Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.[...] Nebenchari sah mit düsterglühenden Blicken in die Der Athener ergriff die Rechte des Arztes und sagte: "Jch werde Kassandane sehend machen." "Du könntest?" "Jene Operation, welche Amasis das Licht wieder […] Nebenchari ſah mit düſterglühenden Blicken in die Der Athener ergriff die Rechte des Arztes und ſagte: „Jch werde Kaſſandane ſehend machen.“ „Du könnteſt?“ „Jene Operation, welche Amaſis das Licht wieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0037" n="27"/> <p> <choice> <sic>mir haben Mordbrenner Haus und Hof eingeäſchert. Weißt<lb/> Du, Mann, weißt Du, was man mir gethan hat? —<lb/> Wenn ſie mich verjagten und verfolgten, ſo hatten ſie ein<lb/> Recht dazu, denn ich war nach ihren Geſetzen deſ Todes<lb/> ſchuldig. Um meinetwillen hätte ich ihnen vergeben können,<lb/> denn ich hing an dieſem Amaſis, wie ein Freund an dem<lb/> Freunde hängt. Das wußte der Elende, und dennoch litt<lb/> er das Unglaubliche. O, das Gehirn ſträubt ſich, das<lb/> Entſetzliche zu denken! Wie die Wölfe drangen ſie bei<lb/> Nacht in das Haus eines wehrloſen Weibes und raubten<lb/> meine Kinder, ein Mädchen und einen Knaben, den Stolz,<lb/> die Freude, den Troſt meines heimatloſen Lebens. Und<lb/> was thaten ſie mit denſelben? Das Mädchen hielten ſie ge-<lb/> fangen, — wie ſie vorgaben, um mich zu verhindern, Aegyp-<lb/> tenan die Fremden zu verrathen; den Knaben aber, das<lb/> Bild der Schönheit und Güte, meinen einzigen Sohn, hat<lb/> Pſamtik, der Thronerbe, vielleicht mit Wiſſen deſ Amasiſ,<lb/> ermorden laſſen. Mein Herz war in Gram und Verban-<lb/> nung zuſammengeſchrumpft, jetzt aber fühle ich, wie es in<lb/> der Hoffnung nach Rache anſchwillt und in freudigeren<lb/> Schlägen pocht!”</sic> <corr/> </choice> </p><lb/> <p>Nebenchari ſah mit düſterglühenden Blicken in die<lb/> flammenden Augen des Atheners und ſprach, indem er ihm<lb/> die Hand reichte: „Wir ſind Bundesgenoſſen!“</p><lb/> <p>Der Athener ergriff die Rechte des Arztes und ſagte:<lb/> „Jetzt gilt es zunächſt, uns der Gunſt des Königs zu ver-<lb/> ſichern!“</p><lb/> <p>„Jch werde Kaſſandane ſehend machen.“</p><lb/> <p>„Du könnteſt?“</p><lb/> <p>„Jene Operation, welche Amaſis das Licht wieder<lb/> gab, iſt meine Erfindung. Petammon entwandte mir die-<lb/> ſelbe aus meinen verbrannten Schriften.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [27/0037]
Nebenchari ſah mit düſterglühenden Blicken in die
flammenden Augen des Atheners und ſprach, indem er ihm
die Hand reichte: „Wir ſind Bundesgenoſſen!“
Der Athener ergriff die Rechte des Arztes und ſagte:
„Jetzt gilt es zunächſt, uns der Gunſt des Königs zu ver-
ſichern!“
„Jch werde Kaſſandane ſehend machen.“
„Du könnteſt?“
„Jene Operation, welche Amaſis das Licht wieder
gab, iſt meine Erfindung. Petammon entwandte mir die-
ſelbe aus meinen verbrannten Schriften.“
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Zitationshilfe: | Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/37>, abgerufen am 22.07.2024. |