Der Ehrgeizige gleicht dem Dürstenden, welcher Salzwasser trinkt! -- Je mehr Ruhm er erntet, desto durstiger wird er nach Ruhm und Größe! -- Jch bin aus einem ge- ringen Soldaten der Botschafter des Kambyses geworden; was bleibt Dir zu erstreben übrig, da es jetzt schon, außer dem Könige, keinen Größeren gibt, als Dich?
"Aber trügen mich nicht meine Augen, so reitet dort Zopyros und Gyges an der Spitze jener Reiterschaar, die uns von der Stadt her entgegenzieht. -- Der Angare, welcher vor uns die Herberge verließ, muß unsere An- kunft gemeldet haben."
"Ja, sie sind es!"
"Wahrlich! Sieh nur, wie der muthwillige Zopyros mit dem Palmenblatte, das er soeben abbrach, winkt und wedelt!"
"Jhr Leute, schneidet uns schnell ein Paar Zweige von diesem Strauche! So ist's recht! Laß uns mit pur- purner Granate der grünen Palme antworten!"
Wenige Minuten später umarmten Darius und Pre- xaspes ihre Freunde. Dann zogen die vereinten Reiter- schaaren durch die Gärten, welche den Gygäischen See umgaben, -- den Erholungsplatz der Bewohner von Sardes -- in die volkreiche Stadt, deren Bürger, da sich die Sonne zum Untergange neigte und kühlere Lüfte zu wehen begannen, in hellen Haufen den Thoren entström- ten, um sich im Freien zu ergehen. -- Lydische Krieger mit reich verzierten Helmen und persische Soldaten, welche cylinderförmige Tiaren trugen, gingen geschminkten und bekränzten Dirnen nach. Wärterinnen führten Kinder zu dem See, um sie die Schwäne füttern zu lassen. Unter einem Platanenbaume saß ein blinder Sängergreis, der seinen zahlreichen Zuhörern wehmüthige Lieder, die er mit
Der Ehrgeizige gleicht dem Dürſtenden, welcher Salzwaſſer trinkt! — Je mehr Ruhm er erntet, deſto durſtiger wird er nach Ruhm und Größe! — Jch bin aus einem ge- ringen Soldaten der Botſchafter des Kambyſes geworden; was bleibt Dir zu erſtreben übrig, da es jetzt ſchon, außer dem Könige, keinen Größeren gibt, als Dich?
„Aber trügen mich nicht meine Augen, ſo reitet dort Zopyros und Gyges an der Spitze jener Reiterſchaar, die uns von der Stadt her entgegenzieht. — Der Angare, welcher vor uns die Herberge verließ, muß unſere An- kunft gemeldet haben.“
„Ja, ſie ſind es!“
„Wahrlich! Sieh nur, wie der muthwillige Zopyros mit dem Palmenblatte, das er ſoeben abbrach, winkt und wedelt!“
„Jhr Leute, ſchneidet uns ſchnell ein Paar Zweige von dieſem Strauche! So iſt’s recht! Laß uns mit pur- purner Granate der grünen Palme antworten!“
Wenige Minuten ſpäter umarmten Darius und Pre- xaspes ihre Freunde. Dann zogen die vereinten Reiter- ſchaaren durch die Gärten, welche den Gygäiſchen See umgaben, — den Erholungsplatz der Bewohner von Sardes — in die volkreiche Stadt, deren Bürger, da ſich die Sonne zum Untergange neigte und kühlere Lüfte zu wehen begannen, in hellen Haufen den Thoren entſtröm- ten, um ſich im Freien zu ergehen. — Lydiſche Krieger mit reich verzierten Helmen und perſiſche Soldaten, welche cylinderförmige Tiaren trugen, gingen geſchminkten und bekränzten Dirnen nach. Wärterinnen führten Kinder zu dem See, um ſie die Schwäne füttern zu laſſen. Unter einem Platanenbaume ſaß ein blinder Sängergreis, der ſeinen zahlreichen Zuhörern wehmüthige Lieder, die er mit
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Der Ehrgeizige gleicht dem Dürſtenden, welcher Salzwaſſer
trinkt! — Je mehr Ruhm er erntet, deſto durſtiger wird
er nach Ruhm und Größe! — Jch bin aus einem ge-
ringen Soldaten der Botſchafter des Kambyſes geworden;
was bleibt Dir zu erſtreben übrig, da es jetzt ſchon, außer
dem Könige, keinen Größeren gibt, als Dich?
„Aber trügen mich nicht meine Augen, ſo reitet dort
Zopyros und Gyges an der Spitze jener Reiterſchaar, die
uns von der Stadt her entgegenzieht. — Der Angare,
welcher vor uns die Herberge verließ, muß unſere An-
kunft gemeldet haben.“
„Ja, ſie ſind es!“
„Wahrlich! Sieh nur, wie der muthwillige Zopyros
mit dem Palmenblatte, das er ſoeben abbrach, winkt und
wedelt!“
„Jhr Leute, ſchneidet uns ſchnell ein Paar Zweige
von dieſem Strauche! So iſt’s recht! Laß uns mit pur-
purner Granate der grünen Palme antworten!“
Wenige Minuten ſpäter umarmten Darius und Pre-
xaspes ihre Freunde. Dann zogen die vereinten Reiter-
ſchaaren durch die Gärten, welche den Gygäiſchen See
umgaben, — den Erholungsplatz der Bewohner von
Sardes — in die volkreiche Stadt, deren Bürger, da ſich
die Sonne zum Untergange neigte und kühlere Lüfte zu
wehen begannen, in hellen Haufen den Thoren entſtröm-
ten, um ſich im Freien zu ergehen. — Lydiſche Krieger
mit reich verzierten Helmen und perſiſche Soldaten, welche
cylinderförmige Tiaren trugen, gingen geſchminkten und
bekränzten Dirnen nach. Wärterinnen führten Kinder zu
dem See, um ſie die Schwäne füttern zu laſſen. Unter
einem Platanenbaume ſaß ein blinder Sängergreis, der
ſeinen zahlreichen Zuhörern wehmüthige Lieder, die er mit
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/73>, abgerufen am 18.07.2024.
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