Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.seines Alters 69. Jahr und 9. Wochen. Seine Ehewirthin Sabina eine gebohrne Steudnerin, war bereits den 13. Dec. 1700. ihres Alters 64. Jahr gestorben. Anno 1706. den 12. May ward ein grosse Sonnen-Finsterniß, Vormittage in der 11. Stunde, da die liebe Sonne gantz verfinstert, daß man bey hellen Wetter die Sterne am Himmel sehen, und so finster worden, daß man hätte mögen Licht anzünden. Anno 1706. und 1707. da wir die Schwedischen Völcker allhier hatten, galt das Land-Korn 16. biß 20. gl. der Scheffel, welches noch oben Cap. VII. von sehr Wohlfeiler Zeit zu subbiren ist. Anno 1707. den 15. Jun. schlief auf seinen Erlöser JEsum Christum sanft und seelig ein, mein lieber Vater Michael Eckarth, welcher gebohren war Anno 1657. den 30. Nov. dessen Vater Zacharias Eckarth damahls noch lebete, die Mutter aber Fr. Ursula gebohrne Steudnerin starb 1705. den 27. Febr. alt 68. Jahr, weniger etliche Wochen. Er zeugte mit Fr. Rosinen Israelin 4. Kinder, worunter ich Friedrich Eckarth 1687. den 30. Aug. gebohren. Er war ein frommer Häußlicher und Aufrichtiger Mann, und sonderlich ein fast ungemeiner Liebhaber des Singens, schöner Lieder, und der Vocal Music, dahero er auch 5. Gesang-Bücher voll schöner Gesänge, Melodien und Noten mit eigner Hand geschrieben hinterlassen hat. In seiner Kranckheit trug sich ein so tröstlicher Fall zu, dergleichen ich Zeit Lebens nicht vergessen werde, und der mir schon vielmahl zu einem Hertz-erqvickenden Trost gedienet. Als ich etliche Tage vor seinem Tode nebst meiner Nachtbarin, Nachts bey ihm wachte, so sahe er gantz jehling gar sehr steif und unbeweglich in die Höhe, an die Stuben-Decke, und das wehrte eine ziemliche Zeit, bald Lächelnd, bald Blintzelnd, biß er endlich gar die eine Hand erhob, und auf die Stirne für die Augen hielt. Als er sich nun wieder beruhigt hatte, fragten wir ihm, was er denn gesehen? Da sagte er: Ach habt ihrs nicht gesehen? Ach wie schöne, ach wie schöne, welche Worte er etlichemal wiederholete. Als wir fragten was es denn gewesen? sagte er: Ach eine schöne Krone, ich sahe sie erstlich von weiten, darauf kam sie immer seines Alters 69. Jahr und 9. Wochen. Seine Ehewirthin Sabina eine gebohrne Steudnerin, war bereits den 13. Dec. 1700. ihres Alters 64. Jahr gestorben. Anno 1706. den 12. May ward ein grosse Sonnen-Finsterniß, Vormittage in der 11. Stunde, da die liebe Sonne gantz verfinstert, daß man bey hellen Wetter die Sterne am Himmel sehen, und so finster worden, daß man hätte mögen Licht anzünden. Anno 1706. und 1707. da wir die Schwedischen Völcker allhier hatten, galt das Land-Korn 16. biß 20. gl. der Scheffel, welches noch oben Cap. VII. von sehr Wohlfeiler Zeit zu subbiren ist. Anno 1707. den 15. Jun. schlief auf seinen Erlöser JEsum Christum sanft und seelig ein, mein lieber Vater Michael Eckarth, welcher gebohren war Anno 1657. den 30. Nov. dessen Vater Zacharias Eckarth damahls noch lebete, die Mutter aber Fr. Ursula gebohrne Steudnerin starb 1705. den 27. Febr. alt 68. Jahr, weniger etliche Wochen. Er zeugte mit Fr. Rosinen Israelin 4. Kinder, worunter ich Friedrich Eckarth 1687. den 30. Aug. gebohren. Er war ein frommer Häußlicher und Aufrichtiger Mann, und sonderlich ein fast ungemeiner Liebhaber des Singens, schöner Lieder, und der Vocal Music, dahero er auch 5. Gesang-Bücher voll schöner Gesänge, Melodien und Noten mit eigner Hand geschrieben hinterlassen hat. In seiner Kranckheit trug sich ein so tröstlicher Fall zu, dergleichen ich Zeit Lebens nicht vergessen werde, und der mir schon vielmahl zu einem Hertz-erqvickenden Trost gedienet. Als ich etliche Tage vor seinem Tode nebst meiner Nachtbarin, Nachts bey ihm wachte, so sahe er gantz jehling gar sehr steif und unbeweglich in die Höhe, an die Stuben-Decke, und das wehrte eine ziemliche Zeit, bald Lächelnd, bald Blintzelnd, biß er endlich gar die eine Hand erhob, und auf die Stirne für die Augen hielt. Als er sich nun wieder beruhigt hatte, fragten wir ihm, was er denn gesehen? Da sagte er: Ach habt ihrs nicht gesehen? Ach wie schöne, ach wie schöne, welche Worte er etlichemal wiederholete. Als wir fragten was es denn gewesen? sagte er: Ach eine schöne Krone, ich sahe sie erstlich von weiten, darauf kam sie immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="173"/> seines Alters 69. Jahr und 9. Wochen. Seine Ehewirthin Sabina eine gebohrne Steudnerin, war bereits den <hi rendition="#aq">13. Dec. 1700.</hi> ihres Alters 64. Jahr gestorben.</p> <p><hi rendition="#aq">Anno 1706.</hi> den 12. 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Da sagte er: Ach habt ihrs nicht gesehen? Ach wie schöne, ach wie schöne, welche Worte er etlichemal wiederholete. Als wir fragten was es denn gewesen? sagte er: Ach eine schöne Krone, ich sahe sie erstlich von weiten, darauf kam sie immer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0177]
seines Alters 69. Jahr und 9. Wochen. Seine Ehewirthin Sabina eine gebohrne Steudnerin, war bereits den 13. Dec. 1700. ihres Alters 64. Jahr gestorben.
Anno 1706. den 12. May ward ein grosse Sonnen-Finsterniß, Vormittage in der 11. Stunde, da die liebe Sonne gantz verfinstert, daß man bey hellen Wetter die Sterne am Himmel sehen, und so finster worden, daß man hätte mögen Licht anzünden.
Anno 1706. und 1707. da wir die Schwedischen Völcker allhier hatten, galt das Land-Korn 16. biß 20. gl. der Scheffel, welches noch oben Cap. VII. von sehr Wohlfeiler Zeit zu subbiren ist.
Anno 1707. den 15. Jun. schlief auf seinen Erlöser JEsum Christum sanft und seelig ein, mein lieber Vater Michael Eckarth, welcher gebohren war Anno 1657. den 30. Nov. dessen Vater Zacharias Eckarth damahls noch lebete, die Mutter aber Fr. Ursula gebohrne Steudnerin starb 1705. den 27. Febr. alt 68. Jahr, weniger etliche Wochen. Er zeugte mit Fr. Rosinen Israelin 4. Kinder, worunter ich Friedrich Eckarth 1687. den 30. Aug. gebohren. Er war ein frommer Häußlicher und Aufrichtiger Mann, und sonderlich ein fast ungemeiner Liebhaber des Singens, schöner Lieder, und der Vocal Music, dahero er auch 5. Gesang-Bücher voll schöner Gesänge, Melodien und Noten mit eigner Hand geschrieben hinterlassen hat. In seiner Kranckheit trug sich ein so tröstlicher Fall zu, dergleichen ich Zeit Lebens nicht vergessen werde, und der mir schon vielmahl zu einem Hertz-erqvickenden Trost gedienet. Als ich etliche Tage vor seinem Tode nebst meiner Nachtbarin, Nachts bey ihm wachte, so sahe er gantz jehling gar sehr steif und unbeweglich in die Höhe, an die Stuben-Decke, und das wehrte eine ziemliche Zeit, bald Lächelnd, bald Blintzelnd, biß er endlich gar die eine Hand erhob, und auf die Stirne für die Augen hielt. Als er sich nun wieder beruhigt hatte, fragten wir ihm, was er denn gesehen? Da sagte er: Ach habt ihrs nicht gesehen? Ach wie schöne, ach wie schöne, welche Worte er etlichemal wiederholete. Als wir fragten was es denn gewesen? sagte er: Ach eine schöne Krone, ich sahe sie erstlich von weiten, darauf kam sie immer
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