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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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vertrocknet waren, führte. An schattigen feuchten Stellen
blühte die Lorbeerrose, während sich da, wo die Sonne
am heißesten brannte, schlanke Palmen wiegten. Ein tief-
blauer, vollkommen wolkenloser Himmel lag über dieser
üppigen Landschaft, deren Horizont im Süden von den
schneeigen Spitzen des Tmolosgebirges, im Westen von
den bläulich schimmernden Sipylos-Bergen begrenzt war.

Die Straße führte jetzt durch ein Birkenwäldchen,
um dessen Stämme sich traubenreiche Weinreben bis zu
den Gipfeln rankten, thalabwärts. An einer Krümmung
des Weges, welche einen Blick in die Ferne bot, hielten
die Reiter. Vor ihnen lag die Hauptstadt des einstigen
lydischen Reiches, die frühere Residenz des Krösus, das
goldne Sardes 33), im viel berühmten Hermusthale.

Ein steiler schwarzer Felsen, auf dessen Gipfel sich
weithin sichtbare Bauten von weißem Marmor erhoben,
die Burg, um deren dreifache Mauer der König Meles
vor vielen Jahrhunderten einen Löwen getragen hatte,
damit sie uneinnehmbar werde, beherrschte die Schilfdächer
der zahlreichen Häuser der Stadt 34). Nach Süden hin
war der Abfall des Burgberges weniger steil und mit
Häusern bebaut. Jm Norden desselben erhob sich am
Goldsand führenden Paktolos der frühere Palast des Krö-
sus. Ueber dem Marktplatz, der den bewundernden Reisen-
den wie ein unbewachsener Fleck inmitten einer blühenden
Wiese erschien, rauschte der röthliche Fluß, der sich nach
Westen zu in ein schmales Gebirgsthal ergoß, um dort
den Fuß des großen Tempels der Kybele zu bespülen.

Nach Osten hin erstreckten sich weite Gärten, in deren
Mitte der spiegelhelle Gygäische See erglänzte. Bunte
Lustfahrzeuge, begleitet von vielen schneeweißen Schwänen,
bedeckten denselben. Etwa eine Viertelstunde von den

vertrocknet waren, führte. An ſchattigen feuchten Stellen
blühte die Lorbeerroſe, während ſich da, wo die Sonne
am heißeſten brannte, ſchlanke Palmen wiegten. Ein tief-
blauer, vollkommen wolkenloſer Himmel lag über dieſer
üppigen Landſchaft, deren Horizont im Süden von den
ſchneeigen Spitzen des Tmolosgebirges, im Weſten von
den bläulich ſchimmernden Sipylos-Bergen begrenzt war.

Die Straße führte jetzt durch ein Birkenwäldchen,
um deſſen Stämme ſich traubenreiche Weinreben bis zu
den Gipfeln rankten, thalabwärts. An einer Krümmung
des Weges, welche einen Blick in die Ferne bot, hielten
die Reiter. Vor ihnen lag die Hauptſtadt des einſtigen
lydiſchen Reiches, die frühere Reſidenz des Kröſus, das
goldne Sardes 33), im viel berühmten Hermusthale.

Ein ſteiler ſchwarzer Felſen, auf deſſen Gipfel ſich
weithin ſichtbare Bauten von weißem Marmor erhoben,
die Burg, um deren dreifache Mauer der König Meles
vor vielen Jahrhunderten einen Löwen getragen hatte,
damit ſie uneinnehmbar werde, beherrſchte die Schilfdächer
der zahlreichen Häuſer der Stadt 34). Nach Süden hin
war der Abfall des Burgberges weniger ſteil und mit
Häuſern bebaut. Jm Norden deſſelben erhob ſich am
Goldſand führenden Paktolos der frühere Palaſt des Krö-
ſus. Ueber dem Marktplatz, der den bewundernden Reiſen-
den wie ein unbewachſener Fleck inmitten einer blühenden
Wieſe erſchien, rauſchte der röthliche Fluß, der ſich nach
Weſten zu in ein ſchmales Gebirgsthal ergoß, um dort
den Fuß des großen Tempels der Kybele zu beſpülen.

Nach Oſten hin erſtreckten ſich weite Gärten, in deren
Mitte der ſpiegelhelle Gygäiſche See erglänzte. Bunte
Luſtfahrzeuge, begleitet von vielen ſchneeweißen Schwänen,
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[59/0069] vertrocknet waren, führte. An ſchattigen feuchten Stellen blühte die Lorbeerroſe, während ſich da, wo die Sonne am heißeſten brannte, ſchlanke Palmen wiegten. Ein tief- blauer, vollkommen wolkenloſer Himmel lag über dieſer üppigen Landſchaft, deren Horizont im Süden von den ſchneeigen Spitzen des Tmolosgebirges, im Weſten von den bläulich ſchimmernden Sipylos-Bergen begrenzt war. Die Straße führte jetzt durch ein Birkenwäldchen, um deſſen Stämme ſich traubenreiche Weinreben bis zu den Gipfeln rankten, thalabwärts. An einer Krümmung des Weges, welche einen Blick in die Ferne bot, hielten die Reiter. Vor ihnen lag die Hauptſtadt des einſtigen lydiſchen Reiches, die frühere Reſidenz des Kröſus, das goldne Sardes 33), im viel berühmten Hermusthale. Ein ſteiler ſchwarzer Felſen, auf deſſen Gipfel ſich weithin ſichtbare Bauten von weißem Marmor erhoben, die Burg, um deren dreifache Mauer der König Meles vor vielen Jahrhunderten einen Löwen getragen hatte, damit ſie uneinnehmbar werde, beherrſchte die Schilfdächer der zahlreichen Häuſer der Stadt 34). Nach Süden hin war der Abfall des Burgberges weniger ſteil und mit Häuſern bebaut. Jm Norden deſſelben erhob ſich am Goldſand führenden Paktolos der frühere Palaſt des Krö- ſus. Ueber dem Marktplatz, der den bewundernden Reiſen- den wie ein unbewachſener Fleck inmitten einer blühenden Wieſe erſchien, rauſchte der röthliche Fluß, der ſich nach Weſten zu in ein ſchmales Gebirgsthal ergoß, um dort den Fuß des großen Tempels der Kybele zu beſpülen. Nach Oſten hin erſtreckten ſich weite Gärten, in deren Mitte der ſpiegelhelle Gygäiſche See erglänzte. Bunte Luſtfahrzeuge, begleitet von vielen ſchneeweißen Schwänen, bedeckten denſelben. Etwa eine Viertelſtunde von den

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/69>, abgerufen am 27.11.2024.