Ich ging gegen Abend, um Goethe zu besuchen, hörte aber unten im Hause, der preußische Staatsminister von Humboldt sey bey ihm, welches mir lieb war, in der Überzeugung, daß dieser Besuch eines alten Freundes ihm die wohlthätigste Aufheiterung gewähren würde.
Ich ging darauf ins Theater, wo die Schwestern von Prag, bey ganz vollkommener Besetzung, muster¬ haft gegeben wurden, so daß man das ganze Stück hindurch nicht aus dem Lachen kam.
Donnerstag den 13. November 1823.
Vor einigen Tagen, als ich Nachmittags bey schönem Wetter die Straße nach Erfurt hinausging, gesellte sich ein bejahrter Mann zu mir, den ich seinem Äußeren nach für einen wohlhabenden Bürger hielt. Wir hatten nicht lange geredet, als das Gespräch auf Goethe kam. Ich fragte ihn, ob er Goethe persönlich kenne. "Ob ich ihn kenne! antwortete er mit einigem Behagen, ich bin gegen zwanzig Jahre sein Kammerdiener gewesen!" Und nun ergoß er sich in Lobsprüche über seinen früheren Herrn. Ich ersuchte ihn, mir etwas aus Goethe's Jugendzeit zu erzählen, worein er mit Freuden willigte.
"Als ich bey ihn kam, sagte er, mochte er etwa
Mittwoch den 12. November 1823.
Ich ging gegen Abend, um Goethe zu beſuchen, hoͤrte aber unten im Hauſe, der preußiſche Staatsminiſter von Humboldt ſey bey ihm, welches mir lieb war, in der Überzeugung, daß dieſer Beſuch eines alten Freundes ihm die wohlthaͤtigſte Aufheiterung gewaͤhren wuͤrde.
Ich ging darauf ins Theater, wo die Schweſtern von Prag, bey ganz vollkommener Beſetzung, muſter¬ haft gegeben wurden, ſo daß man das ganze Stuͤck hindurch nicht aus dem Lachen kam.
Donnerstag den 13. November 1823.
Vor einigen Tagen, als ich Nachmittags bey ſchoͤnem Wetter die Straße nach Erfurt hinausging, geſellte ſich ein bejahrter Mann zu mir, den ich ſeinem Äußeren nach fuͤr einen wohlhabenden Buͤrger hielt. Wir hatten nicht lange geredet, als das Geſpraͤch auf Goethe kam. Ich fragte ihn, ob er Goethe perſoͤnlich kenne. „Ob ich ihn kenne! antwortete er mit einigem Behagen, ich bin gegen zwanzig Jahre ſein Kammerdiener geweſen!“ Und nun ergoß er ſich in Lobſpruͤche uͤber ſeinen fruͤheren Herrn. Ich erſuchte ihn, mir etwas aus Goethe's Jugendzeit zu erzaͤhlen, worein er mit Freuden willigte.
„Als ich bey ihn kam, ſagte er, mochte er etwa
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Mittwoch den 12. November 1823.
Ich ging gegen Abend, um Goethe zu beſuchen, hoͤrte
aber unten im Hauſe, der preußiſche Staatsminiſter
von Humboldt ſey bey ihm, welches mir lieb war,
in der Überzeugung, daß dieſer Beſuch eines alten
Freundes ihm die wohlthaͤtigſte Aufheiterung gewaͤhren
wuͤrde.
Ich ging darauf ins Theater, wo die Schweſtern
von Prag, bey ganz vollkommener Beſetzung, muſter¬
haft gegeben wurden, ſo daß man das ganze Stuͤck
hindurch nicht aus dem Lachen kam.
Donnerstag den 13. November 1823.
Vor einigen Tagen, als ich Nachmittags bey ſchoͤnem
Wetter die Straße nach Erfurt hinausging, geſellte ſich
ein bejahrter Mann zu mir, den ich ſeinem Äußeren nach
fuͤr einen wohlhabenden Buͤrger hielt. Wir hatten nicht
lange geredet, als das Geſpraͤch auf Goethe kam. Ich
fragte ihn, ob er Goethe perſoͤnlich kenne. „Ob ich ihn
kenne! antwortete er mit einigem Behagen, ich bin gegen
zwanzig Jahre ſein Kammerdiener geweſen!“ Und nun
ergoß er ſich in Lobſpruͤche uͤber ſeinen fruͤheren Herrn.
Ich erſuchte ihn, mir etwas aus Goethe's Jugendzeit
zu erzaͤhlen, worein er mit Freuden willigte.
„Als ich bey ihn kam, ſagte er, mochte er etwa
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/104>, abgerufen am 24.11.2024.
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