beinahe noch angenehmer als der erste; fand ich doch in demselben meine eigne Bemerkung bestätigt, daß ihr Perser das großmüthigste aller Völker seid, da ihr den Tugenden fremder Menschen dasselbe, ja beinahe größeres Lob als euren eignen zu Theil werden lasset."
Alle Anwesenden lächelten geschmeichelt, Phanes aber fuhr fort: "Wie anders sind z. B. die Juden! Sie halten sich für das einzige den Göttern wohlgefällige Volk und machen sich dadurch allen Weisen verächtlich und der ganzen Welt verhaßt. Und nun erst die Aegypter! Jhr glaubt nicht, wie verkehrt diese Menschen sind! Wenn es auf die Priester, welche ausnehmend mächtig sind, allein ankäme, so würden alle Ausländer getödtet und das ganze Reich des Amasis jedem Fremden unzugänglich gemacht werden. Ein ächter Aegypter hungert lieber, als daß er aus einem Topfe mit unser Einem speist. Es gibt nirgends so viel Seltsamkeiten, so viel Befremdliches und Staunenerregen- des, als dort! Doch um gerecht zu sein, muß ich auch gestehen, daß Aegypten mit Recht als reichstes und wohl- bebautestes aller Länder der Welt bekannt ist. Wem dieses Reich gehört, der braucht selbst die Götter ihrer Schätze wegen nicht zu beneiden! Und es ist kinderleicht zu erobern, dieß schöne Aegypten! Jch kenne die dortigen Verhältnisse aus zehnjähriger Erfahrung und weiß, daß die ganze Kriegerkaste des Amasis einer einzigen Schaar, wie euere Unsterblichen, nicht widerstehen könnte. Nun, wer weiß, was die Zukunft bringt! Vielleicht machen wir noch Alle zusammen einen Ausflug nach dem Nil. Jch meine, daß eure guten Schwerter ziemlich lange gerastet haben!" --
Allgemeine stürmische Beifallsrufe begleiteten diese wohlberechneten Worte des Atheners.
Kambyses hatte den Jubel seines Gefolges vernommen,
beinahe noch angenehmer als der erſte; fand ich doch in demſelben meine eigne Bemerkung beſtätigt, daß ihr Perſer das großmüthigſte aller Völker ſeid, da ihr den Tugenden fremder Menſchen daſſelbe, ja beinahe größeres Lob als euren eignen zu Theil werden laſſet.“
Alle Anweſenden lächelten geſchmeichelt, Phanes aber fuhr fort: „Wie anders ſind z. B. die Juden! Sie halten ſich für das einzige den Göttern wohlgefällige Volk und machen ſich dadurch allen Weiſen verächtlich und der ganzen Welt verhaßt. Und nun erſt die Aegypter! Jhr glaubt nicht, wie verkehrt dieſe Menſchen ſind! Wenn es auf die Prieſter, welche ausnehmend mächtig ſind, allein ankäme, ſo würden alle Ausländer getödtet und das ganze Reich des Amaſis jedem Fremden unzugänglich gemacht werden. Ein ächter Aegypter hungert lieber, als daß er aus einem Topfe mit unſer Einem ſpeist. Es gibt nirgends ſo viel Seltſamkeiten, ſo viel Befremdliches und Staunenerregen- des, als dort! Doch um gerecht zu ſein, muß ich auch geſtehen, daß Aegypten mit Recht als reichſtes und wohl- bebauteſtes aller Länder der Welt bekannt iſt. Wem dieſes Reich gehört, der braucht ſelbſt die Götter ihrer Schätze wegen nicht zu beneiden! Und es iſt kinderleicht zu erobern, dieß ſchöne Aegypten! Jch kenne die dortigen Verhältniſſe aus zehnjähriger Erfahrung und weiß, daß die ganze Kriegerkaſte des Amaſis einer einzigen Schaar, wie euere Unſterblichen, nicht widerſtehen könnte. Nun, wer weiß, was die Zukunft bringt! Vielleicht machen wir noch Alle zuſammen einen Ausflug nach dem Nil. Jch meine, daß eure guten Schwerter ziemlich lange geraſtet haben!“ —
Allgemeine ſtürmiſche Beifallsrufe begleiteten dieſe wohlberechneten Worte des Atheners.
Kambyſes hatte den Jubel ſeines Gefolges vernommen,
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beinahe noch angenehmer als der erſte; fand ich doch in
demſelben meine eigne Bemerkung beſtätigt, daß ihr Perſer
das großmüthigſte aller Völker ſeid, da ihr den Tugenden
fremder Menſchen daſſelbe, ja beinahe größeres Lob als
euren eignen zu Theil werden laſſet.“
Alle Anweſenden lächelten geſchmeichelt, Phanes aber
fuhr fort: „Wie anders ſind z. B. die Juden! Sie halten
ſich für das einzige den Göttern wohlgefällige Volk und
machen ſich dadurch allen Weiſen verächtlich und der ganzen
Welt verhaßt. Und nun erſt die Aegypter! Jhr glaubt
nicht, wie verkehrt dieſe Menſchen ſind! Wenn es auf die
Prieſter, welche ausnehmend mächtig ſind, allein ankäme,
ſo würden alle Ausländer getödtet und das ganze Reich des
Amaſis jedem Fremden unzugänglich gemacht werden. Ein
ächter Aegypter hungert lieber, als daß er aus einem
Topfe mit unſer Einem ſpeist. Es gibt nirgends ſo viel
Seltſamkeiten, ſo viel Befremdliches und Staunenerregen-
des, als dort! Doch um gerecht zu ſein, muß ich auch
geſtehen, daß Aegypten mit Recht als reichſtes und wohl-
bebauteſtes aller Länder der Welt bekannt iſt. Wem dieſes
Reich gehört, der braucht ſelbſt die Götter ihrer Schätze
wegen nicht zu beneiden! Und es iſt kinderleicht zu erobern,
dieß ſchöne Aegypten! Jch kenne die dortigen Verhältniſſe
aus zehnjähriger Erfahrung und weiß, daß die ganze
Kriegerkaſte des Amaſis einer einzigen Schaar, wie euere
Unſterblichen, nicht widerſtehen könnte. Nun, wer weiß,
was die Zukunft bringt! Vielleicht machen wir noch Alle
zuſammen einen Ausflug nach dem Nil. Jch meine, daß
eure guten Schwerter ziemlich lange geraſtet haben!“ —
Allgemeine ſtürmiſche Beifallsrufe begleiteten dieſe
wohlberechneten Worte des Atheners.
Kambyſes hatte den Jubel ſeines Gefolges vernommen,
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/53>, abgerufen am 16.07.2024.
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