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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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mir und den Möven und Seeraben, die ſein Grab um-
kreiſen!“

Ein gellender Schrei der Wuth entfuhr den Lippen
des Königs, der, von neuen Fieberſchauern ergriffen, neue
Phantaſieen ausſtoßend, zuſammenſank.

Nun vergingen lange Wochen, in denen jeder Tag
das Ende des Königs zu bringen drohte. Endlich beſiegte
ſein ſtarker Leib den gefahrvollen Rückfall; die Kräfte
ſeines Geiſtes hatten aber den Dämonen des Fiebers nicht
zu widerſtehen vermocht und blieben zerrüttet und geſchwächt
bis zu ſeiner letzten Stunde.

Als er das Krankenzimmer verlaſſen durfte und von
Neuem reiten und den Bogen ſpannen konnte, gab er ſich
dem Genuß des Weines zügelloſer hin, als vorher, und
verlor auch den letzten Reſt der Fähigkeit, ſich ſelbſt zu
beherrſchen.

Außerdem hatte ſich in ſeinem zerrütteten Geiſte der
Wahn feſtgeſetzt, Bartja ſei nicht todt, ſondern in den
Bogen des Königs der Aethiopen verwandelt worden und
der Feruer *) ſeines verſtorbenen Vaters habe ihm be-
fohlen, demſelben durch die Beſiegung des ſchwarzen Volkes
ſeine frühere Geſtalt wieder zu geben.

Dieſer Gedanke, den er jedem Einzelnen in ſeiner
Umgebung, gleich einem großen Geheimniſſe, anvertraute,
verfolgte ihn Tag und Nacht und ließ ihn nicht ruhen,
bis er mit einem großen Heere nach Aethiopien aufge-
brochen war. Aber er mußte unverrichteter Sache heim-
kehren, nachdem der größte Theil deſſelben durch Hitze und
Mangel an Speiſe und Trank einen kläglichen Untergang
gefunden hatte. Ein Schriftſteller, der beinahe zu ſeinen

*) Siehe II. Theil Anmerk. 54.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/230>, abgerufen am 25.02.2025.