤber die koͤſtlichen Motive freuen. Rehbein<lb/>
iſt ja auch der Poeſie nicht unkundig, wenigſtens was<lb/>
den Gehalt und Stoff betrifft, und er hoͤrt vielleicht<lb/>
gerne mit zu, wenn Sie dieſe Stelle vorleſen.“</p><lb/><p>Ich las den Inhalt der einzelnen Gedichte langſam.<lb/>
Die angedeuteten Situationen waren ſo ſprechend und<lb/>ſo zeichnend, daß mir bey einem jeden Wort ein ganzes<lb/>
Gedicht ſich vor den Augen aufbildete. Beſonders an¬<lb/>
muthig wollten mir die folgenden erſcheinen.</p><lb/><divn="5"><head>1.<lb/></head><p>Sittſamkeit eines ſerbiſchen Maͤdchens, welches die<lb/>ſchoͤnen Augenwimpern niemals aufſchlaͤgt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[187/0207]
genblatt abdrucken ließe, wie wuͤrde ſich das aus¬
nehmen! —“
„Unterdeſſen, fuhr er heiter fort, wollen wir es gut
ſeyn laſſen und uns unſeres kraͤftigen Maͤdchens in
Halle freuen, die uns mit maͤnnlichem Geiſte in die
ſerbiſche Welt einfuͤhrt. Die Gedichte ſind vortrefflich!
es ſind einige darunter, die ſich dem hohen Liede an
die Seite ſetzen laſſen, und das will etwas heißen. Ich
habe den Aufſatz uͤber dieſe Gedichte beendigt und er iſt
auch bereits abgedruckt.“ Mit dieſen Worten reichte er
mir die erſten vier Aushaͤngebogen eines neuen Heftes
von Kunſt und Alterthum zu, wo ich dieſen Aufſatz
fand. „Ich habe die einzelnen Gedichte ihrem Haupt¬
inhalte nach mit kurzen Worten characteriſirt und Sie
werden ſich uͤber die koͤſtlichen Motive freuen. Rehbein
iſt ja auch der Poeſie nicht unkundig, wenigſtens was
den Gehalt und Stoff betrifft, und er hoͤrt vielleicht
gerne mit zu, wenn Sie dieſe Stelle vorleſen.“
Ich las den Inhalt der einzelnen Gedichte langſam.
Die angedeuteten Situationen waren ſo ſprechend und
ſo zeichnend, daß mir bey einem jeden Wort ein ganzes
Gedicht ſich vor den Augen aufbildete. Beſonders an¬
muthig wollten mir die folgenden erſcheinen.
1.
Sittſamkeit eines ſerbiſchen Maͤdchens, welches die
ſchoͤnen Augenwimpern niemals aufſchlaͤgt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/207>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.