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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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der zwanzigsaitigen lydischen Laute, der Magadis, be-
gleitete, vorsang. Kegel und Würfel spielende 40) Jüng-
linge ergötzten sich im Freien und halberwachsene Mädchen
kreischten erschrocken auf, wenn der geschleuderte Ball eine
Genossin traf oder von ungefähr in den See fiel.

Die persischen Ankömmlinge achteten kaum dieses
bunten Bildes, welches sie zu andrer Zeit ergötzt haben
würde. Jhre ganze Aufmerksamkeit wandte sich den Freun-
den zu, die ihnen von Bartja und dessen glücklich über-
standener Krankheit erzählten.

Der Satrap von Sardes, Oroetes, ein stattlicher
Mann in überladen glänzender Hoftracht, dessen kleine
schwarze Augen durchdringend und stechend unter buschigen
zusammengewachsenen Augenbraunen hervorsprühten, kam
ihnen an der ehernen Pforte des Palastes, den Krösus
vor ihm bewohnt hatte, entgegen. Die Satrapie, welche
er verwaltete, war eine der wichtigsten und einträglichsten
im ganzen Reiche. Seine Hofhaltung glich derjenigen des
Kambyses an Glanz und Reichthum, wenn auch seine
Diener und Weiber weit weniger zahlreich waren, als die
des Königs. Dennoch kam den Reitern an der Pforte
des Palastes eine große Schaar von Leibwächtern, Sklaven,
Eunuchen und reich gekleideten Beamten entgegen.

Dieses Gebäude, welches noch immer prächtig ge-
nannt werden mußte, war einstmals, als Krösus dasselbe
bewohnte, das glänzendste aller Königsschlösser gewesen;
nach der Einnahme von Sardes hatten aber die persischen
Erobrer den besten Theil der Reichthümer und Kunstwerke
des Entthronten in den Schatz des Kyros nach Pasar-
gadä abgeführt.

Seit jener Schreckenszeit hatten die Lyder manchen
verborgenen Schatz hervorgeholt und sich in einigen Frie-

der zwanzigſaitigen lydiſchen Laute, der Magadis, be-
gleitete, vorſang. Kegel und Würfel ſpielende 40) Jüng-
linge ergötzten ſich im Freien und halberwachſene Mädchen
kreiſchten erſchrocken auf, wenn der geſchleuderte Ball eine
Genoſſin traf oder von ungefähr in den See fiel.

Die perſiſchen Ankömmlinge achteten kaum dieſes
bunten Bildes, welches ſie zu andrer Zeit ergötzt haben
würde. Jhre ganze Aufmerkſamkeit wandte ſich den Freun-
den zu, die ihnen von Bartja und deſſen glücklich über-
ſtandener Krankheit erzählten.

Der Satrap von Sardes, Oroetes, ein ſtattlicher
Mann in überladen glänzender Hoftracht, deſſen kleine
ſchwarze Augen durchdringend und ſtechend unter buſchigen
zuſammengewachſenen Augenbraunen hervorſprühten, kam
ihnen an der ehernen Pforte des Palaſtes, den Kröſus
vor ihm bewohnt hatte, entgegen. Die Satrapie, welche
er verwaltete, war eine der wichtigſten und einträglichſten
im ganzen Reiche. Seine Hofhaltung glich derjenigen des
Kambyſes an Glanz und Reichthum, wenn auch ſeine
Diener und Weiber weit weniger zahlreich waren, als die
des Königs. Dennoch kam den Reitern an der Pforte
des Palaſtes eine große Schaar von Leibwächtern, Sklaven,
Eunuchen und reich gekleideten Beamten entgegen.

Dieſes Gebäude, welches noch immer prächtig ge-
nannt werden mußte, war einſtmals, als Kröſus daſſelbe
bewohnte, das glänzendſte aller Königsſchlöſſer geweſen;
nach der Einnahme von Sardes hatten aber die perſiſchen
Erobrer den beſten Theil der Reichthümer und Kunſtwerke
des Entthronten in den Schatz des Kyros nach Paſar-
gadä abgeführt.

Seit jener Schreckenszeit hatten die Lyder manchen
verborgenen Schatz hervorgeholt und ſich in einigen Frie-

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[64/0074] der zwanzigſaitigen lydiſchen Laute, der Magadis, be- gleitete, vorſang. Kegel und Würfel ſpielende 40) Jüng- linge ergötzten ſich im Freien und halberwachſene Mädchen kreiſchten erſchrocken auf, wenn der geſchleuderte Ball eine Genoſſin traf oder von ungefähr in den See fiel. Die perſiſchen Ankömmlinge achteten kaum dieſes bunten Bildes, welches ſie zu andrer Zeit ergötzt haben würde. Jhre ganze Aufmerkſamkeit wandte ſich den Freun- den zu, die ihnen von Bartja und deſſen glücklich über- ſtandener Krankheit erzählten. Der Satrap von Sardes, Oroetes, ein ſtattlicher Mann in überladen glänzender Hoftracht, deſſen kleine ſchwarze Augen durchdringend und ſtechend unter buſchigen zuſammengewachſenen Augenbraunen hervorſprühten, kam ihnen an der ehernen Pforte des Palaſtes, den Kröſus vor ihm bewohnt hatte, entgegen. Die Satrapie, welche er verwaltete, war eine der wichtigſten und einträglichſten im ganzen Reiche. Seine Hofhaltung glich derjenigen des Kambyſes an Glanz und Reichthum, wenn auch ſeine Diener und Weiber weit weniger zahlreich waren, als die des Königs. Dennoch kam den Reitern an der Pforte des Palaſtes eine große Schaar von Leibwächtern, Sklaven, Eunuchen und reich gekleideten Beamten entgegen. Dieſes Gebäude, welches noch immer prächtig ge- nannt werden mußte, war einſtmals, als Kröſus daſſelbe bewohnte, das glänzendſte aller Königsſchlöſſer geweſen; nach der Einnahme von Sardes hatten aber die perſiſchen Erobrer den beſten Theil der Reichthümer und Kunſtwerke des Entthronten in den Schatz des Kyros nach Paſar- gadä abgeführt. Seit jener Schreckenszeit hatten die Lyder manchen verborgenen Schatz hervorgeholt und ſich in einigen Frie-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/74>, abgerufen am 24.11.2024.