Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.wandte sein Roß und fragte nach der Ursache desselben. "Welchen Krieges?" fragte der König, zum Ersten- "Wir redeten nur von der allgemeinen Möglichkeit," "Wie sollte ich!" antwortete der Herrscher, zu dem "Bis zum heutigen Tage war mir Dein Schmerz zu wandte ſein Roß und fragte nach der Urſache deſſelben. „Welchen Krieges?“ fragte der König, zum Erſten- „Wir redeten nur von der allgemeinen Möglichkeit,“ „Wie ſollte ich!“ antwortete der Herrſcher, zu dem „Bis zum heutigen Tage war mir Dein Schmerz zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="44"/> wandte ſein Roß und fragte nach der Urſache deſſelben.<lb/> Phanes nahm ſchnell das Wort und ſagte, die Achämeni-<lb/> den hätten gejauchzt beim Gedanken an die Möglichkeit eines<lb/> bevorſtehenden Krieges.</p><lb/> <p>„Welchen Krieges?“ fragte der König, zum Erſten-<lb/> Male ſeit langen Tagen heiter lächelnd.</p><lb/> <p>„Wir redeten nur von der allgemeinen Möglichkeit,“<lb/> antwortete Phanes leichthin. Dann lenkte er ſein Roß<lb/> dicht an die Seite des Königs. Seine Stimme nahm<lb/> einen geſangreichen, zum Herzen gehenden Ton an; mit<lb/> innigem Ausdrucke ſchaute er in die Augen des Königs<lb/> und ſprach: „O, mein Fürſt, zwar bin ich nicht als Dein<lb/> Unterthan in dieſem ſchönen Lande geboren, zwar darf ich<lb/> erſt ſeit kurzer Zeit mich rühmen, den Mächtigſten aller<lb/> Herrſcher zu kennen, und dennoch vermag ich mich des<lb/> vielleicht frevelhaften Gedankens nicht zu erwehren, daß<lb/> die Götter mein Herz von Geburt an zu inniger Freund-<lb/> ſchaft mit Dir beſtimmt haben. — Nicht jene großen<lb/> Wohlthaten, welche Du mir erwieſen, haben mich Dir ſo<lb/> ſchnell und innig genähert. Deren bedarf ich nicht, denn<lb/> ich zähle zu den Reicheren meines Volkes und habe keinen<lb/> Sohn, keinen Erben, dem ich erworbene Schätze vermachen<lb/> könnte. Einſtmals nannte ich einen Knaben mein, ein<lb/> ſchönes, liebliches Kind; — aber das wollte ich Dir ja<lb/> nicht ſagen, ich ... Zürneſt Du meiner Freimüthigkeit, o<lb/> König?“</p><lb/> <p>„Wie ſollte ich!“ antwortete der Herrſcher, zu dem<lb/> noch Niemand vor dem Athener in ähnlicher Weiſe geredet<lb/> hatte, und der ſich mächtig zu dem ſeltſamen Fremden<lb/> hingezogen fühlte.</p><lb/> <p>„Bis zum heutigen Tage war mir Dein Schmerz zu<lb/> heilig, um denſelben zu ſtören; jetzt aber iſt die Zeit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
wandte ſein Roß und fragte nach der Urſache deſſelben.
Phanes nahm ſchnell das Wort und ſagte, die Achämeni-
den hätten gejauchzt beim Gedanken an die Möglichkeit eines
bevorſtehenden Krieges.
„Welchen Krieges?“ fragte der König, zum Erſten-
Male ſeit langen Tagen heiter lächelnd.
„Wir redeten nur von der allgemeinen Möglichkeit,“
antwortete Phanes leichthin. Dann lenkte er ſein Roß
dicht an die Seite des Königs. Seine Stimme nahm
einen geſangreichen, zum Herzen gehenden Ton an; mit
innigem Ausdrucke ſchaute er in die Augen des Königs
und ſprach: „O, mein Fürſt, zwar bin ich nicht als Dein
Unterthan in dieſem ſchönen Lande geboren, zwar darf ich
erſt ſeit kurzer Zeit mich rühmen, den Mächtigſten aller
Herrſcher zu kennen, und dennoch vermag ich mich des
vielleicht frevelhaften Gedankens nicht zu erwehren, daß
die Götter mein Herz von Geburt an zu inniger Freund-
ſchaft mit Dir beſtimmt haben. — Nicht jene großen
Wohlthaten, welche Du mir erwieſen, haben mich Dir ſo
ſchnell und innig genähert. Deren bedarf ich nicht, denn
ich zähle zu den Reicheren meines Volkes und habe keinen
Sohn, keinen Erben, dem ich erworbene Schätze vermachen
könnte. Einſtmals nannte ich einen Knaben mein, ein
ſchönes, liebliches Kind; — aber das wollte ich Dir ja
nicht ſagen, ich ... Zürneſt Du meiner Freimüthigkeit, o
König?“
„Wie ſollte ich!“ antwortete der Herrſcher, zu dem
noch Niemand vor dem Athener in ähnlicher Weiſe geredet
hatte, und der ſich mächtig zu dem ſeltſamen Fremden
hingezogen fühlte.
„Bis zum heutigen Tage war mir Dein Schmerz zu
heilig, um denſelben zu ſtören; jetzt aber iſt die Zeit
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