Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.wesen sein, denn morgen hätte es ein Paar Augen weniger Bartja lächelte und sagte, die Hand seiner Sappho Die junge Mutter erwiederte den Druck der geliebten "Er verwöhnt Dich auch schrecklich," gab Zopyros "O Du unhöflicher Perser," lachte Syloson, "wir "Jhr Hellenen etwa?" fragte der Jüngling. "Beim "So ist es!" sagte Rhodopis. "Die Einwohner dieses weſen ſein, denn morgen hätte es ein Paar Augen weniger Bartja lächelte und ſagte, die Hand ſeiner Sappho Die junge Mutter erwiederte den Druck der geliebten „Er verwöhnt Dich auch ſchrecklich,“ gab Zopyros „O Du unhöflicher Perſer,“ lachte Syloſon, „wir „Jhr Hellenen etwa?“ fragte der Jüngling. „Beim „So iſt es!“ ſagte Rhodopis. „Die Einwohner dieſes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="178"/> weſen ſein, denn morgen hätte es ein Paar Augen weniger<lb/> auf der Welt gegeben!“</p><lb/> <p>Bartja lächelte und ſagte, die Hand ſeiner Sappho<lb/> drückend: „Jch glaube beinah, daß ich mich Zeit Lebens<lb/> mit <hi rendition="#g">einem</hi> Weibe begnügen werde!“</p><lb/> <p>Die junge Mutter erwiederte den Druck der geliebten<lb/> Hand und ſagte: „Jch traue Dir nicht, Freund Zopyros,<lb/> denn es ſcheint mir, als fürchteteſt Du weniger den Zorn<lb/> jener Dir gleichgültigen Weſen, als einen Verſtoß gegen<lb/> die Sitten Deiner Heimat zu begehen. — Man hat mir<lb/> ſchon erzählt, daß man in den Frauengemächern meinen<lb/> armen Bartja ausſchilt, weil er mich nicht von Eunuchen<lb/> bewachen läßt, und mir geſtattet, ſeine Freuden zu theilen.“</p><lb/> <p>„Er verwöhnt Dich auch ſchrecklich,“ gab Zopyros<lb/> zurück, „und unſre Weiber berufen ſich ſchon, wenn wir<lb/> ſie ein wenig kurz halten, auf ſeine Güte und Nachſicht.<lb/> Jn den nächſten Tagen wird an der Pforte des Königs<lb/> eine Empörung der Frauen losbrechen, und die Achämeniden,<lb/> welche ſcharfen Schwertern und Pfeilen entkamen, werden<lb/> ſpitzen Zungen und ſchneidigen Nägeln unterliegen.“</p><lb/> <p>„O Du unhöflicher Perſer,“ lachte Syloſon, „wir<lb/> müſſen Dir größere Ehrfurcht vor den Ebenbildern Aphro-<lb/> dite’s beibringen.“</p><lb/> <p>„Jhr Hellenen etwa?“ fragte der Jüngling. „Beim<lb/> Mithra, unſre Frauen haben es eben ſo gut, als die<lb/> euern. Nur die Aegypterinnen leben unglaublich frei!“</p><lb/> <p>„So iſt es!“ ſagte Rhodopis. „Die Einwohner dieſes<lb/> ſeltenen Landes gewähren ſeit Jahrtauſenden meinem ſchwa-<lb/> chen Geſchlechte daſſelbe Recht, welches ſie für ſich ſelbſt<lb/> beanſpruchen. Jn mancher Beziehung haben ſie uns ſogar<lb/> den Vorzug gegeben. Gebietet doch z. B. das ägyptiſche<lb/> Geſetz nicht den Söhnen, ſondern den Töchtern, die greiſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0188]
weſen ſein, denn morgen hätte es ein Paar Augen weniger
auf der Welt gegeben!“
Bartja lächelte und ſagte, die Hand ſeiner Sappho
drückend: „Jch glaube beinah, daß ich mich Zeit Lebens
mit einem Weibe begnügen werde!“
Die junge Mutter erwiederte den Druck der geliebten
Hand und ſagte: „Jch traue Dir nicht, Freund Zopyros,
denn es ſcheint mir, als fürchteteſt Du weniger den Zorn
jener Dir gleichgültigen Weſen, als einen Verſtoß gegen
die Sitten Deiner Heimat zu begehen. — Man hat mir
ſchon erzählt, daß man in den Frauengemächern meinen
armen Bartja ausſchilt, weil er mich nicht von Eunuchen
bewachen läßt, und mir geſtattet, ſeine Freuden zu theilen.“
„Er verwöhnt Dich auch ſchrecklich,“ gab Zopyros
zurück, „und unſre Weiber berufen ſich ſchon, wenn wir
ſie ein wenig kurz halten, auf ſeine Güte und Nachſicht.
Jn den nächſten Tagen wird an der Pforte des Königs
eine Empörung der Frauen losbrechen, und die Achämeniden,
welche ſcharfen Schwertern und Pfeilen entkamen, werden
ſpitzen Zungen und ſchneidigen Nägeln unterliegen.“
„O Du unhöflicher Perſer,“ lachte Syloſon, „wir
müſſen Dir größere Ehrfurcht vor den Ebenbildern Aphro-
dite’s beibringen.“
„Jhr Hellenen etwa?“ fragte der Jüngling. „Beim
Mithra, unſre Frauen haben es eben ſo gut, als die
euern. Nur die Aegypterinnen leben unglaublich frei!“
„So iſt es!“ ſagte Rhodopis. „Die Einwohner dieſes
ſeltenen Landes gewähren ſeit Jahrtauſenden meinem ſchwa-
chen Geſchlechte daſſelbe Recht, welches ſie für ſich ſelbſt
beanſpruchen. Jn mancher Beziehung haben ſie uns ſogar
den Vorzug gegeben. Gebietet doch z. B. das ägyptiſche
Geſetz nicht den Söhnen, ſondern den Töchtern, die greiſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |