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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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der Lüge, wenn euch daran liegt, eure Zwecke zu för-
dern."

"Du beurtheilst mich und meine Landsleute nach ächt
ägyptischer Art; das heißt, Du hältst uns, als Fremde,
für so schlecht als möglich; dießmal täuschest Du Dich aber
in Deinem Verdachte! -- Laß den alten Hib kommen und
Dir von demselben bestätigen, was Du mir nicht glau-
ben willst."

Nebenchari's Stirn' verfinsterte sich, als Hib, seinem
Rufe folgend, in das Zimmer trat.

"Komm näher!" herrschte er dem Alten zu.

Hib folgte achselzuckend dem Befehle.

"Hast Du Dich von diesem Manne bestechen lassen?
Ja oder nein! Jch verlange die Wahrheit, denn es gilt
das Wohl oder Wehe meiner Zukunft. Bist Du in die
Schlingen dieses Meisters in allen Listen gegangen, so
verzeih' ich Dir, weil ich Dir, einem alten treuen Diener,
Vieles zu danken habe. Sage die Wahrheit, -- ich be-
schwöre Dich im Namen Deiner osirischen Väter!"

Das gelbliche Gesicht des Alten war während dieser
Worte seines Herrn erdfahl geworden. Mehrere Minuten
lang konnte er schluckend und schnaufend keine Antwort
finden. Endlich, nachdem es ihm gelungen war, die Thrä-
nen, welche sich mit aller Gewalt in seine Augen drängen
wollten, hinunterzuwürgen, rief er halb zornig, halb
weinerlich: "Hab' ich's nicht gleich gesagt? Er ist in
diesem Lande der Schmach und des Unheils verzaubert und
verderbt worden. Wessen man selber fähig ist, das traut
man auch Andern zu! Sieh' mich nur zornig an, ich mache
mir nichts daraus. Was kann es mich überhaupt noch
kümmern, wenn man mich, einen alten Mann, der sechzig
Jahre lang demselben Hause treu und redlich gedient hat,

der Lüge, wenn euch daran liegt, eure Zwecke zu för-
dern.“

„Du beurtheilſt mich und meine Landsleute nach ächt
ägyptiſcher Art; das heißt, Du hältſt uns, als Fremde,
für ſo ſchlecht als möglich; dießmal täuſcheſt Du Dich aber
in Deinem Verdachte! — Laß den alten Hib kommen und
Dir von demſelben beſtätigen, was Du mir nicht glau-
ben willſt.“

Nebenchari’s Stirn’ verfinſterte ſich, als Hib, ſeinem
Rufe folgend, in das Zimmer trat.

„Komm näher!“ herrſchte er dem Alten zu.

Hib folgte achſelzuckend dem Befehle.

„Haſt Du Dich von dieſem Manne beſtechen laſſen?
Ja oder nein! Jch verlange die Wahrheit, denn es gilt
das Wohl oder Wehe meiner Zukunft. Biſt Du in die
Schlingen dieſes Meiſters in allen Liſten gegangen, ſo
verzeih’ ich Dir, weil ich Dir, einem alten treuen Diener,
Vieles zu danken habe. Sage die Wahrheit, — ich be-
ſchwöre Dich im Namen Deiner oſiriſchen Väter!“

Das gelbliche Geſicht des Alten war während dieſer
Worte ſeines Herrn erdfahl geworden. Mehrere Minuten
lang konnte er ſchluckend und ſchnaufend keine Antwort
finden. Endlich, nachdem es ihm gelungen war, die Thrä-
nen, welche ſich mit aller Gewalt in ſeine Augen drängen
wollten, hinunterzuwürgen, rief er halb zornig, halb
weinerlich: „Hab’ ich’s nicht gleich geſagt? Er iſt in
dieſem Lande der Schmach und des Unheils verzaubert und
verderbt worden. Weſſen man ſelber fähig iſt, das traut
man auch Andern zu! Sieh’ mich nur zornig an, ich mache
mir nichts daraus. Was kann es mich überhaupt noch
kümmern, wenn man mich, einen alten Mann, der ſechzig
Jahre lang demſelben Hauſe treu und redlich gedient hat,

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[18/0026] der Lüge, wenn euch daran liegt, eure Zwecke zu för- dern.“ „Du beurtheilſt mich und meine Landsleute nach ächt ägyptiſcher Art; das heißt, Du hältſt uns, als Fremde, für ſo ſchlecht als möglich; dießmal täuſcheſt Du Dich aber in Deinem Verdachte! — Laß den alten Hib kommen und Dir von demſelben beſtätigen, was Du mir nicht glau- ben willſt.“ Nebenchari’s Stirn’ verfinſterte ſich, als Hib, ſeinem Rufe folgend, in das Zimmer trat. „Komm näher!“ herrſchte er dem Alten zu. Hib folgte achſelzuckend dem Befehle. „Haſt Du Dich von dieſem Manne beſtechen laſſen? Ja oder nein! Jch verlange die Wahrheit, denn es gilt das Wohl oder Wehe meiner Zukunft. Biſt Du in die Schlingen dieſes Meiſters in allen Liſten gegangen, ſo verzeih’ ich Dir, weil ich Dir, einem alten treuen Diener, Vieles zu danken habe. Sage die Wahrheit, — ich be- ſchwöre Dich im Namen Deiner oſiriſchen Väter!“ Das gelbliche Geſicht des Alten war während dieſer Worte ſeines Herrn erdfahl geworden. Mehrere Minuten lang konnte er ſchluckend und ſchnaufend keine Antwort finden. Endlich, nachdem es ihm gelungen war, die Thrä- nen, welche ſich mit aller Gewalt in ſeine Augen drängen wollten, hinunterzuwürgen, rief er halb zornig, halb weinerlich: „Hab’ ich’s nicht gleich geſagt? Er iſt in dieſem Lande der Schmach und des Unheils verzaubert und verderbt worden. Weſſen man ſelber fähig iſt, das traut man auch Andern zu! Sieh’ mich nur zornig an, ich mache mir nichts daraus. Was kann es mich überhaupt noch kümmern, wenn man mich, einen alten Mann, der ſechzig Jahre lang demſelben Hauſe treu und redlich gedient hat,

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/26>, abgerufen am 25.11.2024.