Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.erklärten ihm die Memphiten die Ursache ihrer Festfreude Höhnend und spottend wünschte er jetzt die Bekannt- Als der vergötterte Stier vor ihm stand, und er Nachdem der Apis an seiner Wunde gefallen war, erklärten ihm die Memphiten die Urſache ihrer Feſtfreude Höhnend und ſpottend wünſchte er jetzt die Bekannt- Als der vergötterte Stier vor ihm ſtand, und er Nachdem der Apis an ſeiner Wunde gefallen war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0232" n="222"/> erklärten ihm die Memphiten die Urſache ihrer Feſtfreude<lb/> und verſicherten, daß das Erſcheinen des göttlichen Stiers<lb/> jedesmal in ganz Aegypten durch Jubelfeſte und Aufzüge<lb/> begangen zu werden pflege. Nun ſchalt ſie Kambyſes<lb/> Lügner und verurtheilte ſie als ſolche zum Tode <hi rendition="#sup">150</hi>).<lb/> Dann ließ er die Prieſter kommen und bekam von ihnen<lb/> dieſelbe Antwort.</p><lb/> <p>Höhnend und ſpottend wünſchte er jetzt die Bekannt-<lb/> ſchaft des neuen Gottes zu machen und befahl, ihm den-<lb/> ſelben vorzuführen. Man brachte den Apis herbei und<lb/> erzählte ihm, derſelbe werde von einer jungfräulichen Kuh<lb/> durch die Berührung eines Blitzſtrahls gezeugt, müſſe<lb/> ſchwarz ſein, auf der Stirn’ ein weißes Dreieck, auf dem<lb/> Rücken das Bild eines Adlers, und an der Seite einen<lb/> zunehmenden Halbmond tragen. Am Schwanze ſuche man<lb/> bei ihm zweierlei Haar und an der Zunge einen Auswuchs<lb/> in Geſtalt des heiligen Käfers Scarabaeus <hi rendition="#sup">151</hi>).</p><lb/> <p>Als der vergötterte Stier vor ihm ſtand, und er<lb/> nichts Außergewöhnliches an demſelben entdecken konnte,<lb/> wurde Kambyſes wüthend und ſtieß ihm ſein Schwert in<lb/> die Seite <hi rendition="#sup">152</hi>). Als er das Blut ſtrömen und den Apis<lb/> zuſammenſtürzen ſah, lachte er gellend auf und rief: „Jhr<lb/> Narren! Eure Götter haben alſo Fleiſch und Blut und<lb/> laſſen ſich verwunden? Freilich iſt ſolche Thorheit eurer<lb/> vollkommen würdig. Aber ihr werdet ſehen, daß ich mich<lb/> nicht ſtraflos verſpotten laſſe. Heda, Trabanten! Peitſcht<lb/> dieſe Prieſter durch und tödtet Jeden, den ihr bei der<lb/> wahnſinnigen Feier ertappt!“ Man befolgte ſeine Befehle<lb/> und ſteigerte dadurch den Jngrimm der Aegypter auf’s<lb/> Höchſte.</p><lb/> <p>Nachdem der Apis an ſeiner Wunde gefallen war,<lb/> beſtatteten ihn die Memphiten heimlich in den bei’m Se-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
erklärten ihm die Memphiten die Urſache ihrer Feſtfreude
und verſicherten, daß das Erſcheinen des göttlichen Stiers
jedesmal in ganz Aegypten durch Jubelfeſte und Aufzüge
begangen zu werden pflege. Nun ſchalt ſie Kambyſes
Lügner und verurtheilte ſie als ſolche zum Tode 150).
Dann ließ er die Prieſter kommen und bekam von ihnen
dieſelbe Antwort.
Höhnend und ſpottend wünſchte er jetzt die Bekannt-
ſchaft des neuen Gottes zu machen und befahl, ihm den-
ſelben vorzuführen. Man brachte den Apis herbei und
erzählte ihm, derſelbe werde von einer jungfräulichen Kuh
durch die Berührung eines Blitzſtrahls gezeugt, müſſe
ſchwarz ſein, auf der Stirn’ ein weißes Dreieck, auf dem
Rücken das Bild eines Adlers, und an der Seite einen
zunehmenden Halbmond tragen. Am Schwanze ſuche man
bei ihm zweierlei Haar und an der Zunge einen Auswuchs
in Geſtalt des heiligen Käfers Scarabaeus 151).
Als der vergötterte Stier vor ihm ſtand, und er
nichts Außergewöhnliches an demſelben entdecken konnte,
wurde Kambyſes wüthend und ſtieß ihm ſein Schwert in
die Seite 152). Als er das Blut ſtrömen und den Apis
zuſammenſtürzen ſah, lachte er gellend auf und rief: „Jhr
Narren! Eure Götter haben alſo Fleiſch und Blut und
laſſen ſich verwunden? Freilich iſt ſolche Thorheit eurer
vollkommen würdig. Aber ihr werdet ſehen, daß ich mich
nicht ſtraflos verſpotten laſſe. Heda, Trabanten! Peitſcht
dieſe Prieſter durch und tödtet Jeden, den ihr bei der
wahnſinnigen Feier ertappt!“ Man befolgte ſeine Befehle
und ſteigerte dadurch den Jngrimm der Aegypter auf’s
Höchſte.
Nachdem der Apis an ſeiner Wunde gefallen war,
beſtatteten ihn die Memphiten heimlich in den bei’m Se-
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