Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
so mein seel. Vater angefangen, und mir zu meinen Händen anvertrauet, fortzusetzen, und den Nachkommen zum Besten will bekannt machen, ob ich gleich weiß, daß es mir von vielen nicht gut geheissen wird, daß ich die übrigen Stunden, die ich von meiner Beruff-Arbeit übrig habe, auf die Historie und desselben Wissenschafft lege, demselben bekenne frey heraus, daß ich bey meinen einmahl gefasten Vorsatz bleiben werde, und hoffe, daß ichs bey meinen lieben GOtt werde besser verantworten können, als diejenigen, welche ihre Neben-Stunden auf andere unnütze Dinge legen, als auf Spielen, Sauffen, und allerhand Zusammenkünffte anstellen, da gar selten Seyde gesponnen wird etc. Zum Beschluß wünsche ich daß GOtt den geneigten Leser bey guter Gesundheit und langen Leben erhalten wolle, welches lieb zu erfahren hat     Dessen
Herwigsdorff
den 23. Octobr. 1736.
dienstwilligster
G. T. E.
XIX. Die Kirche und deren Zugehör.

Die Kirche liegt mitten in Dorffe, und zwar in Mitteldorffe an der Landstrasse nach Oderwitz. Wenn sie Anfangs erbauet und fundiret worden, wird uns Herwigsdorffern wohl ein Geheimniß bleiben, das wir schwerlich ergründen werden, in dem uns die hierzu benöthigten Uhrkunden fehlen. Unterdessen wißen wir doch daß sie sehr alt ist, indem ihrer in den Analibus bereits 1362 gedacht ist, u. 1396 hat sie ins Zittauische Weichbild gehöret. (vid. Carpzov. Anal.) Ich will dahero von der Kirche und deren Renovationen überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurn, Glocken, Altar, Beichtstuhl, Cantzel, Taufstein, Orgel, Empor-Kirchen, Schlag-Uhr und Leuchtern, a parte, so viel ich werde aufbringen können, etwas handeln.

1) Von der Kirche überhaupt.

Anno 1569 fieng man an mit den Seckel oder Klingebeutel in der Kirche umzugehen, so noch biß dato also observiret, und der jüngste Kirch-Vater

so mein seel. Vater angefangen, und mir zu meinen Händen anvertrauet, fortzusetzen, und den Nachkommen zum Besten will bekannt machen, ob ich gleich weiß, daß es mir von vielen nicht gut geheissen wird, daß ich die übrigen Stunden, die ich von meiner Beruff-Arbeit übrig habe, auf die Historie und desselben Wissenschafft lege, demselben bekenne frey heraus, daß ich bey meinen einmahl gefasten Vorsatz bleiben werde, und hoffe, daß ichs bey meinen lieben GOtt werde besser verantworten können, als diejenigen, welche ihre Neben-Stunden auf andere unnütze Dinge legen, als auf Spielen, Sauffen, und allerhand Zusammenkünffte anstellen, da gar selten Seyde gesponnen wird etc. Zum Beschluß wünsche ich daß GOtt den geneigten Leser bey guter Gesundheit und langen Leben erhalten wolle, welches lieb zu erfahren hat     Dessen
Herwigsdorff
den 23. Octobr. 1736.
dienstwilligster
G. T. E.
XIX. Die Kirche und deren Zugehör.

Die Kirche liegt mitten in Dorffe, und zwar in Mitteldorffe an der Landstrasse nach Oderwitz. Wenn sie Anfangs erbauet und fundiret worden, wird uns Herwigsdorffern wohl ein Geheimniß bleiben, das wir schwerlich ergründen werden, in dem uns die hierzu benöthigten Uhrkunden fehlen. Unterdessen wißen wir doch daß sie sehr alt ist, indem ihrer in den Analibus bereits 1362 gedacht ist, u. 1396 hat sie ins Zittauische Weichbild gehöret. (vid. Carpzov. Anal.) Ich will dahero von der Kirche und deren Renovationen überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurn, Glocken, Altar, Beichtstuhl, Cantzel, Taufstein, Orgel, Empor-Kirchen, Schlag-Uhr und Leuchtern, a parte, so viel ich werde aufbringen können, etwas handeln.

1) Von der Kirche überhaupt.

Anno 1569 fieng man an mit den Seckel oder Klingebeutel in der Kirche umzugehen, so noch biß dato also observiret, und der jüngste Kirch-Vater

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-0101" prev="note-0101-fn" place="end" n="(1.)"><pb facs="#f0102" n="98"/>
so mein seel. Vater angefangen, und mir zu meinen Händen anvertrauet, fortzusetzen, und den Nachkommen zum Besten will bekannt machen, ob ich gleich weiß, daß es mir von vielen nicht gut geheissen wird, daß ich die übrigen Stunden, die ich von meiner Beruff-Arbeit übrig habe, auf die Historie und desselben Wissenschafft lege, demselben bekenne frey heraus, daß ich bey meinen einmahl gefasten Vorsatz bleiben werde, und hoffe, daß ichs bey meinen lieben GOtt werde besser verantworten können, als diejenigen, welche ihre Neben-Stunden auf andere unnütze Dinge legen, als auf Spielen, Sauffen, und allerhand Zusammenkünffte anstellen, da gar selten Seyde gesponnen wird etc. Zum Beschluß wünsche ich daß GOtt den geneigten Leser bey guter Gesundheit und langen Leben erhalten wolle, welches lieb zu erfahren hat <space dim="horizontal"/> Dessen<lb/><table><row><cell>Herwigsdorff<lb/>
den 23. Octobr. 1736.</cell><cell>dienstwilligster<lb/><hi rendition="#fr #right">G. T. E.</hi></cell></row></table></note>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Die Kirche und deren Zugehör.</hi><lb/>
          </head>
          <p>Die Kirche liegt mitten in Dorffe, und zwar in Mitteldorffe an der Landstrasse nach Oderwitz. Wenn sie Anfangs erbauet und <hi rendition="#aq">fundi</hi>ret worden, wird uns Herwigsdorffern wohl ein Geheimniß bleiben, das wir schwerlich ergründen werden, in dem uns die hierzu benöthigten Uhrkunden fehlen. Unterdessen wißen wir doch daß sie sehr alt ist, indem ihrer in den <hi rendition="#aq">Analibus</hi> bereits 1362 gedacht ist, u. 1396 hat sie ins Zittauische Weichbild gehöret. <hi rendition="#aq">(vid. Carpzov. Anal.)</hi> Ich will dahero von der Kirche und deren <hi rendition="#aq">Renovatio</hi>nen überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurn, Glocken, Altar, Beichtstuhl, Cantzel, Taufstein, Orgel, Empor-Kirchen, Schlag-Uhr und Leuchtern, a parte, so viel ich werde aufbringen können, etwas handeln.</p>
          <div n="3">
            <head>1) Von der Kirche überhaupt.<lb/></head>
            <p><hi rendition="#aq">Anno 1569</hi> fieng man an mit den Seckel oder Klingebeutel in der Kirche umzugehen, so noch biß <hi rendition="#aq">dato</hi> also <hi rendition="#aq">observir</hi>et, und der jüngste Kirch-Vater
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0102] ⁽¹.⁾ so mein seel. Vater angefangen, und mir zu meinen Händen anvertrauet, fortzusetzen, und den Nachkommen zum Besten will bekannt machen, ob ich gleich weiß, daß es mir von vielen nicht gut geheissen wird, daß ich die übrigen Stunden, die ich von meiner Beruff-Arbeit übrig habe, auf die Historie und desselben Wissenschafft lege, demselben bekenne frey heraus, daß ich bey meinen einmahl gefasten Vorsatz bleiben werde, und hoffe, daß ichs bey meinen lieben GOtt werde besser verantworten können, als diejenigen, welche ihre Neben-Stunden auf andere unnütze Dinge legen, als auf Spielen, Sauffen, und allerhand Zusammenkünffte anstellen, da gar selten Seyde gesponnen wird etc. Zum Beschluß wünsche ich daß GOtt den geneigten Leser bey guter Gesundheit und langen Leben erhalten wolle, welches lieb zu erfahren hat Dessen Herwigsdorff den 23. Octobr. 1736. dienstwilligster G. T. E. XIX. Die Kirche und deren Zugehör. Die Kirche liegt mitten in Dorffe, und zwar in Mitteldorffe an der Landstrasse nach Oderwitz. Wenn sie Anfangs erbauet und fundiret worden, wird uns Herwigsdorffern wohl ein Geheimniß bleiben, das wir schwerlich ergründen werden, in dem uns die hierzu benöthigten Uhrkunden fehlen. Unterdessen wißen wir doch daß sie sehr alt ist, indem ihrer in den Analibus bereits 1362 gedacht ist, u. 1396 hat sie ins Zittauische Weichbild gehöret. (vid. Carpzov. Anal.) Ich will dahero von der Kirche und deren Renovationen überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurn, Glocken, Altar, Beichtstuhl, Cantzel, Taufstein, Orgel, Empor-Kirchen, Schlag-Uhr und Leuchtern, a parte, so viel ich werde aufbringen können, etwas handeln. 1) Von der Kirche überhaupt. Anno 1569 fieng man an mit den Seckel oder Klingebeutel in der Kirche umzugehen, so noch biß dato also observiret, und der jüngste Kirch-Vater

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die vorliegende Chronica Oder Historische Beschre… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-21T13:03:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-21T13:03:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-21T13:03:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wo Virgeln (/) anstelle von Kommata genutzt werden, werden sie wie letztere behandelt, ohne Leerzeichen davor und mit Leerzeichen danach: "Wort/ Wort" genau so.
  • überstrichenes m → kontextsensitive Auflösung nach em, mm oder mb
  • ct-Ligatur → ct
  • rc., &c. → etc.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/102
Zitationshilfe: Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/102>, abgerufen am 21.11.2024.