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Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.

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Papistischer Art geweyhet, der Pfaffe mit ihren Ceremonien investirt, und auf daß eine Predigt und Messe gehalten ward. Nach der Verrichtung dessen, führte man ihn ins Pfarr-Hauß, präsentirte selbigen dem Rathe der ihm Schutz, Ehre und Unterhaltung zusagen muste; und von dannen giengen sie wiederum aufs Schloß, und liessen ihnen allda gar güttlich thun. Dieses alles habe ich zugegen mit meinen Ohren gehöret, und zum Theil gesehen, und waren wenig Persohnen um mich. Dieweil aber ein K. Schreiben zugleich ankommen, in welchen die Ursach unsers Urlaubs diese gesetzet, daß wir durch verdächtige Predigten das Volck verführten, sie zum Ungehorsam wieder ihre Obrigkeit aufwiegelten, und zum Aufruhre Gelegenheit geben; Hiernächst berichtet ward, das der Thumherr Kotwa sich auf dem Schlosse über mich beschwehret, ich wäre ein arger Feind der Catholischen, hätte verwegert, die Kinder in die Jesuiter Schule gen Gitschin zu thun, und wären meine Predigten alle für Ihr. Fürstl. Gnaden kommen; protestirte ich wieder die ersten angeführten Beschuldigungen, wolte nicht weichen, biß man mir den Abschied schrifftlich gebe, und die rechte Ursache hinein setzte. Demnach zu dreyenmahlen etliche Persohnen aufs Schlos abgefertiget, mich zur Verantwortung angegeben, und endlich den schrifftlichen Abschied bekommen, in welchen diese Ursache gesetzet: das ich des Ertz-Bischofs zu Prage Jurisdiction und Ceremonien mich nicht unterwerffen wollen, noch derselben gemäß verhalten; Zur Verhör aber wurde ich gar nicht gelassen. Nachdem Mittags die anwesende Geistlichkeit gen Reichen sich begab, blieb ich noch desselben Tages und folgende Nacht zu Friedland bey einem Bürger. Allein am Morgen, Mittwochs den 15 May. weil mir nunmehro die Kirche und Pfarr-Wohnung genommen, ein ander über mich eingeführet, meine Pfarr-Kinder auch keine Mittel wissen wolten, mich bey ihnen zu erhalten, ja in dem letzten Schreiben mit allem Ernst befohlen, als bald nach Empfahung desselben, ohne Verzug, alle Luthrische Prädicanten wegzuschaffen, sie auf keinerley Weise und Wege mehr zu dulden, oder alda wohnen zu lassen, noch weniger ihnen einige Amts-Verrichtungen

Papistischer Art geweyhet, der Pfaffe mit ihren Ceremonien investirt, und auf daß eine Predigt und Messe gehalten ward. Nach der Verrichtung dessen, führte man ihn ins Pfarr-Hauß, präsentirte selbigen dem Rathe der ihm Schutz, Ehre und Unterhaltung zusagen muste; und von dannen giengen sie wiederum aufs Schloß, und liessen ihnen allda gar güttlich thun. Dieses alles habe ich zugegen mit meinen Ohren gehöret, und zum Theil gesehen, und waren wenig Persohnen um mich. Dieweil aber ein K. Schreiben zugleich ankommen, in welchen die Ursach unsers Urlaubs diese gesetzet, daß wir durch verdächtige Predigten das Volck verführten, sie zum Ungehorsam wieder ihre Obrigkeit aufwiegelten, und zum Aufruhre Gelegenheit geben; Hiernächst berichtet ward, das der Thumherr Kotwa sich auf dem Schlosse über mich beschwehret, ich wäre ein arger Feind der Catholischen, hätte verwegert, die Kinder in die Jesuiter Schule gen Gitschin zu thun, und wären meine Predigten alle für Ihr. Fürstl. Gnaden kommen; protestirte ich wieder die ersten angeführten Beschuldigungen, wolte nicht weichen, biß man mir den Abschied schrifftlich gebe, und die rechte Ursache hinein setzte. Demnach zu dreyenmahlen etliche Persohnen aufs Schlos abgefertiget, mich zur Verantwortung angegeben, und endlich den schrifftlichen Abschied bekommen, in welchen diese Ursache gesetzet: das ich des Ertz-Bischofs zu Prage Jurisdiction und Ceremonien mich nicht unterwerffen wollen, noch derselben gemäß verhalten; Zur Verhör aber wurde ich gar nicht gelassen. Nachdem Mittags die anwesende Geistlichkeit gen Reichen sich begab, blieb ich noch desselben Tages und folgende Nacht zu Friedland bey einem Bürger. Allein am Morgen, Mittwochs den 15 May. weil mir nunmehro die Kirche und Pfarr-Wohnung genommen, ein ander über mich eingeführet, meine Pfarr-Kinder auch keine Mittel wissen wolten, mich bey ihnen zu erhalten, ja in dem letzten Schreiben mit allem Ernst befohlen, als bald nach Empfahung desselben, ohne Verzug, alle Luthrische Prädicanten wegzuschaffen, sie auf keinerley Weise und Wege mehr zu dulden, oder alda wohnen zu lassen, noch weniger ihnen einige Amts-Verrichtungen

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Papistischer Art geweyhet, der Pfaffe mit ihren Ceremonien investirt, und auf daß eine Predigt und Messe gehalten ward. Nach der Verrichtung dessen, führte man ihn ins Pfarr-Hauß, präsentirte selbigen dem Rathe der ihm Schutz, Ehre und Unterhaltung zusagen muste; und von dannen giengen sie wiederum aufs Schloß, und liessen ihnen allda gar güttlich thun. Dieses alles habe ich zugegen mit meinen Ohren gehöret, und zum Theil gesehen, und waren wenig Persohnen um mich. Dieweil aber ein K. Schreiben zugleich ankommen, in welchen die Ursach unsers Urlaubs diese gesetzet, daß wir durch verdächtige Predigten das Volck verführten, sie zum Ungehorsam wieder ihre Obrigkeit aufwiegelten, und zum Aufruhre Gelegenheit geben; Hiernächst berichtet ward, das der Thumherr Kotwa sich auf dem Schlosse über mich beschwehret, ich wäre ein arger Feind der Catholischen, hätte verwegert, die Kinder in die Jesuiter Schule gen Gitschin zu thun, und wären meine Predigten alle für Ihr. Fürstl. Gnaden kommen; protestirte ich wieder die ersten angeführten Beschuldigungen, wolte nicht weichen, biß man mir den Abschied schrifftlich gebe, und die rechte Ursache hinein setzte. Demnach zu dreyenmahlen etliche Persohnen aufs Schlos abgefertiget, mich zur Verantwortung angegeben, und endlich den schrifftlichen Abschied bekommen, in welchen diese Ursache gesetzet: das ich des Ertz-Bischofs zu Prage Jurisdiction und Ceremonien mich nicht unterwerffen wollen, noch derselben gemäß verhalten; Zur Verhör aber wurde ich gar nicht gelassen. Nachdem Mittags die anwesende Geistlichkeit gen Reichen sich begab, blieb ich noch desselben Tages und folgende Nacht zu Friedland bey einem Bürger. Allein am Morgen, Mittwochs den 15 May. weil mir nunmehro die Kirche und Pfarr-Wohnung genommen, ein ander über mich eingeführet, meine Pfarr-Kinder auch keine Mittel wissen wolten, mich bey ihnen zu erhalten, ja in dem letzten Schreiben mit allem Ernst befohlen, als bald nach Empfahung desselben, ohne Verzug, alle Luthrische Prädicanten wegzuschaffen, sie auf keinerley Weise und Wege mehr zu dulden, oder alda wohnen zu lassen, noch weniger ihnen einige Amts-Verrichtungen
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[64/0068] Papistischer Art geweyhet, der Pfaffe mit ihren Ceremonien investirt, und auf daß eine Predigt und Messe gehalten ward. Nach der Verrichtung dessen, führte man ihn ins Pfarr-Hauß, präsentirte selbigen dem Rathe der ihm Schutz, Ehre und Unterhaltung zusagen muste; und von dannen giengen sie wiederum aufs Schloß, und liessen ihnen allda gar güttlich thun. Dieses alles habe ich zugegen mit meinen Ohren gehöret, und zum Theil gesehen, und waren wenig Persohnen um mich. Dieweil aber ein K. Schreiben zugleich ankommen, in welchen die Ursach unsers Urlaubs diese gesetzet, daß wir durch verdächtige Predigten das Volck verführten, sie zum Ungehorsam wieder ihre Obrigkeit aufwiegelten, und zum Aufruhre Gelegenheit geben; Hiernächst berichtet ward, das der Thumherr Kotwa sich auf dem Schlosse über mich beschwehret, ich wäre ein arger Feind der Catholischen, hätte verwegert, die Kinder in die Jesuiter Schule gen Gitschin zu thun, und wären meine Predigten alle für Ihr. Fürstl. Gnaden kommen; protestirte ich wieder die ersten angeführten Beschuldigungen, wolte nicht weichen, biß man mir den Abschied schrifftlich gebe, und die rechte Ursache hinein setzte. Demnach zu dreyenmahlen etliche Persohnen aufs Schlos abgefertiget, mich zur Verantwortung angegeben, und endlich den schrifftlichen Abschied bekommen, in welchen diese Ursache gesetzet: das ich des Ertz-Bischofs zu Prage Jurisdiction und Ceremonien mich nicht unterwerffen wollen, noch derselben gemäß verhalten; Zur Verhör aber wurde ich gar nicht gelassen. Nachdem Mittags die anwesende Geistlichkeit gen Reichen sich begab, blieb ich noch desselben Tages und folgende Nacht zu Friedland bey einem Bürger. Allein am Morgen, Mittwochs den 15 May. weil mir nunmehro die Kirche und Pfarr-Wohnung genommen, ein ander über mich eingeführet, meine Pfarr-Kinder auch keine Mittel wissen wolten, mich bey ihnen zu erhalten, ja in dem letzten Schreiben mit allem Ernst befohlen, als bald nach Empfahung desselben, ohne Verzug, alle Luthrische Prädicanten wegzuschaffen, sie auf keinerley Weise und Wege mehr zu dulden, oder alda wohnen zu lassen, noch weniger ihnen einige Amts-Verrichtungen

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Zitationshilfe: Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/68>, abgerufen am 24.11.2024.