das ist es, was ich eine Heimath nenne, zu der man immer gerne wieder zurückkehrt."
Ich erwiederte ihm, daß ich bereits den wohlthätigen Einfluß meines hiesigen Aufenthaltes zu spüren beginne, daß ich aus meinen bisherigen ideellen und theoretischen Richtungen nach und nach herauskomme und immer mehr den Werth des augenblicklichen Zustandes zu schäz¬ zen wisse.
"Das müßte schlimm seyn, sagte Goethe, wenn
Sie das nicht sollten. Beharren Sie nur dabey und halten Sie immer an der Gegenwart fest. Jeder Zu¬ stand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Werth, denn er ist der Repräsentant einer ganzen Ewigkeit."
Es trat eine kleine Pause ein, dann brachte ich das Gespräch auf Tiefurt und in welcher Art es etwa darzustellen. Es ist ein mannigfaltiger Gegenstand, sagte ich, und schwer, ihm eine durchgreifende Form zu geben. Am Bequemsten wäre es mir, ihn in Prosa zu be¬ handeln.
"Dazu, sagte Goethe, ist der Gegenstand nicht be¬ deutend genug. Die sogenannte didactisch-beschreibende Form würde zwar im Ganzen die zu wählende seyn, allein auch sie ist nicht durchgreifend passend. Am besten ist es, Sie stellen den Gegenstand in zehn bis zwölf kleinen einzelnen Gedichten dar, in Reimen, aber in mannigfaltigen Versarten und Formen, so wie es die verschiedenen Seiten und Ansichten verlangen, wodurch
das iſt es, was ich eine Heimath nenne, zu der man immer gerne wieder zuruͤckkehrt.“
Ich erwiederte ihm, daß ich bereits den wohlthaͤtigen Einfluß meines hieſigen Aufenthaltes zu ſpuͤren beginne, daß ich aus meinen bisherigen ideellen und theoretiſchen Richtungen nach und nach herauskomme und immer mehr den Werth des augenblicklichen Zuſtandes zu ſchaͤz¬ zen wiſſe.
„Das muͤßte ſchlimm ſeyn, ſagte Goethe, wenn
Sie das nicht ſollten. Beharren Sie nur dabey und halten Sie immer an der Gegenwart feſt. Jeder Zu¬ ſtand, ja jeder Augenblick iſt von unendlichem Werth, denn er iſt der Repraͤſentant einer ganzen Ewigkeit.“
Es trat eine kleine Pauſe ein, dann brachte ich das Geſpraͤch auf Tiefurt und in welcher Art es etwa darzuſtellen. Es iſt ein mannigfaltiger Gegenſtand, ſagte ich, und ſchwer, ihm eine durchgreifende Form zu geben. Am Bequemſten waͤre es mir, ihn in Proſa zu be¬ handeln.
„Dazu, ſagte Goethe, iſt der Gegenſtand nicht be¬ deutend genug. Die ſogenannte didactiſch-beſchreibende Form wuͤrde zwar im Ganzen die zu waͤhlende ſeyn, allein auch ſie iſt nicht durchgreifend paſſend. Am beſten iſt es, Sie ſtellen den Gegenſtand in zehn bis zwoͤlf kleinen einzelnen Gedichten dar, in Reimen, aber in mannigfaltigen Versarten und Formen, ſo wie es die verſchiedenen Seiten und Anſichten verlangen, wodurch
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das iſt es, was ich eine Heimath nenne, zu der man
immer gerne wieder zuruͤckkehrt.“
Ich erwiederte ihm, daß ich bereits den wohlthaͤtigen
Einfluß meines hieſigen Aufenthaltes zu ſpuͤren beginne,
daß ich aus meinen bisherigen ideellen und theoretiſchen
Richtungen nach und nach herauskomme und immer
mehr den Werth des augenblicklichen Zuſtandes zu ſchaͤz¬
zen wiſſe.
„Das muͤßte ſchlimm ſeyn, ſagte Goethe, wenn
Sie das nicht ſollten. Beharren Sie nur dabey und
halten Sie immer an der Gegenwart feſt. Jeder Zu¬
ſtand, ja jeder Augenblick iſt von unendlichem Werth,
denn er iſt der Repraͤſentant einer ganzen Ewigkeit.“
Es trat eine kleine Pauſe ein, dann brachte ich das
Geſpraͤch auf Tiefurt und in welcher Art es etwa
darzuſtellen. Es iſt ein mannigfaltiger Gegenſtand, ſagte
ich, und ſchwer, ihm eine durchgreifende Form zu geben.
Am Bequemſten waͤre es mir, ihn in Proſa zu be¬
handeln.
„Dazu, ſagte Goethe, iſt der Gegenſtand nicht be¬
deutend genug. Die ſogenannte didactiſch-beſchreibende
Form wuͤrde zwar im Ganzen die zu waͤhlende ſeyn,
allein auch ſie iſt nicht durchgreifend paſſend. Am beſten
iſt es, Sie ſtellen den Gegenſtand in zehn bis zwoͤlf
kleinen einzelnen Gedichten dar, in Reimen, aber in
mannigfaltigen Versarten und Formen, ſo wie es die
verſchiedenen Seiten und Anſichten verlangen, wodurch
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/100>, abgerufen am 28.11.2024.
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