belächelnd, "Phanes, den Athener, welcher damals kam, um unsere Unschuld zu beweisen."
"Demokedes, der Arzt, ist aus Kroton, einem Orte, der dicht beim Untergange der Sonne liegen muß --"
"Aber," fügte Oroetes hinzu, "wie Athen, von Hellenen bewohnt wird. Hütet euch vor diesen Menschen, meine jungen Freunde, denn sie sind eben so schlau, lüg- nerisch und selbstsüchtig, als kräftigen Leibes, klug und schön."
"Demokedes ist edel und wahrheitsliebend," rief Zopyros.
"Und Phanes," versicherte Darius, "wird selbst von Krösus für ebenso tugendhaft, als tüchtig gehalten."
"Auch Sappho," bestätigte Bartja diese Aussage, "hat des Atheners nur rühmend gedacht. Schweigen wir aber von den Hellenen, denen Oroetes nicht wohl will, da sie ihm, ihrer Widerspenstigkeit wegen, viel zu schaffen machen."
"Das wissen die Götter!" seufzte der Satrap. "Eine Griechenstadt ist schwerer in Gehorsam zu halten, als alle Länder zwischen dem Euphrat und Tigris."
Während dieser Worte des Satrapen war Zopyros an das Fenster getreten und rief, den Redner unter- brechend: "Die Sterne stehen schon sehr hoch, und Bartja bedarf der Ruhe; darum eile Dich, Darius, und fange an von der Heimat zu erzählen!"
Der Sohn des Hystaspes winkte beistimmend und begann mit dem Berichte jener Ereignisse, welche wir be- reits kennen. Das Ende der Nitetis flößte namentlich Bartja aufrichtige Theilnahme ein, während der entdeckte Betrug des Amasis alle Anwesenden mit Staunen und Entrüstung erfüllte.
belächelnd, „Phanes, den Athener, welcher damals kam, um unſere Unſchuld zu beweiſen.“
„Demokedes, der Arzt, iſt aus Kroton, einem Orte, der dicht beim Untergange der Sonne liegen muß —“
„Aber,“ fügte Oroetes hinzu, „wie Athen, von Hellenen bewohnt wird. Hütet euch vor dieſen Menſchen, meine jungen Freunde, denn ſie ſind eben ſo ſchlau, lüg- neriſch und ſelbſtſüchtig, als kräftigen Leibes, klug und ſchön.“
„Demokedes iſt edel und wahrheitsliebend,“ rief Zopyros.
„Und Phanes,“ verſicherte Darius, „wird ſelbſt von Kröſus für ebenſo tugendhaft, als tüchtig gehalten.“
„Auch Sappho,“ beſtätigte Bartja dieſe Ausſage, „hat des Atheners nur rühmend gedacht. Schweigen wir aber von den Hellenen, denen Oroetes nicht wohl will, da ſie ihm, ihrer Widerſpenſtigkeit wegen, viel zu ſchaffen machen.“
„Das wiſſen die Götter!“ ſeufzte der Satrap. „Eine Griechenſtadt iſt ſchwerer in Gehorſam zu halten, als alle Länder zwiſchen dem Euphrat und Tigris.“
Während dieſer Worte des Satrapen war Zopyros an das Fenſter getreten und rief, den Redner unter- brechend: „Die Sterne ſtehen ſchon ſehr hoch, und Bartja bedarf der Ruhe; darum eile Dich, Darius, und fange an von der Heimat zu erzählen!“
Der Sohn des Hyſtaspes winkte beiſtimmend und begann mit dem Berichte jener Ereigniſſe, welche wir be- reits kennen. Das Ende der Nitetis flößte namentlich Bartja aufrichtige Theilnahme ein, während der entdeckte Betrug des Amaſis alle Anweſenden mit Staunen und Entrüſtung erfüllte.
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belächelnd, „Phanes, den Athener, welcher damals kam,
um unſere Unſchuld zu beweiſen.“
„Demokedes, der Arzt, iſt aus Kroton, einem Orte,
der dicht beim Untergange der Sonne liegen muß —“
„Aber,“ fügte Oroetes hinzu, „wie Athen, von
Hellenen bewohnt wird. Hütet euch vor dieſen Menſchen,
meine jungen Freunde, denn ſie ſind eben ſo ſchlau, lüg-
neriſch und ſelbſtſüchtig, als kräftigen Leibes, klug und
ſchön.“
„Demokedes iſt edel und wahrheitsliebend,“ rief
Zopyros.
„Und Phanes,“ verſicherte Darius, „wird ſelbſt von
Kröſus für ebenſo tugendhaft, als tüchtig gehalten.“
„Auch Sappho,“ beſtätigte Bartja dieſe Ausſage,
„hat des Atheners nur rühmend gedacht. Schweigen wir
aber von den Hellenen, denen Oroetes nicht wohl will,
da ſie ihm, ihrer Widerſpenſtigkeit wegen, viel zu ſchaffen
machen.“
„Das wiſſen die Götter!“ ſeufzte der Satrap. „Eine
Griechenſtadt iſt ſchwerer in Gehorſam zu halten, als alle
Länder zwiſchen dem Euphrat und Tigris.“
Während dieſer Worte des Satrapen war Zopyros
an das Fenſter getreten und rief, den Redner unter-
brechend: „Die Sterne ſtehen ſchon ſehr hoch, und Bartja
bedarf der Ruhe; darum eile Dich, Darius, und fange
an von der Heimat zu erzählen!“
Der Sohn des Hyſtaspes winkte beiſtimmend und
begann mit dem Berichte jener Ereigniſſe, welche wir be-
reits kennen. Das Ende der Nitetis flößte namentlich
Bartja aufrichtige Theilnahme ein, während der entdeckte
Betrug des Amaſis alle Anweſenden mit Staunen und
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/79>, abgerufen am 18.07.2024.
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