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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Drittes Kapitel.


Sechs Wochen nach diesen Ereignissen trabte eine
kleine Reiterschaar den Thoren von Sardes entgegen.

Ross' und Leute waren von Schweiß und Staub be-
deckt. Erstere, welche die Nähe der Stadt mit ihren
Ställen und Krippen ahnten, nahmen ihre letzte Kraft zu-
sammen, schienen aber für die Ungeduld der beiden Män-
ner, die in bestaubter persischer Hoftracht an der Spitze
des Zuges ritten, viel zu langsam zu gehen.

Die wohlgehaltene Königsstraße, welche sich über die
Vorberge des Tmolos-Gebirges hinzog, war von Aeckern
mit schwarzem Fruchtboden und Bäumen von mancherlei Art
umgeben. Oliven-, Citronen- und Platanenhaine, Maul-
beer und Weinpflanzungen zogen sich am Fuße der Berge
hin, während in größerer Höhe Pinien, Cypressen und
Nußbaumwälder grünten. Auf den Aeckern standen
Feigensträucher und Dattelpalmen voller Früchte. Jm
Grase der Wiesen und am Boden der Wälder blühten
farben- und duftreiche Blumen. Dann und wann zeigten
sich sorgsam eingefaßte Brunnen mit Ruhesitzen und schatti-
gem Strauchwerk am Rande der Straße, die über Schluch-
ten und Bäche, welche durch die Hitze des Sommers halb

Drittes Kapitel.


Sechs Wochen nach dieſen Ereigniſſen trabte eine
kleine Reiterſchaar den Thoren von Sardes entgegen.

Roſſ’ und Leute waren von Schweiß und Staub be-
deckt. Erſtere, welche die Nähe der Stadt mit ihren
Ställen und Krippen ahnten, nahmen ihre letzte Kraft zu-
ſammen, ſchienen aber für die Ungeduld der beiden Män-
ner, die in beſtaubter perſiſcher Hoftracht an der Spitze
des Zuges ritten, viel zu langſam zu gehen.

Die wohlgehaltene Königsſtraße, welche ſich über die
Vorberge des Tmolos-Gebirges hinzog, war von Aeckern
mit ſchwarzem Fruchtboden und Bäumen von mancherlei Art
umgeben. Oliven-, Citronen- und Platanenhaine, Maul-
beer und Weinpflanzungen zogen ſich am Fuße der Berge
hin, während in größerer Höhe Pinien, Cypreſſen und
Nußbaumwälder grünten. Auf den Aeckern ſtanden
Feigenſträucher und Dattelpalmen voller Früchte. Jm
Graſe der Wieſen und am Boden der Wälder blühten
farben- und duftreiche Blumen. Dann und wann zeigten
ſich ſorgſam eingefaßte Brunnen mit Ruheſitzen und ſchatti-
gem Strauchwerk am Rande der Straße, die über Schluch-
ten und Bäche, welche durch die Hitze des Sommers halb

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[[58]/0068] Drittes Kapitel. Sechs Wochen nach dieſen Ereigniſſen trabte eine kleine Reiterſchaar den Thoren von Sardes entgegen. Roſſ’ und Leute waren von Schweiß und Staub be- deckt. Erſtere, welche die Nähe der Stadt mit ihren Ställen und Krippen ahnten, nahmen ihre letzte Kraft zu- ſammen, ſchienen aber für die Ungeduld der beiden Män- ner, die in beſtaubter perſiſcher Hoftracht an der Spitze des Zuges ritten, viel zu langſam zu gehen. Die wohlgehaltene Königsſtraße, welche ſich über die Vorberge des Tmolos-Gebirges hinzog, war von Aeckern mit ſchwarzem Fruchtboden und Bäumen von mancherlei Art umgeben. Oliven-, Citronen- und Platanenhaine, Maul- beer und Weinpflanzungen zogen ſich am Fuße der Berge hin, während in größerer Höhe Pinien, Cypreſſen und Nußbaumwälder grünten. Auf den Aeckern ſtanden Feigenſträucher und Dattelpalmen voller Früchte. Jm Graſe der Wieſen und am Boden der Wälder blühten farben- und duftreiche Blumen. Dann und wann zeigten ſich ſorgſam eingefaßte Brunnen mit Ruheſitzen und ſchatti- gem Strauchwerk am Rande der Straße, die über Schluch- ten und Bäche, welche durch die Hitze des Sommers halb

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. [58]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/68>, abgerufen am 23.11.2024.