Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864."Jntaphernes zog uns geschickt genug aus der Schlinge," "Mir scheint," antwortete unser kluger Freund, "als "Schön, schön," rief die Greisin dem Freunde lä- "Mit großem Beifall. Er dankte dem Krösus und "Jch aber," fuhr der Greis, das Wort ergreifend, „Jntaphernes zog uns geſchickt genug aus der Schlinge,“ „Mir ſcheint,“ antwortete unſer kluger Freund, „als „Schön, ſchön,“ rief die Greiſin dem Freunde lä- „Mit großem Beifall. Er dankte dem Kröſus und „Jch aber,“ fuhr der Greis, das Wort ergreifend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0184" n="174"/> <p>„Jntaphernes zog uns geſchickt genug aus der Schlinge,“<lb/> lachte Zopyros, „denn er rief dem Könige zu: ‚Wir denken,<lb/> daß <hi rendition="#g">Du</hi> den Vorzug verdienſt, weil Du das Gebiet des<lb/> Kyros nicht nur ohne Schmälerung beſitzeſt, ſondern auch<lb/> unſer Reich über das Meer hinaus durch die Eroberung<lb/> von Aegypten vergrößert haſt!‘ Dieſe Antwort behagte<lb/> jedoch dem Könige nicht, denn er ſchlug mit der Fauſt auf<lb/> den Tiſch und rief: „Schmeichler, elende Schmeichler!“<lb/> Jntaphernes erſchrak nicht wenig über dieſen unerwarte-<lb/> ten Angriff; — der König aber wandte ſich an Kröſus<lb/> und befragte dieſen um ſeine Meinung.</p><lb/> <p>„Mir ſcheint,“ antwortete unſer kluger Freund, „als<lb/> hätteſt Du den Werth Deines Vaters noch nicht erreicht;<lb/> fehlt Dir doch,“ fügte er begütigend hinzu, „ein Sohn,<lb/> wie ihn der hohe Verſtorbene in Dir hinterließ <hi rendition="#sup">117</hi>).“</p><lb/> <p>„Schön, ſchön,“ rief die Greiſin dem Freunde lä-<lb/> chelnd zu, indem ſie in die Hände klatſchte, „dieſe Worte hätten<lb/> dem vielgewandten Odyſſeus Ehre gemacht! Aber wie<lb/> nahm der König dieſe mit ſüßem Honig beſtrichene Pille<lb/> der Wahrheit auf?“</p><lb/> <p>„Mit großem Beifall. Er dankte dem Kröſus und<lb/> nannte ihn ſeinen Freund.“</p><lb/> <p>„Jch aber,“ fuhr der Greis, das Wort ergreifend,<lb/> fort, „benutzte die Gelegenheit, um ihn von ſeinem Vor-<lb/> haben, die lange lebenden Athiopen, Ammonier und Kar-<lb/> thager zu bekriegen, abzubringen. Von erſterem Volke<lb/> weiß man nur märchenhafte Dinge und wird, bekriegt<lb/> man daſſelbe, mit großen Opfern einen kleinen Gewinn<lb/> erkaufen. Die Oaſe des Ammon iſt wegen der Wüſte,<lb/> welche dieſelbe von Aegypten trennt, für ein größeres Heer<lb/> kaum zugänglich, und es ſcheint mir ſündhaft, gegen einen<lb/> Gott und die Schätze eines ſolchen, möge man auch nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0184]
„Jntaphernes zog uns geſchickt genug aus der Schlinge,“
lachte Zopyros, „denn er rief dem Könige zu: ‚Wir denken,
daß Du den Vorzug verdienſt, weil Du das Gebiet des
Kyros nicht nur ohne Schmälerung beſitzeſt, ſondern auch
unſer Reich über das Meer hinaus durch die Eroberung
von Aegypten vergrößert haſt!‘ Dieſe Antwort behagte
jedoch dem Könige nicht, denn er ſchlug mit der Fauſt auf
den Tiſch und rief: „Schmeichler, elende Schmeichler!“
Jntaphernes erſchrak nicht wenig über dieſen unerwarte-
ten Angriff; — der König aber wandte ſich an Kröſus
und befragte dieſen um ſeine Meinung.
„Mir ſcheint,“ antwortete unſer kluger Freund, „als
hätteſt Du den Werth Deines Vaters noch nicht erreicht;
fehlt Dir doch,“ fügte er begütigend hinzu, „ein Sohn,
wie ihn der hohe Verſtorbene in Dir hinterließ 117).“
„Schön, ſchön,“ rief die Greiſin dem Freunde lä-
chelnd zu, indem ſie in die Hände klatſchte, „dieſe Worte hätten
dem vielgewandten Odyſſeus Ehre gemacht! Aber wie
nahm der König dieſe mit ſüßem Honig beſtrichene Pille
der Wahrheit auf?“
„Mit großem Beifall. Er dankte dem Kröſus und
nannte ihn ſeinen Freund.“
„Jch aber,“ fuhr der Greis, das Wort ergreifend,
fort, „benutzte die Gelegenheit, um ihn von ſeinem Vor-
haben, die lange lebenden Athiopen, Ammonier und Kar-
thager zu bekriegen, abzubringen. Von erſterem Volke
weiß man nur märchenhafte Dinge und wird, bekriegt
man daſſelbe, mit großen Opfern einen kleinen Gewinn
erkaufen. Die Oaſe des Ammon iſt wegen der Wüſte,
welche dieſelbe von Aegypten trennt, für ein größeres Heer
kaum zugänglich, und es ſcheint mir ſündhaft, gegen einen
Gott und die Schätze eines ſolchen, möge man auch nicht
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