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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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dem Du Aegypten verlassen. -- Jch habe Recht, und Du
wünschest unerkannt zu bleiben? -- Ganz nach Deinem
Begehr! Die schönste Gastlichkeit ist diejenige, welche den
Gästen die vollste Freiheit gewährt. O, jetzt erkenne ich
auch Deine Freunde wieder! Aber diese haben sich eben-
falls sehr verändert und, gleich Dir, die Locken gestutzt.
Ja, ich möchte behaupten, daß Du, mein Freund, dessen
Name ...."

"Jch heiße Darius."

"Daß Du, Darius, Deine Haare schwarz gefärbt
hast. Ja? Jhr seht, daß mein Gedächtniß mich nicht
betrügt. Uebrigens darf ich mich dessen nicht allzuhoch
rühmen; habe ich euch doch mehrmals zu Sais und auch
hier, als ihr ankamet und abreistet, gesehen! Du fragst,
o Königssohn, ob euch die Anderen nicht erkennen würden?
Gewiß nicht! Die fremde Tracht, die kurzen Haare und
die Färbung eurer Augenbrauen verändern euch wunder-
bar. Aber verzeiht einen Augenblick! Mein alter
Schließer winkt und scheint eine wichtige Bestellung zu
haben."

Wenige Minuten später kehrte Theopompos zurück und
rief: "Ei, ei, meine Werthen! So darf man nicht zu
Naukratis auftreten, wenn man unerkannt zu bleiben
wünscht! Jhr habt mit den Blumenmädchen getändelt
und dieselben für ein paar Rosen nicht, wie entflohene
lydische Hekatontarchen, sondern wie große Herren, die ihr
eben seid, bezahlt! Ganz Naukratis kennt die schönen,
leichtsinnigen Schwestern Stephanion, Chloris und Jrene,
die mit ihren Kränzen manches junge Herz bestrickt und
mit ihren süßen Blicken manchen blanken Obolos *) aus

*) Groschen.

dem Du Aegypten verlaſſen. — Jch habe Recht, und Du
wünſcheſt unerkannt zu bleiben? — Ganz nach Deinem
Begehr! Die ſchönſte Gaſtlichkeit iſt diejenige, welche den
Gäſten die vollſte Freiheit gewährt. O, jetzt erkenne ich
auch Deine Freunde wieder! Aber dieſe haben ſich eben-
falls ſehr verändert und, gleich Dir, die Locken geſtutzt.
Ja, ich möchte behaupten, daß Du, mein Freund, deſſen
Name ....“

„Jch heiße Darius.“

„Daß Du, Darius, Deine Haare ſchwarz gefärbt
haſt. Ja? Jhr ſeht, daß mein Gedächtniß mich nicht
betrügt. Uebrigens darf ich mich deſſen nicht allzuhoch
rühmen; habe ich euch doch mehrmals zu Sais und auch
hier, als ihr ankamet und abreistet, geſehen! Du fragſt,
o Königsſohn, ob euch die Anderen nicht erkennen würden?
Gewiß nicht! Die fremde Tracht, die kurzen Haare und
die Färbung eurer Augenbrauen verändern euch wunder-
bar. Aber verzeiht einen Augenblick! Mein alter
Schließer winkt und ſcheint eine wichtige Beſtellung zu
haben.“

Wenige Minuten ſpäter kehrte Theopompos zurück und
rief: „Ei, ei, meine Werthen! So darf man nicht zu
Naukratis auftreten, wenn man unerkannt zu bleiben
wünſcht! Jhr habt mit den Blumenmädchen getändelt
und dieſelben für ein paar Roſen nicht, wie entflohene
lydiſche Hekatontarchen, ſondern wie große Herren, die ihr
eben ſeid, bezahlt! Ganz Naukratis kennt die ſchönen,
leichtſinnigen Schweſtern Stephanion, Chloris und Jrene,
die mit ihren Kränzen manches junge Herz beſtrickt und
mit ihren ſüßen Blicken manchen blanken Obolos *) aus

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[88/0098] dem Du Aegypten verlaſſen. — Jch habe Recht, und Du wünſcheſt unerkannt zu bleiben? — Ganz nach Deinem Begehr! Die ſchönſte Gaſtlichkeit iſt diejenige, welche den Gäſten die vollſte Freiheit gewährt. O, jetzt erkenne ich auch Deine Freunde wieder! Aber dieſe haben ſich eben- falls ſehr verändert und, gleich Dir, die Locken geſtutzt. Ja, ich möchte behaupten, daß Du, mein Freund, deſſen Name ....“ „Jch heiße Darius.“ „Daß Du, Darius, Deine Haare ſchwarz gefärbt haſt. Ja? Jhr ſeht, daß mein Gedächtniß mich nicht betrügt. Uebrigens darf ich mich deſſen nicht allzuhoch rühmen; habe ich euch doch mehrmals zu Sais und auch hier, als ihr ankamet und abreistet, geſehen! Du fragſt, o Königsſohn, ob euch die Anderen nicht erkennen würden? Gewiß nicht! Die fremde Tracht, die kurzen Haare und die Färbung eurer Augenbrauen verändern euch wunder- bar. Aber verzeiht einen Augenblick! Mein alter Schließer winkt und ſcheint eine wichtige Beſtellung zu haben.“ Wenige Minuten ſpäter kehrte Theopompos zurück und rief: „Ei, ei, meine Werthen! So darf man nicht zu Naukratis auftreten, wenn man unerkannt zu bleiben wünſcht! Jhr habt mit den Blumenmädchen getändelt und dieſelben für ein paar Roſen nicht, wie entflohene lydiſche Hekatontarchen, ſondern wie große Herren, die ihr eben ſeid, bezahlt! Ganz Naukratis kennt die ſchönen, leichtſinnigen Schweſtern Stephanion, Chloris und Jrene, die mit ihren Kränzen manches junge Herz beſtrickt und mit ihren ſüßen Blicken manchen blanken Obolos *) aus *) Groſchen.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/98>, abgerufen am 27.11.2024.