Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.mir auch begegnet, flößt mir gleich im ersten Augenblicke "Du bist einmal anders, als wir!" lachte Zopyros. Die Freunde lachten, und Darius rief, in die allge- mir auch begegnet, flößt mir gleich im erſten Augenblicke „Du biſt einmal anders, als wir!“ lachte Zopyros. Die Freunde lachten, und Darius rief, in die allge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> mir auch begegnet, flößt mir gleich im erſten Augenblicke<lb/> entweder Liebe oder Abneigung ein. Dieſes ſchnelle uner-<lb/> klärliche Gefühl hat mich ſelten betrogen. Oroetes miß-<lb/> fiel mir ſchon, ehe ich ein Wort aus ſeinem Munde ver-<lb/> nommen hatte. Ebenſo erging es mir mit dem Aegypter<lb/> Pſamtik, während ich mich zu Amaſis hingezogen fühlte.“</p><lb/> <p>„Du biſt einmal anders, als wir!“ lachte Zopyros.<lb/> „Thu’ mir aber jetzt den Gefallen und laß den armen<lb/> Oroetes ruhen; ’s iſt ganz gut, daß er fort iſt, denn nun<lb/> kannſt Du ungezwungener von der Heimat reden. Was<lb/> macht Kaſſandane und Deine Göttin Atoſſa? Wie geht’s<lb/> dem Kröſus? Was treiben meine Weiber? — Sie wer-<lb/> den nächſtens eine neue Gefährtin bekommen, denn ich bin<lb/> willens, morgen um das holde Töchterlein des Oroetes zu<lb/> werben. Mit den Augen haben wir Beide uns ſchon aller-<lb/> lei Liebes erzählt. Jch weiß nicht, ob dieſelben Perſiſch<lb/> oder Syriſch ſprachen; aber wir verſtanden uns doch ganz<lb/> vortrefflich!“</p><lb/> <p>Die Freunde lachten, und Darius rief, in die allge-<lb/> meine Heiterkeit einſtimmend: „Jetzt ſollt ihr eine frohe<lb/> Botſchaft, die ich mir eigentlich, als das Beſte, für den<lb/> Schluß aufgeſpart hatte, vernehmen. He, Bartja, ſpitze<lb/> nur die Ohren! Deine Mutter, die edle Kaſſandane, hat<lb/> das Licht der Augen zurückerlangt! Ja, ja, — es iſt die<lb/> reine, lautere Wahrheit! — Wer ſie geheilt hat? —<lb/> Nun, wer anders, als der griesgrämliche Aegypter, der<lb/> jetzt womöglich noch düſtrer geworden iſt, als früher. —<lb/> Beruhigt euch nur und laßt mich weiter erzählen, ſonſt<lb/> wird es Morgen, ehe Bartja zum Schlafen kommt. —<lb/> Uebrigens ſollten wir ſchon jetzt auseinandergehen, denn<lb/> das Schönſte habt ihr vernommen und könnt davon träu-<lb/> men. Jhr wollt nicht? Dann muß ich in Mithra’s<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
mir auch begegnet, flößt mir gleich im erſten Augenblicke
entweder Liebe oder Abneigung ein. Dieſes ſchnelle uner-
klärliche Gefühl hat mich ſelten betrogen. Oroetes miß-
fiel mir ſchon, ehe ich ein Wort aus ſeinem Munde ver-
nommen hatte. Ebenſo erging es mir mit dem Aegypter
Pſamtik, während ich mich zu Amaſis hingezogen fühlte.“
„Du biſt einmal anders, als wir!“ lachte Zopyros.
„Thu’ mir aber jetzt den Gefallen und laß den armen
Oroetes ruhen; ’s iſt ganz gut, daß er fort iſt, denn nun
kannſt Du ungezwungener von der Heimat reden. Was
macht Kaſſandane und Deine Göttin Atoſſa? Wie geht’s
dem Kröſus? Was treiben meine Weiber? — Sie wer-
den nächſtens eine neue Gefährtin bekommen, denn ich bin
willens, morgen um das holde Töchterlein des Oroetes zu
werben. Mit den Augen haben wir Beide uns ſchon aller-
lei Liebes erzählt. Jch weiß nicht, ob dieſelben Perſiſch
oder Syriſch ſprachen; aber wir verſtanden uns doch ganz
vortrefflich!“
Die Freunde lachten, und Darius rief, in die allge-
meine Heiterkeit einſtimmend: „Jetzt ſollt ihr eine frohe
Botſchaft, die ich mir eigentlich, als das Beſte, für den
Schluß aufgeſpart hatte, vernehmen. He, Bartja, ſpitze
nur die Ohren! Deine Mutter, die edle Kaſſandane, hat
das Licht der Augen zurückerlangt! Ja, ja, — es iſt die
reine, lautere Wahrheit! — Wer ſie geheilt hat? —
Nun, wer anders, als der griesgrämliche Aegypter, der
jetzt womöglich noch düſtrer geworden iſt, als früher. —
Beruhigt euch nur und laßt mich weiter erzählen, ſonſt
wird es Morgen, ehe Bartja zum Schlafen kommt. —
Uebrigens ſollten wir ſchon jetzt auseinandergehen, denn
das Schönſte habt ihr vernommen und könnt davon träu-
men. Jhr wollt nicht? Dann muß ich in Mithra’s
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |