Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.dasselbe Wort des Krösus, welches den edlen Gefühlen in Darauf ging er sinnend auf und ab und trat häufig Als endlich das Dunkel der Nacht dem hellen Morgen- Bartja war wenige Stunden nach dem verhängniß- *) II. Theil Anmerk. 29.
daſſelbe Wort des Kröſus, welches den edlen Gefühlen in Darauf ging er ſinnend auf und ab und trat häufig Als endlich das Dunkel der Nacht dem hellen Morgen- Bartja war wenige Stunden nach dem verhängniß- *) II. Theil Anmerk. 29.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="203"/> daſſelbe Wort des Kröſus, welches den edlen Gefühlen in<lb/> ſeiner Bruſt den Sieg verſchafft hatte, ließ dieſelben jetzt<lb/> unterliegen: „Ein Herrſcher findet jederzeit ruchloſe Diener!“<lb/> Dieſer Satz beſchimpfte ihn zwar, erinnerte ihn aber daran,<lb/> daß, wenn er dem Könige trotzen würde, hundert Andre<lb/> den Befehl deſſelben zu vollziehen bereit ſein würden.<lb/> Kaum war ihm dieſer Gedanke vollkommen klar geworden,<lb/> als er von ſeinem Lager aufſprang, die zahlreichen Dolche,<lb/> welche wohlgeordnet über demſelben hingen, prüfte und<lb/> den ſchärfſten auf das vor ihm ſtehende Tiſchchen legte.</p><lb/> <p>Darauf ging er ſinnend auf und ab und trat häufig<lb/> an die Fenſteröffnung, um zu ſehen, ob es nicht tagen wolle,<lb/> und um ſeine heiße Stirn zu kühlen.</p><lb/> <p>Als endlich das Dunkel der Nacht dem hellen Morgen-<lb/> lichte gewichen war und ihn das die Knaben zum Früh-<lb/> gebet rufende Erz <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil Anmerk. 29.</note> von Neuem an ſeine Söhne erinnerte,<lb/> prüfte er den Dolch zum zweiten Male. Als eine reich-<lb/> geſchmückte Schaar von Höflingen, um ſich zum Könige<lb/> zu begeben, an ſeinem Hauſe vorüberritt, ſteckte er den-<lb/> ſelben in ſeinen Gürtel. Als ſich endlich das muntre<lb/> Gelächter ſeines jüngſten Kindes aus dem Weibergemache<lb/> vernehmen ließ, ſetzte er mit einer gewiſſen Heftigkeit die<lb/> Tiara auf das Haupt und ging, ohne ſeinem Weibe Lebe-<lb/> wohl zu ſagen, von mehreren Sklaven begleitet, zum Nile,<lb/> warf ſich dort in eine Barke und befahl den Ruderknechten,<lb/> ihn ſofort nach Sais zu befördern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Bartja war wenige Stunden nach dem verhängniß-<lb/> vollen Bogenſchießen dem Rathe des Kröſus gefolgt und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0213]
daſſelbe Wort des Kröſus, welches den edlen Gefühlen in
ſeiner Bruſt den Sieg verſchafft hatte, ließ dieſelben jetzt
unterliegen: „Ein Herrſcher findet jederzeit ruchloſe Diener!“
Dieſer Satz beſchimpfte ihn zwar, erinnerte ihn aber daran,
daß, wenn er dem Könige trotzen würde, hundert Andre
den Befehl deſſelben zu vollziehen bereit ſein würden.
Kaum war ihm dieſer Gedanke vollkommen klar geworden,
als er von ſeinem Lager aufſprang, die zahlreichen Dolche,
welche wohlgeordnet über demſelben hingen, prüfte und
den ſchärfſten auf das vor ihm ſtehende Tiſchchen legte.
Darauf ging er ſinnend auf und ab und trat häufig
an die Fenſteröffnung, um zu ſehen, ob es nicht tagen wolle,
und um ſeine heiße Stirn zu kühlen.
Als endlich das Dunkel der Nacht dem hellen Morgen-
lichte gewichen war und ihn das die Knaben zum Früh-
gebet rufende Erz *) von Neuem an ſeine Söhne erinnerte,
prüfte er den Dolch zum zweiten Male. Als eine reich-
geſchmückte Schaar von Höflingen, um ſich zum Könige
zu begeben, an ſeinem Hauſe vorüberritt, ſteckte er den-
ſelben in ſeinen Gürtel. Als ſich endlich das muntre
Gelächter ſeines jüngſten Kindes aus dem Weibergemache
vernehmen ließ, ſetzte er mit einer gewiſſen Heftigkeit die
Tiara auf das Haupt und ging, ohne ſeinem Weibe Lebe-
wohl zu ſagen, von mehreren Sklaven begleitet, zum Nile,
warf ſich dort in eine Barke und befahl den Ruderknechten,
ihn ſofort nach Sais zu befördern.
Bartja war wenige Stunden nach dem verhängniß-
vollen Bogenſchießen dem Rathe des Kröſus gefolgt und
*) II. Theil Anmerk. 29.
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