Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Stunde des Glückes genossen, die hundert Jahre des
Elends aufwiegt. Jch danke euch, -- ich danke! -- Jetzt
aber laßt mich schnell zu Ende kommen!

"Drei Tage nach meinem Abschiede von Atossa mußte
ich Artystone, des Gobryas Tochter, heimführen. Sie ist
schön und würde einen anderen, als mich, glücklich machen.
Am Morgen nach der Hochzeit kam der Angare, welcher
die Nachricht von Bartja's Erkrankung nach Babylon
brachte. -- Schnell entschlossen bat ich den König, Dich
aufsuchen, pflegen und vor der Dein Leben in Aegypten
bedrohenden Gefahr warnen zu dürfen, -- nahm, trotz
der Einsprache meines Schwiegervaters, von meiner Neu-
vermählten Abschied, und jagte in Begleitung des Prexas-
pes ohne Aufenthalt an Deine Seite, mein Bartja, um
Dich mit Zopyros nach Aegypten zu begleiten, während
Gyges dem Botschafter als Dolmetscher nach Samos
folgen muß. Also befiehlt es der König, dessen Stimmung
sich in den letzten Tagen verbessert hat, weil er in der
Besichtigung der herbeiziehenden Heeresmassen Zerstreuung
findet, und ihn die Chaldäer versichert haben, daß der
Planet Adar *), welcher ihrem Kriegsgotte Chanon an-
gehört, den persischen Waffen einen großen Sieg verheiße.
Wann denkst Du reisen zu dürfen, Bartja?"

"Morgen, wenn Du willst," antwortete Dieser. "Die
Aerzte sagten, daß mir die Seefahrt gut bekommen würde.
Die Landreise bis Smyrna ist ja nur kurz."

"Und ich," fügte Zopyros hinzu, "versichere Dich,
daß Deine Liebste Dich schneller gesund machen wird, als
alle Arzeneibereiter der Welt!"

*) Planet Mars. Chronic. pasch. I. p. 18. Cedrenus. Chron.
I. p. 29. Cicero, nat. deor. II.
20--46.

Stunde des Glückes genoſſen, die hundert Jahre des
Elends aufwiegt. Jch danke euch, — ich danke! — Jetzt
aber laßt mich ſchnell zu Ende kommen!

„Drei Tage nach meinem Abſchiede von Atoſſa mußte
ich Artyſtone, des Gobryas Tochter, heimführen. Sie iſt
ſchön und würde einen anderen, als mich, glücklich machen.
Am Morgen nach der Hochzeit kam der Angare, welcher
die Nachricht von Bartja’s Erkrankung nach Babylon
brachte. — Schnell entſchloſſen bat ich den König, Dich
aufſuchen, pflegen und vor der Dein Leben in Aegypten
bedrohenden Gefahr warnen zu dürfen, — nahm, trotz
der Einſprache meines Schwiegervaters, von meiner Neu-
vermählten Abſchied, und jagte in Begleitung des Prexas-
pes ohne Aufenthalt an Deine Seite, mein Bartja, um
Dich mit Zopyros nach Aegypten zu begleiten, während
Gyges dem Botſchafter als Dolmetſcher nach Samos
folgen muß. Alſo befiehlt es der König, deſſen Stimmung
ſich in den letzten Tagen verbeſſert hat, weil er in der
Beſichtigung der herbeiziehenden Heeresmaſſen Zerſtreuung
findet, und ihn die Chaldäer verſichert haben, daß der
Planet Adar *), welcher ihrem Kriegsgotte Chanon an-
gehört, den perſiſchen Waffen einen großen Sieg verheiße.
Wann denkſt Du reiſen zu dürfen, Bartja?“

„Morgen, wenn Du willſt,“ antwortete Dieſer. „Die
Aerzte ſagten, daß mir die Seefahrt gut bekommen würde.
Die Landreiſe bis Smyrna iſt ja nur kurz.“

„Und ich,“ fügte Zopyros hinzu, „verſichere Dich,
daß Deine Liebſte Dich ſchneller geſund machen wird, als
alle Arzeneibereiter der Welt!“

*) Planet Mars. Chronic. pasch. I. p. 18. Cedrenus. Chron.
I. p. 29. Cicero, nat. deor. II.
20—46.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0090" n="80"/>
Stunde des Glückes geno&#x017F;&#x017F;en, die hundert Jahre des<lb/>
Elends aufwiegt. Jch danke euch, &#x2014; ich danke! &#x2014; Jetzt<lb/>
aber laßt mich &#x017F;chnell zu Ende kommen!</p><lb/>
        <p>&#x201E;Drei Tage nach meinem Ab&#x017F;chiede von Ato&#x017F;&#x017F;a mußte<lb/>
ich Arty&#x017F;tone, des Gobryas Tochter, heimführen. Sie i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chön und würde einen anderen, als mich, glücklich machen.<lb/>
Am Morgen nach der Hochzeit kam der Angare, welcher<lb/>
die Nachricht von Bartja&#x2019;s Erkrankung nach Babylon<lb/>
brachte. &#x2014; Schnell ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en bat ich den König, Dich<lb/>
auf&#x017F;uchen, pflegen und vor der Dein Leben in Aegypten<lb/>
bedrohenden Gefahr warnen zu dürfen, &#x2014; nahm, trotz<lb/>
der Ein&#x017F;prache meines Schwiegervaters, von meiner Neu-<lb/>
vermählten Ab&#x017F;chied, und jagte in Begleitung des Prexas-<lb/>
pes ohne Aufenthalt an Deine Seite, mein Bartja, um<lb/>
Dich mit Zopyros nach Aegypten zu begleiten, während<lb/>
Gyges dem Bot&#x017F;chafter als Dolmet&#x017F;cher nach Samos<lb/>
folgen muß. Al&#x017F;o befiehlt es der König, de&#x017F;&#x017F;en Stimmung<lb/>
&#x017F;ich in den letzten Tagen verbe&#x017F;&#x017F;ert hat, weil er in der<lb/>
Be&#x017F;ichtigung der herbeiziehenden Heeresma&#x017F;&#x017F;en Zer&#x017F;treuung<lb/>
findet, und ihn die Chaldäer ver&#x017F;ichert haben, daß der<lb/>
Planet Adar <note place="foot" n="*)">Planet <hi rendition="#aq">Mars. Chronic. pasch. I. p. 18. Cedrenus. Chron.<lb/>
I. p. 29. Cicero, nat. deor. II.</hi> 20&#x2014;46.</note>, welcher ihrem Kriegsgotte Chanon an-<lb/>
gehört, den per&#x017F;i&#x017F;chen Waffen einen großen Sieg verheiße.<lb/>
Wann denk&#x017F;t Du rei&#x017F;en zu dürfen, Bartja?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Morgen, wenn Du will&#x017F;t,&#x201C; antwortete Die&#x017F;er. &#x201E;Die<lb/>
Aerzte &#x017F;agten, daß mir die Seefahrt gut bekommen würde.<lb/>
Die Landrei&#x017F;e bis Smyrna i&#x017F;t ja nur kurz.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und ich,&#x201C; fügte Zopyros hinzu, &#x201E;ver&#x017F;ichere Dich,<lb/>
daß Deine Lieb&#x017F;te Dich &#x017F;chneller ge&#x017F;und machen wird, als<lb/>
alle Arzeneibereiter der Welt!&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0090] Stunde des Glückes genoſſen, die hundert Jahre des Elends aufwiegt. Jch danke euch, — ich danke! — Jetzt aber laßt mich ſchnell zu Ende kommen! „Drei Tage nach meinem Abſchiede von Atoſſa mußte ich Artyſtone, des Gobryas Tochter, heimführen. Sie iſt ſchön und würde einen anderen, als mich, glücklich machen. Am Morgen nach der Hochzeit kam der Angare, welcher die Nachricht von Bartja’s Erkrankung nach Babylon brachte. — Schnell entſchloſſen bat ich den König, Dich aufſuchen, pflegen und vor der Dein Leben in Aegypten bedrohenden Gefahr warnen zu dürfen, — nahm, trotz der Einſprache meines Schwiegervaters, von meiner Neu- vermählten Abſchied, und jagte in Begleitung des Prexas- pes ohne Aufenthalt an Deine Seite, mein Bartja, um Dich mit Zopyros nach Aegypten zu begleiten, während Gyges dem Botſchafter als Dolmetſcher nach Samos folgen muß. Alſo befiehlt es der König, deſſen Stimmung ſich in den letzten Tagen verbeſſert hat, weil er in der Beſichtigung der herbeiziehenden Heeresmaſſen Zerſtreuung findet, und ihn die Chaldäer verſichert haben, daß der Planet Adar *), welcher ihrem Kriegsgotte Chanon an- gehört, den perſiſchen Waffen einen großen Sieg verheiße. Wann denkſt Du reiſen zu dürfen, Bartja?“ „Morgen, wenn Du willſt,“ antwortete Dieſer. „Die Aerzte ſagten, daß mir die Seefahrt gut bekommen würde. Die Landreiſe bis Smyrna iſt ja nur kurz.“ „Und ich,“ fügte Zopyros hinzu, „verſichere Dich, daß Deine Liebſte Dich ſchneller geſund machen wird, als alle Arzeneibereiter der Welt!“ *) Planet Mars. Chronic. pasch. I. p. 18. Cedrenus. Chron. I. p. 29. Cicero, nat. deor. II. 20—46.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/90
Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/90>, abgerufen am 23.11.2024.